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»r. 41. HEIDELBERGER 1850.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Pragmatische Erzählung der kirchlichen Ereignisse in
der katholischen Schweiz von der helvetischen Re-
volution bis auf die Gegenwart. Ein Beitrag zur Kir-
chengeschichte des XIX. Jahrhunderts. Mit einer einleiten-
den D ar Stellung der kir chlichen Verhältnisse der
katholischen Schweiz von den frühesten Zeiten bis
zur H elv etik. Von Dr. Ludwig Sn eil, Christ. W. Glück
und Dr. A. Henne. Erster Band. Bis zur helvetischen Revo-
lution, von Chr. W. Glück. Mannheim. Verlag von Basser-
mann. 1850. 8. Vorwort IV. Text S. 604.
Einem Stück Eisen zwischen zwei Magneten gleich schwanke, ist
Savonarola’s Lehre,*) die menschliche Seele zwischen göttlichen und
irdischen Dingen, zwischen Glauben und Sinn. Dasselbe polarische Wech-
selverhältniss, dargestellt durch das bekannte Gleichniss von dem geist-
lichen und weltlichen Schwert, hat, könnte man sagen, seit Jahrhunder-
ten in den rechtlichen und dynastischen Beziehungen des christlichen
Staats und der christlichen Kirche Spielraum gesucht und gefunden. Das
von beiden Magneten aber angezogene, hin und her bewegte Eisen ist
die menschliche Gesittung; auf Kreuz- und Umwegen schreitet sie haupt-
sächlich desshalb vorwärts, weil theils die beiden Gewalten einander das
Gleichgewicht halten, theils im unablässigen Kampfe Vortheile abgewin-
nen und es selten vertragsmässig dahin bringen, dass die Gebiete ge-
trennt und für das mein und dein durch scharfe Marksteine gesondert
und bezeichnet werden. Darum tritt ein häufiges Ebben und Fluthen
der Macht ein, welche für das geistliche und weltliche Feldlager ohne
Rücksicht auf katholisches, griechisches und protestantisches Bekenntniss
ihre eigenthümliche Strategie und Taktik, Shre Siege und Niederlagen
entwickelt. Den antiken Völkern war dieses oft sehr verschlungene,
mannichfaltige und meistens sehr lehrreiche Drama zweier einander be-
kämpfenden Gewalten eigentlich unbekannt; denn entweder verschlang
wie bei den Juden, Tuskern und Aegyptern die Theokratie

♦) Bei Ranke Geschichte der germanischen und romanischen Völker.
Seite 106.
XLIII. Jahrg. 5. Doppelheft.

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