Schriften über die Albigenser u. Waldenser von Schmidt u. Herzog. 379
(^Anhängern des Lyoner Kaufmanns Petrus Waldus seit 1170) gänz-
lich, während das reformatorisch-praktische bei ihnen vorherrscht, und sie
dadurch noch zu ernstem Gegnern Roms macht.
Nr. 2, ein akademisches Programm, beschäftigt sich mit den Wal-
densern.
Wir stimmen darum ganz mit dem gelehrten Verfasser dieses Pro-
grammes, Herrn Prof. Herzog, rücksichtlich der Bedeutung dieser Secte
überein, wenn derselbe in der Selbstanzeige seiner Schrift sagt: „Es han-
delt sich aber hiebei zugleich um die gesammle Doctrin und religiös-sitt-
liche Richtung einer der bedeutenderen Aeusserungen des mit dem Katho-
licismus ringenden evangelischen Geistes, der selbst dadurch, dass er noch
nicht zum vollen Bewusstsein seiner selbst erwacht ist, ein lebhaftes In-
teresse in Anspruch zu nehmen sich eignet“. Unter allen Religionssecten
des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts stimmen die Waldenser am
meisten mit den spätem Protestanten überein.
Man kannte die Waldenser Anfangs nur aus den Schriften katho-
lischer Schriftsteller, welche seit dem Ende des zwölften Jahrhunderts
gegen sie zu schreiben anfingen. In den Schlupfwinkeln der Gegenden,
welche die Anhänger des Lyoner Kaufmanns bewohnten, waren viele
Schriften den Mitgliedern ihrer Secte bis, zum Anfänge des siebenzehnten
Jahrhunderts verborgen; denn in dieser Zeit gab Per rin seine Geschichte
der Waldenser heraus £Genf, 1619), und nahm in dieselbe nicht nur die
Titel der Waldenserschriften auf, die ihm zu Gesicht gekommen waren,
sondern fügte auch den Text einiger bei. Morland, den Cromwell
zu den Waldensern geschickt hatte, und Leger £1669) gaben neue
Schriften derselben heraus. In jener Zeit hatten aber die Waldenser der
erlittenen Verfolgungen wegen die bei ihnen vorhandenen handschriftlichen
Bücher ihrer Secte nach Genf und Cambridge bringen lassen. Neue Wal-
denserschriften gaben Brez £1796), Monasticr £1847) und Hahn
im zweiten Bande seiner Geschichte der Ketzer im Mittelalter £1847)
heraus. Früher hatte auch schon Raynouard „Choix de poesies etc.“
mitgelheilt. Am meisten hat sich aber Hahn um die Geschichte der
Waldenser verdient gemacht, da er sie nicht nur aus Quellen ausführlich
behandelte, sondern seinem Werke auch viele Waldenserschriften beifügt,
welche bis jetzt weniger genau oder, wie bei Raynouard, nur im
Auszuge mitgelheilt, oder noch nicht durch den Druck bekannt gewor-
den waren.
Es gibt drei Wege, die Geschichte der Waldenser, ihren Lehrbe-
griff und ihre Verfassung darzustellen. Entweder hält man sich an die
(^Anhängern des Lyoner Kaufmanns Petrus Waldus seit 1170) gänz-
lich, während das reformatorisch-praktische bei ihnen vorherrscht, und sie
dadurch noch zu ernstem Gegnern Roms macht.
Nr. 2, ein akademisches Programm, beschäftigt sich mit den Wal-
densern.
Wir stimmen darum ganz mit dem gelehrten Verfasser dieses Pro-
grammes, Herrn Prof. Herzog, rücksichtlich der Bedeutung dieser Secte
überein, wenn derselbe in der Selbstanzeige seiner Schrift sagt: „Es han-
delt sich aber hiebei zugleich um die gesammle Doctrin und religiös-sitt-
liche Richtung einer der bedeutenderen Aeusserungen des mit dem Katho-
licismus ringenden evangelischen Geistes, der selbst dadurch, dass er noch
nicht zum vollen Bewusstsein seiner selbst erwacht ist, ein lebhaftes In-
teresse in Anspruch zu nehmen sich eignet“. Unter allen Religionssecten
des zwölften und dreizehnten Jahrhunderts stimmen die Waldenser am
meisten mit den spätem Protestanten überein.
Man kannte die Waldenser Anfangs nur aus den Schriften katho-
lischer Schriftsteller, welche seit dem Ende des zwölften Jahrhunderts
gegen sie zu schreiben anfingen. In den Schlupfwinkeln der Gegenden,
welche die Anhänger des Lyoner Kaufmanns bewohnten, waren viele
Schriften den Mitgliedern ihrer Secte bis, zum Anfänge des siebenzehnten
Jahrhunderts verborgen; denn in dieser Zeit gab Per rin seine Geschichte
der Waldenser heraus £Genf, 1619), und nahm in dieselbe nicht nur die
Titel der Waldenserschriften auf, die ihm zu Gesicht gekommen waren,
sondern fügte auch den Text einiger bei. Morland, den Cromwell
zu den Waldensern geschickt hatte, und Leger £1669) gaben neue
Schriften derselben heraus. In jener Zeit hatten aber die Waldenser der
erlittenen Verfolgungen wegen die bei ihnen vorhandenen handschriftlichen
Bücher ihrer Secte nach Genf und Cambridge bringen lassen. Neue Wal-
denserschriften gaben Brez £1796), Monasticr £1847) und Hahn
im zweiten Bande seiner Geschichte der Ketzer im Mittelalter £1847)
heraus. Früher hatte auch schon Raynouard „Choix de poesies etc.“
mitgelheilt. Am meisten hat sich aber Hahn um die Geschichte der
Waldenser verdient gemacht, da er sie nicht nur aus Quellen ausführlich
behandelte, sondern seinem Werke auch viele Waldenserschriften beifügt,
welche bis jetzt weniger genau oder, wie bei Raynouard, nur im
Auszuge mitgelheilt, oder noch nicht durch den Druck bekannt gewor-
den waren.
Es gibt drei Wege, die Geschichte der Waldenser, ihren Lehrbe-
griff und ihre Verfassung darzustellen. Entweder hält man sich an die