Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Sr. 58. HEIDELBERGER 1850.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Oersted t Oer Geist in der Matur«

(Schluss.)
Der Gegner Oersted’s glaubte, dass dieser durch die Annahme
der Nothwendigkeit der Naturgesetze und ihrer Identität mit den in der
Allvernunft fGottj begründeten Vernunftgesetzen der theologischen Lehre
von der menschlichen Freiheit und der Behauptung der Theologen zu
nahe trete, dass die Wirkungen der menschlichen Freiheit besondere,
ausserhalb der allgemeinen Vernunftgesetzgebung eingreifende Handlungen
der Gottheit nölhig machen. Der Verf. vertheidigt mit vielem Geschicke
seine Behauptung gegen diese Einwendungen, und stellt gegen Mynster
den Satz auf, dass „diese Wirkungen unter die Vernunftordnung des
Ganzen durch die ewigen Naturgesetze selbst eingeordnet seien.“ Er er-
läutert dieses durch von Maschinen und menschlichen Einrichtungen her-
genommene Beispiele. Mit Recht weist er die falsche Vorstellung zurück,
dass „man bei der Annahme, Gottes Regierung geschehe nach ewigen Ge-
setzen, sich Gott nothwendig als unwirksam vorstellen müsse.“
Der Verf. hatte in seinem „Geist der Natur“ das Gesetz festge-
halten, dass alle Entwicklung der Natur bei dem Unvollkommenen oder
Niedern anfange, und nach und nach zu dem Vollkommenen oder Hohem
übergehe, dass also „alle Dinge im Dasein von etwas Unentwickeltem
anfangen, um eine unüberschaubare Entwicklungsreihe zu durchlaufen“
(S. 56). Diese ganz gewiss begründete Ansicht hatte der Gegner in
seinen „Bemerkungen“ in die Frage aufgefasst: „Aber wesshalb ist es
denn ein Vernunftgesetz, dass Alles vom Unvernünftigen, ja vom Ver-
nunftwidrigen anfangen soll?“ Dessbalb, weil nach der richtigen Natur-
auffassung „Alles in der Welt von Etwas beginnt, worin das Vernünf-
tige nur als ein verborgener Keim liegt“, kann man nicht sagen, dass
es mit „ einem Vernunftwidrigen “ anfange. Ist der Mensch darum,
weil er sein Leben „ als völlig bewusstloser Fruchlkeim“ und nach der
Geburt „als vernunftloses, zartes Kind“ beginnt, anfangs „vernunftwidrig?“
Ist nicht vielmehr der Keim dessen, was aus ihm wird, bereits als
Anlage in ihm, die erst durch die äussere Erregung sich entwickelt?
Der Gegner kann sich unmöglich auf die Geschichte berufen, welche
XLIII. Jahrg. 5. Doppelheft, 58
 
Annotationen