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Nr. 10.

HEIDELBERGER

1850.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
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(Schluss.)
Der rel igions philosophisc he Theil dieser Schrift (S. 1—45) ent*
hält die Ansichten der römischen Stoa von Gott, Vorsehung, Unsterb-
lichkeit, die der Verf. auf eine geist- und gemüthvolle Weise mit sei-
nen eigenen Ansichten und Anschauungen über diesen Gegenstand in Einklang
zu bringen versucht. Der Verf. erklärt sich hier eben so entschieden gegen
den Pantheismus, als gegen den Materialismus, und, wenn er in die
Auffassung der in ihren Elementen offenbar pantheistischen Weltanschauung der
Stoa auch zu viel von seinen eigenen Ansichten hineingetragen hat, so kann
ihm dieses nicht zum Vorwurfe gemacht werden, weil derselbe kein histori-
sches Werk über die Stoa gibt, sondern nur aus den Schriften der Stoiker
gesammelte, vortreffliche Aussprüche mit seiner eigenen Theorie von Gott,
Welt und Menschen zusammenstellen und zur Einheit bringen will.
Gegenüber dem Pantheismus und Materialismus sagt derselbe
S. 37: „Fürwahr! Kur eine W eltseele, ein Urgeist genügt den innigsten
Forderungen des menschlichen Herzens und den heiligen Ahnungen unseres
Geistes. Ihn predigt die ganze grosse Katur vom geringsten Ir.secte an bis
hinauf zur funkelnden Sternenwelt. Und nur einen solchen halte mein weiser
Epictet vor Augen, wenn er mit Ulysses und Sokrates ausruft: Golt,
deinem Auge entwischt nicht meipe geringste Bewegung!“
Rücksichtlich des Uebeis in der Welt spricht sich der Verf. in einer
ausgezeichneten Entwicklung und Begründung S. 44 „für die Richtigkeit der
Platonischen Behauptung“ dahin aus, „dass allen Uebeln in der Welt nur
ein Relativ-Böses, aber ein Absolut-Gutes zu Grunde liege.“
Die Betrachtungen im zweiten! heile des Buches, dem stoisch-
moralischen und psychologischen (S. 46—122) werden unter folgenden
Aufschriften gegeben: 1) Dem moralischen Vermögen der Seele sind alle psy-
chischen und physischen Vermögen untergeordnet (S. 51—53); 2) natürliche
Grundbegriffe und deren Anwendung (S. 53 — 54); 3) was in des Menschen
Selbstmacht liege und was nicht? (S. 54—61) 4) Die äussern Dinge, als welche
nicht in der Selbstmacht des Menschen liegen, sind nur der Stoff für das oberste
Seelenvermögen (S. 61—66); 5) die Seele wird durch ihre eigenen Begriffe
bewegt, beunruhigt, überwältigt (S. 66—74); 6) es ist in der Katur der mensch-
lichen Seele gegründet, dass sie das Wahre und Gute will und sucht (S. 74 bis
76); 7) das Böse entspringt aus einem falschen Begriffe vom Guten (S.76—80);
8) um eigene Güter erwerben zu können, muss der Mensch zum allgemeinen
Nutzen beitragen (S. 80—82); 9) göttliche Gesetze und Strafen (S. 82—84);
XLIII. Jahrg. 1. Doppelheft. 10
 
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