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Aus Stadk unv Umgegend

Vom Siadtrat
Sitznttg ooin 2. Juli

Nach Vcin Gcschäftsbcticht dcr städtifchen Spar-
lassc wurden mi Monat Mai ds. As. in !)340 Po-
sten 219,-tlO Mark emaelegt und von -M3 Ein-
lcgern 2 095 542 Marl zurückerhoben. Seit 1. Jan.
ds. Is. hat die Zahl der Einler;er um 308 zuge-
nomn.cn. ste betraat jeht 43251. — Nach dem Mi-
,chen der Stadtaemeinde und dein Deutschen Buch-
^ruäerverein hmsichtiich dcr L'.eferuna der Druck-
-achen füt dic städt. D'enststellen bestehenden Ver-
traa ist die Stadtverwaltunq verpflichict. sämt-
tiche Lu.fcrunäen bis jzum Betrage von 300 Mar!
ocm Vcre.n M überiragen. Auf Antrag des Let;-
teren wird der anqegcbene Höchstbetrag auf 450
Mark .rhöht. — Bc, dcr Zurückgabe dcs währeno
ves Krieges als Masscnquartier ocrwendeten Saa-
les dec Wirtschaft -ur „N.tterhalle" wurde das
Zehlen von ibO Stühlcn sestgestellt. Das strwt,
rochbauamt wurde ermächtigt. vorbehaltlich des
Trsaües der Kosten durch den Militärfiskus an-
derc Stühlc zu beschaffen. — Die Kosten des
Mieteinigungsamtes werden anf dic
Stadttasse übernommen. Für die Folge sollen dte
Kosten bei den Parteien angesordert werden.
— Dem Hilfsvercin für Deutschböhmen und Su-
detenland wird cin Beitrag. dcssen Höhe noch be-
stimmt werden wird. .lugesagt. — Von dem Gesell-
ichaftskapital des hier einzurichtenden Mittcl-
standskrankenhauses übernimmt die
Stadt 50 000 Mark auf Stiftungsmittel. — Dte
Gebühren der Veisihcr des Gcwerbege-
richts. die in ihrer dewitigen Höhe den heu-
tiaen Verhältnissen nicht niehr entsprechen. wer-
deistauf 7 Mar! sür den halben und 10 Mark für
den ganzen Tag erhöht. — Zur Vorberettung der
vom Etadtrat abznnebenden Aeutzerungsn übet
rtwa vorhandene gemcinwirtschaftliche Anteressen
bei Grundstücksverkäufen wrrd eine be-
jondere Kommission. bestehend aus den Her-
ren Büraermeister Dr. Drach. Stadtrat Ahler. Kel-
ler. Koch. Maier. Cauter und Obergeometer Kra-
mcr pebildet. — Die crledipte Stelle einer Die-
nerin an dcr städt. Frauenarbeitsschule wird der
Vewerbcrin Rosa Schickel übertragen. — Der
iicuernannte Ehrenbürger der Stadt Hetdel
beg. Generalintendant Dr. Dürklin. hat dem
Stadtrat folqendes Dankschreiben iiugehen lassen:

„Das Telegramm. worin ich Ihnen meinen
Dank für die Erncnnung zum Ehrenbür.qer der
Stadt Heidelbera ,ium Ausdruck brachte. w-'r^e
Sie erhalten haben. Ich rm'ederhole heute diesen
Dank. der mir ttef aus dcm Herzen kommt und
bitte Sie, oenselben an den verehrlichen Stadtra*
zu übermitteln. Ich bin mir wohl bewutzt. datz
ich eine solche Ehrung kaum verdient habe. weder
nach dem Matz meiner allgemeinen öffentlichen
Verdienste, noch nach den Leistungen spe.ziell für
Heidelberg jzumal dicse Lctzteren eine Dankcsschuld
abtragen sollten für all den Segen. den ich von
meiner Vaterstadt als kLstliche Beigabe für das
Leben niitbeökommen habe. Kind. Jüngling und
Mann haben stch in reichlichem Matze d'.eses Se-
gens erfreuen dürfen und ick iüf ich

.'onnte, es an mir zur Wahrheit gemacht. datz man
an. desten tut, stch nach Alt.H idc!b::g und seine
llmgcbun: zu flüchten. wenn s c'nen ..drautz' j>u
:ähl" wird. Mutzte ich sonach durch d>e mir ge-
wordene Ehrung in hohem Matze überrascht sein,
w kann ich dem verehrlichen Stadtrat doch ver-
ichern. datz ich von melnen Titeln und den mir in
neinem langen Leben gewordenen Auszeichnungen
'oen „Ehrenbürger von Heidelberg" hoch oben an
oie Spitze stelle."

