Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Jahrbücher der Literatur — 43.1850

DOI Heft:
Nr. 19
DOI Heft:
Nr. 20
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42696#0315
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 20. HEIDELBERGER 1050.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Kurze Anzeigen.


Julius Sommerbrodt de Aeschyli re scenica. Pars 1. Liegnito 1848. 43 Sei-
len in 4.
Diese Abhandlung, welche dem Berichte über die königliche Ritteraka-
demie zu Liegnitz von Ostern 1847—1848 vorausgeht und auch besonders ab-
gedruckt erschienen ist, glaubt der Unterzeichnete mit vollem Rechte als eine
tüchtige, solide Grundlage für jede weitere Forschung über den Bau und die
Einrichtung des griechischen Theaters bezeichnen zu dürfen. Frei von allen
Vorurtheilen und jeder vorgefassten Meinung gibt Hr. Sommerbrodt eine
klare, deutliche Beschreibung des griechischen Theaters, wie es, nach seiner
Ansicht, zur Zeit des Aeschylos beschaffen und für die Aufführung der äschy-
leischen Dramen eingerichtet gewesen ist. Er hat in seiner Untersuchung vor-
zugsweise diejenigen Theile des griechischen Theatergebäudes, über welche
noch die meiste Unklarheit und die grösste Meinungsverschiedenheit unter den
Alterthumsforschern vorhanden ist, ins Auge gefasst, nämlich die Skene und
die Orchestra. Das Verdienstliche dieser Abhandlung besteht aber hauptsächlich
darin, dass Hr. S., wie eben bemerkt wurde, durchaus frei von allen vorge-
fassten Ansichten, nur auf den Grund der überlieferten Nachrichten und Beweis-
stellen, so wie der Andeutungen, welche in den Werken der Tragiker ent-
halten sind, uns eine Beschreibung dieser beiden Theile des attischen Theaters
zu liefern sucht, gegen welche in der That wenig einzuwenden seyn möchte.
Nur das Eine könnte man bedauern, dass es dem Verf. trotz aller Sorgfalt und
allem Scharfblick nicht gelungen ist, eine durchaus vollständige Ansicht und
Beschreibung zu geben, wodurch alle und jede Frage, die man hier aufwerfen
könnte, beantwortet würde. Doch wie sehr man auch wünschen möchte, von
einem für die Kenntniss und Anschauung des griechischen Alterthums so wich-
tigen und interessanten Gegenstände, über den nun bereits seit einer Reihe von
Jahren so Vieles und Verschiedenes geschrieben worden ist, nun endlich einmal
ein vollständiges, anschauliches, uns in aller Beziehung verständliches Bild zu
erhalten, so kann man doch, wenn dieser Wunsch durch die vorliegende Ab-
handlung noch nicht ganz erfüllt und die Untersuchung, namentlich über die
Beschaffenheit der attischen Bühne, nicht zum vollen Abschluss gebracht ist,
dem Verf. desswegen durchaus keinen Vorwurf machen. Denn hier ist nicht
äusser Acht zu lassen, dass das Material, welches zum Wiederaufbau einer atti-
schen Bühne in den Schriften der Alten vorliegt, sehr unvollständig, zerstückelt
und zerbröckelt ist, so dass man mit demselben eigentlich nur dann etwas Gan-
zes und Zusammenhängendes aufzuführen und wiederherzustellen im Stande ist,
wenn man die hier nöthigen Ergänzungen mit Sicherheit vorzunehmen weiss.
Diese Sicherheit setzt aber eine genaue, mit allen Einzelheiten, insbesondere
mit der Machinerie und Decoration vertraute Bekanntschaft des antiken Bühnen-
XLIII. Jahrg. 1. Doppelheft. 20
 
Annotationen