Nr; 15.
HEIDELBERGER
1850.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
- ... ......
Kosniosltteratiir.
Die in pag. 277 — 296 des vorigen Jahrganges besprochenen
Werke von Cotta und Reuschle haben indessen eine zweite Auflage
erlebt, ein neuer Beweis, welch grosses Interesse das grössere Publikum
an dem Humboldt1 sehen Werke nimmt. Auch eine englische Ueber-
setznng der Cotta1 sehen Briefe ist in London erschienen. Der zweite
Theil dieser Briefe lässt immer noch auf sich warten. Ein neuer Ver-
such, das Humboldt1 sehe Werk zu commenliren oder wenigstens die
Idee des Kosmos in populärer Form wiederzugeben, ist:
Kosmos oder Geschichte des Weltalls, der Erde und ihrer Bewohner,
Ein Volksbuch von Dr. C. G. Giebel, Privatdocenten an der
Universität in Halle. Mit in den Text eingedruckten Holzschnit-
ten. Leipzig bei Eduard Kummer. 1850. Druck von C. E. Elbert
in Leipzig. 8. 326.
Schon die ausgezeichnet geschriebene Einleitung . lässt durch ihre
gefühlvolle Sprache einen günstigen Eindruck bei dem Leser zurück, der
durch das erste Capitel „Das Weltall“ durchaus nicht getrübt wird, in-
dem der Verf. schon hier vollkommen erweist, dass er seine Aufgabe,
für das Volk zu schreiben, richtig erkannt hat. Wenn man für das Volk
schreibt, so muss das Geschriebene eine tiefe moralische, ja nach unserm
Wunsche religiöse Grundlage haben. In einer Geschichte der Natur ist
es Yon grosser Bedeutung, ja sogar nothwendig, die grossen Resultate,
welche allein durch das forschende Streben des menschlichen Geistes er-
zielt werden, dem Menschen, der diese Bestrebungen seiner Mitgenossen
nicht kennt, recht anschaulich zu machen; dabei darf man aber nicht
vergessen, dass der Mensch eine höhere Macht über sich hat und dass
auch sein Geist sich dieser fügen muss; diesen Grundsatz hat der Verf.
im Ganzen richtig aufgefasst und dadurch einen bedeutenden Vortheil
über viele Naturforscher, welche für das Volk geschrieben haben und
noch schreiben, errungen. Doch kommen aber in diesem Werke Stellen
vor, welche nicht in ein Volksbuch passen, wie z. B. in der Abtheilung
XLIII. Jahrg. 2. Doppelheft. 15
HEIDELBERGER
1850.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
- ... ......
Kosniosltteratiir.
Die in pag. 277 — 296 des vorigen Jahrganges besprochenen
Werke von Cotta und Reuschle haben indessen eine zweite Auflage
erlebt, ein neuer Beweis, welch grosses Interesse das grössere Publikum
an dem Humboldt1 sehen Werke nimmt. Auch eine englische Ueber-
setznng der Cotta1 sehen Briefe ist in London erschienen. Der zweite
Theil dieser Briefe lässt immer noch auf sich warten. Ein neuer Ver-
such, das Humboldt1 sehe Werk zu commenliren oder wenigstens die
Idee des Kosmos in populärer Form wiederzugeben, ist:
Kosmos oder Geschichte des Weltalls, der Erde und ihrer Bewohner,
Ein Volksbuch von Dr. C. G. Giebel, Privatdocenten an der
Universität in Halle. Mit in den Text eingedruckten Holzschnit-
ten. Leipzig bei Eduard Kummer. 1850. Druck von C. E. Elbert
in Leipzig. 8. 326.
Schon die ausgezeichnet geschriebene Einleitung . lässt durch ihre
gefühlvolle Sprache einen günstigen Eindruck bei dem Leser zurück, der
durch das erste Capitel „Das Weltall“ durchaus nicht getrübt wird, in-
dem der Verf. schon hier vollkommen erweist, dass er seine Aufgabe,
für das Volk zu schreiben, richtig erkannt hat. Wenn man für das Volk
schreibt, so muss das Geschriebene eine tiefe moralische, ja nach unserm
Wunsche religiöse Grundlage haben. In einer Geschichte der Natur ist
es Yon grosser Bedeutung, ja sogar nothwendig, die grossen Resultate,
welche allein durch das forschende Streben des menschlichen Geistes er-
zielt werden, dem Menschen, der diese Bestrebungen seiner Mitgenossen
nicht kennt, recht anschaulich zu machen; dabei darf man aber nicht
vergessen, dass der Mensch eine höhere Macht über sich hat und dass
auch sein Geist sich dieser fügen muss; diesen Grundsatz hat der Verf.
im Ganzen richtig aufgefasst und dadurch einen bedeutenden Vortheil
über viele Naturforscher, welche für das Volk geschrieben haben und
noch schreiben, errungen. Doch kommen aber in diesem Werke Stellen
vor, welche nicht in ein Volksbuch passen, wie z. B. in der Abtheilung
XLIII. Jahrg. 2. Doppelheft. 15