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Schriften über die Faustsage.

aus welchem Horst im dritten Bande seiner Zauberbibliothek S. 86 ff.
Auszüge mitgetheilt hat, angeblich Lyon 1469 gedruckt, also vor der
Zeit des Johann Faust, ein abermaliger Beweis, dass man wirklich
den Buchdrucker Faust für einen Schwarzkünstler hielt, und mit dem
später lebenden Zauberer Johann Faust in der Volkstradition ver-
wechselte. Der Inhalt stimmt mit dieser Jahreszahl durchaus nicht über-
ein. Ebenso ist der sogenannte „Schlüssel zu Faust’s dreifa-
chem Höllenzwang“, ungeachtet er auf dem Titelblatte die Jahres-
zahl 1575 trägt, sicher nicht vor 1738 gedruckt, in welchem Jahre er
aus der altern Ausgabe extrahirt seyn sollte (M. verglch. J. Scheib-
le’s Kloster, Bd. II, S. 898, ff.). Auch der sogenannte grosse und
gewaltige Höllenzwang Doctor Faust’s, der angeblich zu Prag
in Böhmen, in dem Jesuitencollegio 1508 und 1509 gedruckt ist, ist
nicht vor dem siebenzehnten Jahrhunderte entstanden. Eine andere, un-
ter dem Namen Faust’s ausgegebene Schrift, führte den Titel: „Doc-
tor Faust’s grosser und gewaltiger Meergeist, worin
Lucifer und drei Meergeister, um Schätze aus dem Meere
zu holen, beschworen werden.“ Dieses, sowie die meisten andern,
unter Faust’s Namen ausgegebenen Zauberbücher, sind zu Ende des sieben-
zehnten und in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts entstan-
den, als unter dem abergläubischen Volke in Deutschland durch die
Widmann’sche Bearbeitung in vielen Ausgaben die Faustsage
immer populärer wurde. Man wollte, wie Faust, auf dem Wege des
Bündnisses mit Geistern sich Geld holen; aber dabei vorsichtiger zu
Werke gehen, und, wo möglich, mit jesuitischem Vorbehalte die arme Seele
retten. Pfaffenbetrug und Geldgeiz haben diese sich auf die alte Faust-
sage beziehenden Schriften unter dem empfehlenden Zaubernamen Faust’s
erdichtet. (M. vergleiche über Faust’s angebliche Schriften meine
deutschen Volksbücher, die nun auch in den 11. Band des J. Scheib-
le’schen Klosters aufgenommen worden sind, Bd. II, S. 135 ff.).
Unter diese Schriften gehört die von uns anzuzeigende, von J.
Scheible herausgegebene Schrift „Doctor Faust’s dreifacher
Höllenzw ang.“ Die Schrift ist Manuscript, besteht aus 303 Blättern
in Folio, mit einer Menge illuminirter Abbildungen, und hat den oben
Nr. 3 angegebenen Titel. Nach dem Titelblatte ist dieselbe Passau 1505 ge-
druckt, aber nach der Form ganz in der Zeit, wie die meisten übrigen
Faustschriften, etwa im ersten Viertheile des achtzehnten Jahrhun-
derts entstanden. Der Verleger und Herausgeber, J. Scheible in
Stuttgart, der sich um die Aufklärung der Faust- und Wagner-
 
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