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HEIDELBERGER

1850.

Nr. 45.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Ileiigsteiibergs Ule Offenbarung Joliannift«
Die Offenbarung des heiligen Johannes für solche, die in der Schrift
forschen, erläutert von E. W. H eng Stenberg. /. Berlin 1849.
Verlag ton L. Oehmigke. VIII unfI 632 S. in 8.
Eine der wenigen bedeutenden Erscheinungen auf dem Gebiete der
Theologie in dem Jahre 1849 ist das vorliegende Werk, die gereifte
Frucht auf einem lange sorgfältig gepflegten Boden. Ohnehin lässt sich von
Herrn Hengstenberg in philologischer, historischer und kritischer Hin-
sicht nur Gediegenes erwarten. Ein tiefer Ernst geht durch dieses Werk,
und macht es ebenso wichtig für die Wissenschaft, als fruchtbar für das
Leben. Dadurch wird die Ausführlichkeit gerechtfertigt, welche, wenn
man bloss die wissenschaftliche Seite ins Auge fasst, mehr beschränkt
worden wäre, ohne in die Kürze sich einzuengen, w’ie sie de Wette
liebt, der es allerdings verstand, auf ausserordentlich engem Raume viel
zu geben. Dagegen vermissen wir bei Letztgenanntem das diese Masse
richtende Urtheil. Dies von einem de Wette zu behaupten, ist wohl
Manchem auffallend, weil er gerade die Kritik als seinen Beruf ansah.
Aber noch in seinem Commentar über die Apokalypse, der uns bei der
Anzeige der Hengsten berg'’sehen Schrift nahe liegt, kommt de We11e
bei allem Reichthum und bei aller Fülle des Apparates meist kaum zu ei-
ner Entscheidung, weil, wie wir glauben, ihm das leitende und entschei-
dende Princip fehlte, welches er in seiner eigenen Kritik suchte. Dieses
treue Abmühen ist in dieses Theologen letzter Arbeit, wozu er eine sehr
beachtenswerthe Vorrede geschrieben und worin er beim weitern Verlaufe
merkwürdige Aeusserungen gethan hat, wahrhaft rührend. Seine suchende
Seele hat nun den Frieden gefunden. Anders ist die Arbeit des Herrn
Hengstenberg. Hier findet man mit Auswahl des Stoffes Urtheil und
Entscheidungsgründe durch das Ganze durchgehend. Diese Eigenschaften
alle werden das Buch auch ohne unsere Anzeige schon genug empfehlen.
Eine lediglich huldigende Anzeige aber wäre wohl einer so wichtigen
Erscheinung unwürdig. Es sey uns daher erlaubt, die Hauptfrage beson-
ders zu erörtern.
XLIH. Jahrg. 5. Doppelheft. 45
 
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