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Schriften über die Faustsage.

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sage schon so viele Verdienste erworben hat, liess eine sorgfältige Co-
pie dieser in der Herzoglichen Bibliothek zu Coburg aufbewahrten
Handschrift mit der Erlaubniss des dortigen Herrn Oberbibliothekars Prof.
Dr. Eberhard veranstalten. Ein fleissiger Maler, Herr Karl Kohl in
Coburg, copirte die Schrift und die vielen Bilder, welche in dieser
Ausgabe von J. Scheible sämmtlich, aber in verkleinertem Maassstabe,
wieder gegeben werden. Das Titelblatt hat, wie das in Auszügen von
Horst mitgetheilte „Mirakul-, Kunst- und Wunderbuch Dr.
Johann Faustens, oder der schwarze Rabe, auch der drei-
fache Höllenzwang genannt“ (angeblich Lyon, 1469) einen
schwarzen Raben als besondere Vignette. Die Teufel erscheinen nämlich
nach dem Glauben der Magie in Gestalt dieser Vögel, oder diese sind
die ihnen geheiligten Boten ihrer Befehle. In der Wagnersage ver-
sucht Christoph Wagner in einer alten „Scheuer“ die Geister zu
beschwören, verunglückt aber bei der Beschwörung, und verletzt sich
den Fuss. Drei Tage bleibt er in dem Zauberzirkel aus Furcht vor den
Teufeln, die ihn umgeben, und die er wohl herauf- aber nicht mehr
zurückbeschwören konnte. Faust fährt zu ihm hinaus, und, als er an-
kömmt , erblickt er schon von Weitem auf dem Dache „der Scheuer“
eine Menge schwarzer Raben. Der schwarze Rabe wurde das
Sinnbild Faust’s im „dreifachen Höllenzwange“, von welchem
in verschiedenen Bibliotheken verschiedene Bearbeitungen vorhanden sind.
Wir haben seither nur Auszüge aus solchen Ausgaben des soge-
nannten dreifachen Höllenzwanges und zwar nach andern Re-
daclionen, wie z. B. von Horst erhalten. Göthe theilt in seinen Brie-
fen an Zelter (fünfter Band des Briefwechsels, S. 332) auch Auszüge
einer in der Grossherzoglichen Bibliothek zu Weimar befindlichen Ab-
schrift von Faust’s „unerforsc blich em Höllenzwange“ mit.
Hier erhalten wir nun ein ganzes Manuscript des Höllen Zwanges
abgedruckt, und, -was dasselbe besonders anziehend macht, mit den ein-
gemalten Originalbildern. Es ist dieses sowohl nach seinen Beziehun-
gen zur mittelalterlichen Magie und zur Faustsage, wie als Beitrag zur
Culturgeschichte Deutschlands, von Wichtigkeit. Wir machen hier auf
die Anordnung der ganzen Schrift und auf Einzelnes, was besonders
wichtig erscheint, aufmerksam.
Dem dreifachen Höllenzwange Faust’s geht „eine Vor-
rede an den Cabalisten“ voraus, in welcher Faust zum Schlüsse re-
dend angeführt wird. Hierauf folgt (Abtheil. I S. 14) eine Abhandlung
„von dem pacto mit allen Geistern.“

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