Dem Stadtrat ist von einer ungenannt sein
wollenden Famklie zum Andenken an ihren im
'iielde gefallcnen Sohn der Betrag von 10000
Mark mit der Bestimmung übergeben worden,
datz mit den Zinsen jedes Jahr Schüler und Schü-
lerinnen der Volksschule Ausflüge in die
weiterv Umgebung Heidelbergs machen. Bei die-
i'en Ausflügcn sollen die Kinder darauf aufmerk-
'am gemacht werden. datz die Herrlichkeit der Nalur
allen Menschen gleich gegeben i'st, ohne Unter-
'chied der Eeburt und datz stch auch alle würdig
des herrlichen Geschenks der Schöpfunq zeigen sol-
len. Der Stadtrat erklärt stch zur Annahme die-
er Stiftung mit dem Ausdruck henlichsten Dan»"'
'ereit und beschlietzt, die Stiftung der schon be-
itehenden Volksschulstiftung anzugliedern. — Mit
der llebertragung derBau- undWohnungs-
volizei an die Städte nach Matzgabe des von
der Regierung bearbeiteten Entwurfs erklärt stch
'der Stadtrat grundsätzlich einverstanden.

» Ein Heidelberger an dcr Unioersitat Kief. Mx
°as Fach der mittleren und neueren Geschrchte ba-
btlitiorte sich in der ohilosqphischen Fakultät der
^ieler Univepsität als Privatdorent Dr. phil. Otio
Brandt aus Hcidelberg, ein Scchn des hiestgen
lassischen Philologen Eeheimrat Pvof. Samuel
Srandt. Dr. Otto Brandt (gcdoren 1892), der
in den Univerfitäten Heidelbevg, München, Paris
md Bvrlin studierte. ist Schüler oon Hermann
Dncken nnd Mjar Lenz. Das Hwiwtforschungs-
Eet des i-ungen Eelehrten ist die Navoleonische
Lvochc. Er verösfentlichte auf diosem Gebiete ein
Meik über „England und die Napoleonffchs Melt-
-olitir" (2. AMl. Heidelberg 1916). Demnächst wird
dei der Deutschen V'rlagsanstalt in Stuttgart sein
-eucstes Buch „August Wilhelm Schlegel. der No-
nantiker und die Politi^ erscheinen. Seine An-
'rittsvorlesung hielt er uber Hauterivo und Gentz,
stolitisches Gleichgciwichl und Völkertzund in der
?olrtik 1800 1801". — Dr. Brandt war währenv
er Kriegszeit bis Ostern 1918 als Lohrer an. der
-eidelberger M-rrealschule mid am Gymmrstum
citig.

* Vezirksorganisation der Gemcindeangestellten
m Bezirk Heidelberg. Ucber 100 Gemeindoange-
,tellte d's Dcsirks Heidelberg hatien stch dieser
lage in> Ziegelhausen eingcsunden. um sur
aündung einer Berirksorganisation dex Ge-
EiiiÄ'angestcllten Stellung zu nehmen. Nach em-
^hender Bssprechung, wobei insbesondres der
Sunsch zmn Ausdruck kam, datz die soitherigen
wetzialä''rcins bestehen ble-üben sollen, wurde ein-
'iMmig die Gründung der Bezirksorganisation be-
Aostcn. Die aegrünldete Organisation wlrd sicb
eip Zentralverband anschlictzcri. Ein>e regere Tä?

tigkeit des Zentratverbandes auf diestin Gebiet
wrrd germinscht. Eb nso soll dahin gcW'irkt werden,
datz daild eins Zeitschrift für Gemeindeangestelltrni
ins Lcben gerufen wird Des ropiteren wurdvn
wirtschnftl'ähe und dienftliche Jrcrgcn erörtert.

Wohltätigkeitskonzert. Wir machen nochmals
auf d«s heutige Konzert im Neuicii Kollegicnhaus
zu Gunsken dcx heimkehrenden Kriegsgcsangenen
ausmerksam.

* Die Differenzen im Wirtsgewerbe. Don

Schi-ckdsfforuch des Schlichiungsausischusscs übcr die
Lohnitar'vfo haben die Angcstellten angcnommen,
Ler Wirtevercin bat stch nach einer höutigen Be-
kaniitmachung noch nicht dasu erklärt.

^ Die W«hlen zur evangelischcn Genirralsynove
sii'd aus den 28. