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Nr. 43.

HEIDELBERGER

1850.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

(äroosi Tlieokratisehes Weltregiment»

(Schluss.)
Sehr richtig bemerkt der Verf., dass diese Energie in dem „eigentüm-
lichen Streben zum Selbstsländigwerden sich äussere.“ Er sucht diesen apho-
ristisch aufgesteilten Satz dadurch „a posteriori” zu beweisen, dass dieses
Streben nach Selbstständigkeit schon im Mutterleibe sich geltend mache,
indem nicht nur durch das „Zusammenziehen des mütterlichen Behälters,“
sondern auch durch das Streben des Fötus selbst die Geburt zu Stande
komme. Die Energie ist ihm aber ferner „eine progressive d. h.
ein angebornes Streben auf eine immer wechselnde Annäherung zum Gu-
ten, zum immer höhern Gut bis zum höchsten Gut, Gott, also ins Un-
endliche.“ Diese Andeutung läuft nur auf einem anderen Wege zum
Kant’schen Postulate der praktischen Vernunft, auf einem Wege, der je-
denfalls Berücksichtigung verdient. Da der Verf. in dieser Schrift Alles
von Gott als der ersten und letzten Ursache ableitet und auf Gott zu-
rückführt, also die ganze Natur theokratisch auffasst, so ist ihm die
Unsterblichkeit „Rückkehr in die heilige Quelle, woraus wir ursprünglich
geflossen“ (S. 12.), Gott selbst „die heilige Urkraft.“ Denn darum hat
der Mensch, wie er sagt „das angeborne Streben zum Genüsse des Gu-
ten, also zur Rückkehr zur Urkraft.“ Darum ist ihm auch, weil er die
Natur nicht ohne die Urkraft, Gott denken kann, der Mensch „Got-
tes Eigenthum im Leben und im Tode.“
Indem dem Verf. in seiner progressiven Sehlussweise von den ein-
zelnen Dingen zu Gott das wirklich existirende, einzelne Ding der Sin-
nenwelt a, Gott, zu dem er aufsteigt, x ist, glaubt er, dass wir wohl
durch Vernunftschlüsse „bis ans x gelangen.“ Aber dieses YZ, schliesst
der denkende Herr Verf., der noch im höchsten Greisenalter die Geistes-
kraft, „den unendlichen Lebensfunken,“ ungeschwächt und ungetrübt in
sich zu bewahren das seltene Glück hat, seine anziehende Untersuchung
über die Realität der übersinnlichen Ideen, „ist eine Hieroglyphe, welche
sterbliche Augen zu entziffern nicht vermögen, und die jeden Versuch
dazu mit Erblindung bestraft. Aber schon genug, die wirkliche Existenz
dieser göttlichen Hieroglyphe erforscht zu wissen! Sie ruft uns laut zu:
Wir sind unseres und des Universums heiligen Schöpfers Eigenthum im
XLIII. Jahrg. 5. Doppelheft. 43
 
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