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768 Chesney: Expedition for the survey of the Euphrates and Tigris.
indem er von dem Grundsatz ausgeht, dass die ganze Civilisation Euro-
pa’s auf Asien basirt sey, sucht diess in den Strömungen der Völker nach-'4
zuweisen, welche von dem Ursitze der Menschheit aus ostwärts, und ebenso
auch westwärts nach Europa hin sich ergossen; es geschieht diess aber
in einer Weise, die den besonnenen Forscher wenig befriedigen wird,
die gar verschiedene Dinge durcheinander wirft, welche strenge Trennung
und Ausscheidung verlangen, und aller systematischen Ordnung ermangelt.
Bei diesem Durcheinander wird es nicht auffallen, dass wir hier nach
den Indern, Aegyptern und Chinesen, deren gemeinsamer Ursprung ange-
nommen wird, gleich auf die Scythen und deren Niederlassungen im süd-
lichen Asien, dann wieder auf die Verwandtschaft europäischer und asia-
tischer Sprachen, auf die Züge der Kimmerier, Scythen und Franken nach
Europa, auf die Verbindung der Scandinavier und Normänner mit dem
Osten, auf die Niederlassungen der Kelten in verschiedenen Theilen Euro-
pa’s, auf scandinavischen Götterdienst, aus Asien dahin gebracht, auf Co-
lonien von Asien aus nach Irland entsendet (S. 513 ff.) und dann unmit-
telbar auf die Hunnen und ihre Züge nach Europa stossen; in ähnlicher
Weise wird griechische Philosophie und Wissenschaft aus dem Orient ab-
geleitet, und wenn wir weit entfernt sind, in dieser Hinsicht die Griechen
einzig und allein auf sich und ihre Forschung zu beschränken, wenn wir
im Gegentheil gern die freilich feineren und tieferen Beziehungen aner-
kennen, welche die griechische Philosophie und Wissenschaft in ihren er-
sten Elementen und in ihrer Grundlage überhaupt an den Orient knüpfen,
so wird man doch auf die plumpe und oberflächliche Weise, in welcher
diess hier geschieht, nicht das geringste Gewicht zu legen haben. Ohne-
hin mangelt den einzelnen Angaben alle Ordnung und aller innere Zu-
sammenhang, der nicht einmal in Aufzählung der Griechen beobachtet ist,
die aus dem Orient ihre Bildung geholt oder zu gleichem Zwecke der
Bildung dorthin gereist oder überhaupt einige Zeit dort verweilt. So folgt
z. B. auf Solon Ctesias, dann kommt Hecatäus und Hellanicus, darauf fol-
gen Pythagoras und Plato, Democritus, und dann erst Herodotus; nachher
werden sogar Hippocrates, dessen geographische und ärztliche Kenntniss
aus dem Orient abgeleitet wird, Galen, dessen System dem chinesischen
gleicht Q), genannt, der Einfluss der Züge Alexanders auf den geistigen
Verkehr Asiens und Europa’s wird in ein paar Zeilen abgemacht durch
die Bemerkung, dass diess wichtigere Folgen gehabt als irgend ein an-
deres in der Profangeschichte vorkommendes Ereigniss.

(Schluss folgt.)
 
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