Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Jr. 39. HEIDELBERGER 1BS0.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Hitachi t Plaut! Nliles et Bacchitleg.

(Schluss.)
Soldaten losmachen und nach Haus zurückkehren möchte; sie spricht so, als
wenn ihre Schwester keine Verbindlichkeiten mehr gegen jenen hätte; wozu
bedarf es aber dann noch einer Vermittlung durch Pistoklerus? Wer wird
hier, wenn Nichts vorausging, errathen haben, dass diese Hetären gern Geld
hätten, um vor Ablauf der bedungenen Dienstzeit ein Abkommen mit dem Sol-
daten Kleomachus zu treffen, dass sie desshalb darauf speculiren, den unerfah-
renen jungen Mann in ihr Netz zu locken, in der Hoffnung, er werde, einmal
verführt, leicht sich dazu verstehen, die noch restirende Summe vorzustrecken?
Wie konnte man ferner ahnen, was Bacchis II mit der Aeusserung, dass sie
Alles nur für Pistoklerus thue, sagen wolle, wenn noch mit keinem Wort des
Auftrags gedacht war, den dieser von seinem Freund Mnesilochus erhalten
hatte? Zur Aufklärung über diese durch den Ausfall mehrerer Scenen entstan-
denen Schwierigkeiten dient nun, was Ritschi im Rh. Mus. IV, 354 sqq. 567sqq.
über die wahrscheinliche Eröffnung und Entwicklung des Sujets dargelegt hat.
Demnach begann das Stück mit einem Gespräch, in welchem Bacchis II, die
fortwährend zu Athen sich aufhielt, mit einer ihr vertrauten Person, etwa einer
Sclavin, begriffen war; sie wird darin ausgedrückt haben, wie leid es ihrthue,
fern von der Schwester zu leben. Dann erschien Pistoklerus, welchem Mnesi-
lochus von Ephesus aus aufgetragen hatte, seine Geliebte, d. h. Bacchis I, wel-
che gerade zu der Zeit in Athen eintreffen werde, ausfindig zu machen; in
seinem Monolog wurde er anfangs von Bacchis belauscht, dann näherte sie sich
ihm und erfuhr zu ihrer grossen Freude aus dieser Unterredung, dass sie hoffen
dürfe, ihre Schwester zu sehen; nachdem er sich entfernt hatte, um seine Nach-
forschung fortzusetzen, trat Kleomachus und Bacchis I auf und ertheilte ihr die
Erlaubniss sum Besuch der Schwester, nicht ohne vorher den Pakt ihr einzu-
schärfen und sie zu erinnern, dass, wenn ihr zur Erfüllung desselben die Lust
fehle, sie ihm 200 Philippen schulde. Pistoklerus, der nun wieder kam, er-
kannte an der Aehnlichkeit schon die von ihm gesuchte Geliebte des Mnesilo-
chus und Schwester der Bacchis II, welcher er sie sofort zuführte. In der
Besprechung der Beiden war ohne Zweifel der sehnliche Wunsch, zu dem
schuldigen Geld zu gelangen, das Hauptthema; sie beschlossen, mit Pistoklerus
einen Versuch zu machen. Das Fragment nam tu quidem credo excantare cui-
vis facile cor potes lautet wie eine Aufforderung an die soror (Bacchis I);
doch diese, ihm schon bekannt als Geliebte des Mnesilochus, wird den missli-
chen Vorschlag sogleich für sich abgelehnt haben, worauf dann jenes quid si
hoc potis est etc. unmittelbar folgen konnte.
XLIII, Jahrg, 4. Doppelheft.

39
 
Annotationen