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Nr. 4 HEIDELBERGER 1850.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Zellwegei*: Diplomatische Verhältnisse der Schwei«
mit Frankreich.

(Schluss.)
„Ich arbeite, schreibt er, unablässig daran, den Bernern Eines
zu versetzen. Das Waadtland, nicht als Kanton, sondern als Republik,
wie das Wallis, ist einer der wichtigsten Gegenstände. (Zellweger,
S. 549.) — Leicht könnte man das Waadtland zur Empörung bringen;
Adel und Volk sind überdiess in Folge der bisherigen Behandlung dafür
gestimmt. Eine solche Revolution wird gute Früchte tragen. Die Katho-
liken würden sie gewiss begünstigen; zuvor aber müsste man sich des
Herzogs von Savoyen versichern. — Könnte man die Waadt zur Repu-
blik erheben und unter den besondern Schutz des Königs bringen, so
würde der Stand Bern hierdurch in seine alten Grenzen zurückgedrängt,
und vielleicht zur Anhänglichkeit an Frankreich genöthigt, welche er nie
haben wird, so lange er mächtiger als seine Mitstände ist. Man sollte,
um den Bernern einen andern Zaum anzulegen, Versoix zu einer Festung
umschaffen, und dort beständig eine zahlreiche Garnison halten. Schon
durch die wenigen Pfähle, die man um Versoix herum in die Erde schlug,
wurde ihnen ja eine erschreckliche Angst eingejagt.“ — (Schweizermu-
seum, S. 630.) Öiese Pläne genügten aber dem Gesandten, dessen In-
struktion auf Frieden und Eintracht lautete, noch nicht; er fachte
auf alle mögliche Weise den Toggenburger Krieg an und vereinigte
nach dem für Bern und Zürich günstigen Ausgang desselben die zehn
katholischen Stände zu dem sogeheissenen Trüklibund (9. Mai 1715),
dessen geheime Artikel, in einer versiegelten Kiste oder Schachtel
(Trüldi) aufbewahrt, dem französischen Könige ein förmliches Protektorat
über die durch Religionshass, List und Geld bethörten Katholiken ver-
schaffen sollten. Dabei wollte man natürlich gemach die Altgläubi-
gen als eigene Eidgenossenschaft von den Evangelischen ablösen
und dergestalt die schwachen Bande des gesammten Schweizerbundes mit
der Zeit zerreissen. Z e 11 w e g e r hat alle Kniffe und Schliche des Ge-
sandten auf der einen, alle Leidenschaften der verblendeten Katholiken
auf der andern Seite genau aufgesucht und geschildert j das ganze Rän-
XLIII. Jahrg. 1. Doppelheft.
 
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