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Nr. 24.

HEIDELBERGER

1850.

JAHRBÜCHER OER LITERATUR.
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Schriften über die Albigenser und Waldenser von
Schmidt und Herzog«

(Schluss.)
Charakteristisch für die damalige Zeit ist die Geschichte eines rei-
chen Privatmannes Armanno Pungilovo in Ferrara, der im Jahr 1254
als Waldenser angeklagt, durch eine Geldbusse sich frei machte, als Ka-
tholik in die katharische Gesellschaft aufgenommen wurde, und wegen
seiner Wohlthätigkeit allgemein geachtet und geliebt, am 16. December
1269 starb. Man verehrte ihn unter dem Volke in Ferrara als einen
Heiligen, man erbaute ihm in der Kathedrale einen Altar, man sprach von
Wundern, die dort geschehen seien, das Domkapitel in Ferrara erklärte
ihn als einen „treuen, keuschen Menschen, demütbigen, geduldigen, mitlei-
digen, barmherzigen, Gott und der heiligen Jungfrau ergebenen, das Kreuz
ohne Murren tragenden Christen“, während ihn die Dominikaner-Inquisi-
toren zum Ketzer machten. Die Sache kam an den Papst und, nachdem
sie achtmal hin- und hergelaufen war, verehrte das Volk in Ferrara
noch im Jahre 1295 Armanno als einen Heiligen, bis es endlich die In-
quisitoren dahin brachten, dass der Papst Bonifaz VIII. die Entschei-
dung im März 1301 anordnete, nach welcher das versammelte Dominika-
nerkapitel zu Ferrara erklärte, dass Arm anno ein Ketzer sei, sein An
denken auf ewig verfluchte, das Ausgraben und Verbrennen seiner Ge-
beine, die Zertrümmerung des ihm errichteten Altars, den Einzug seiner
Güter uud die Nichtigkeit aller von ihm abgeschlossenen Contracte er-
klärte, die weltliche Obrigkeit aber zum Vollzüge bei Strafe der Excom-
munication und des Interdictes für die Stadt anhielt (I., 183 und 184).
Solche Geschichten konnten wenig zur Unterdrückung der Katharer beitragen.
Besonders genau und vorzüglich gelungen ist die Darstellung der
Geschichte der Katharer in Frankreich, namentlich im Süden (I., 188 ff.).
Viele interessante Details werden hier mitgetheilt. Dem Bischöfe von
Osma erlaubte der Graf Raimund Roger von Foix im Jahre 1207 zu
Pamiers in dem gräflichen Schlosse ein Gespräch über die Lehre der Katharer
zu halten. Der Graf hatte zwei Schwestern; die eine war Waidenserin, die
andere, Esclarmonde, gehörte zu den Vollkommenen unter den Ka-
XLIII. Jahrg. 3. Doppelheft. 24
 
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