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Nr. 17. HEIDELBERGER 1850.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Schriften über die Faustsage.
(Schluss.)
Auch die Schrift Nr. 3 hängt mit der Faustsage zusammen.
Das Volksbuch von Johann Faust, das in gereimter und unge-
reimter Form seit 1587 Deutschland durchwanderte, fand unter den Aber-
gläubischen viele Anhänger. Die Sage von dem grossen Reichthume
Faust’s, den er sich durch den Vertrag mit Mephistopheles er-
worben haben sollte, reizte zum Versuche, ähnliche Bündnisse zu schlies-
sen. Schon die Wagnersage von 1593 ist eine Nachahmung der
alten Faustsage. Erst, als die Faustsage sich entwickelt hatte (ihre
Entwicklung fällt zwischen 1540 und 1580), kam Faust in den Ruf
eines Schriftstellers. Man glaubte, den Zauberbüchern mehr Ansehen zu
geben, wenn man sie Johann Faust, Christoph Wagner, oder
dem in der Sage des letztem vorkommenden Johannes de Luna zu-
schrieb. Solche Bücher wurden von den zauberlustigen Freunden unter-
irdischer Schätze, über welche nach dem Volksglauben die Geister Ge-
walt halten, theurer bezahlt; denn man hielt die Charaktere, Figuren
und Siegel in solchen Büchern für wirksamer, als die in namenlosen Bü-
chern oder in Werken unberühmter Verfasser enthaltenen Zauberzeichen.
Faust wurde ein Collectivbegriff für alle Zauberer des Mit-
telalters; alle Sagen vereinigten sich zuletzt in ihm. Auf gleiche
Weise wurde sein Name das Sammel wort für alle Zauberbücher,
die man aus kabbalistischen und magischen Büchern und Traditionen des
Mittelalters zusammentrug. Derlei magische Schriften wurden unter Faust’s
Namen in grosser Anzahl im siebenzehnten und noch im Anfänge des
achtzehnten Jahrhunderts ausgeboten.
Diese Schriften beziehen sich entweder auf die Faustsage selbst,
oder sie sind zur Charakteristik der Magie dienlich. Die Druckorte wur-
den fingirt; so erschien sogar ein Höllenzwang Faust’s angeblich
in Rom; auch die Jahreszahlen wurden falsch angegeben, um solchen
Schriften durch eine alte Jahreszahl Eingang zu verschaffen. So ist „Dr.
Johann Faustens Mirakul-, Kunst-, und Wunderbuch,
oder der schwarze Rabe“ (ein schwarzer Rabe ist auf dem Titel-
blatte als Vignette), „auch der dreifache Höllenzwang genannt“?
t XLIII. Jahrg. 2. Doppelheft. 17
 
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