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ltr. 50. HEIDELBERGER 1050.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Kurze Anzeigen«

(Schluss.)
Als ein besonders erfreuliches Ergebniss dieser Forschungen dürfen wir
wohl jetzt schon den Umstand hervorheben, dass es dem Verf. gelungen, die
in dem bekannten Erfurter Codex der Reden Cicero’s fehlenden Stücke aus
Handschriften gleicher Quelle und gleicher Güte zu ergänzen, und damit diese
ganze deutsche Handschriftenfamilie zu vervollständigen, was insbesondere durch
eine ehedem pfälzische, jetzt im Vatican befindliche Handschrift (Nr. 1525, in
Herrn Halm’s Verzeichniss Nr. 77), dann auch durch die aus Garatoni’s Nach-
lass stammende Collation des (jetzt verlorenen) Tegernseer Codex (s. Nr. 22),
durch eine Erlanger (Nr. 8) und eine Brüssler Handschrift möglich geworden ist.
Zu diesen ältesten, für die Grundlage des Textes insbesondere zu beachtenden
Quellen ist ferner noch eine Pariser Handschrift (Nr. 7794, bei Herrn Halm
Nr. 62) des neunten Jahrhunderts, und eine ihr ganz ähnliche Berner (Nr. 136,
bei Herrn Halm Nr. 35) das zehnten Jahrhunderts zu zählen, so dass wir nun
hoffen können, einen auf diese ältesten und treuesten Urkunden zurückgeführten,
von zahllosen Interpolationen früherer Leser und Schreiber, namentlich italischer,
befreiten Abdruck der Ciceronischen Reden zu erhalten. Denn so sehr man
auch wünschen muss, noch weitere neue Quellen der Art zu entdecken und
den vorhandenen Apparat durch neue, gleich beachtenswerthe Funde erweitert
zu sehen, so möchten wir doch nach dem, was hier bereits vorliegt, zweifeln,
ob überhaupt dadurch eine wesentliche Aenderung in dem bereits gewonnenen
Ergebniss erzielt werden dürfte. Nur aus Frankreich, wo man jetzt der Ver-
zeichnung alter handschriftlicher Schätze, von denen während der Revolu-
tionszeit im Ganzen doch weniger zu Grunde gegangen ist, als in den früheren
Religionskriegen der Hugenotten u. s. w., wohl aber Manches verschleppt und
an andere Orte gebracht worden ist, an denen es bisher minder beachtet lag,
eine so grosse Sorge zuwendet, dürfte vielleicht noch Einzelnes erwartet wer-
den, was Beachtung verdient, aber am Ende doch nur zur Bestätigung des hier
bereits gewonnenen Resultates dienen möchte. Auch für die philosophi-
schen Schriften des Cicero sind ähnliche werthvolle Collationen unbenutzter
Handschriften gewonnen, die auch diesen Theil Ciceronischer Schriften uns in
einer mehrfach verbesserten, auf die urkundliche Grundlage zurückgeführten
Gestalt dereinst bringen werden; indess ist hier, wie der Verf. ausdrücklich
bemerkt, die Sammlung noch nicht in der Weise wie bei den Reden abge-
schlossen, und können wir nur lebhaft wünschen, das bereits Gewonnene mit
neuen Acquisitionen von Belang vermehrt zu sehen. So wird z. B. für die
Officien der zu Montpellier befindliche Codex cum glossa, angeblich des zwölf-
ten Jahrhunderts (s. Catalog. gener. des bibl. de France I. p. 334) wohl zu be-
XLIH. Jahrg. 5. Doppelheft. 50
 
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