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»r. 7. HEIDELBERGER 1850.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Smitlisonians Contributlons.

(Fortsetzung.)
Unläugbar war das grosse fruchtbare Thal des Mississippi einst der
Wohnsitz eines mächtigen Ackerbau treibenden Volks, das in der Cultur
höher stand als die jetzt dort herumirrenden elenden Indianerhorden.
Hiefür sprechen die in so grosser Zahl entdeckten alten Denkmäler, de-*
ren mit jedem Tage neue aufgefunden werden, sowie die sie verbergen-
den Waldungen von den emsigen Colonisten mehr gelichtet werden.
Sie bestehen in grossen Verschanzungen und Festungswerken, aus Erde
und Steinen gebildet, die sich oft Meilen weit erstrecken, und in hohen
terrassenmässig aufgeführten Pyramiden und Grabhügeln. Solche Werke
können nicht von kleinen Indianerhaufen errichtet seyn, die von der
Jagd sich nährend in Dürftigkeit leben, und keiner grossen Anstrengung
fähig sind. Sie müssen vielmehr durch die vereinten und wohlgeleiteten
Kräfte eines grossen und mächtigen Volkes errichtet worden seyn, wel-
ches feste Wohnsitze hatte und im Ackerbau die reiche Quelle seines
Unterhalts fand. In den Monumenten wurden viele Alterthümer verschie-
dener Art entdeckt, schön geformtes und geschmackvoll verziertes Töp-
fergeschirr, aus Kupfer und Steinen gefertigte Waffen und Geräthschaften,
und mancherlei mit Kunstfertigkeit aus Kupfer, Silber, Perlen, Seemuscheln
und Marienglas gebildeter Schmuck. Offenbar sind diese Gegenstände
die Erzeugnisse eines Volks, das in der Gesittung und den Künsten eine
höhere Stufe erreicht hatte, als die rohen Indianerhorden.
So erscheint uns denn das Thal des majestätischen Mississippi als
eine Wiege der Cultur für die Bewohner der neuen Welt, wie einst das
Thal des Nils, des Euphrat und des Ganges eine solche für die Bewoh-
ner der alten Welt war. Die spanischen Eroberer trifft nicht nur der
gerechte Vorwurf, den Entwicklungsgang der Völker der neuen Welt
durch die Unterjochung Mexicos, Perus und anderer Reiche auf eine ge-
waltsame Weise unterbrochen und zerstört zu haben; nein, die umreis-
senden und fanatischen Mönche und blinden Glaubenseiferer in ihrem Ge-
folge haben selbst die in hieroglyphitischen Malereien aufbewahrten alten
Geschichtswerke der zu Boden getretenen Völker als heidnische Zauber-
XLIII, Jahrg. 1. Heft. 7
 
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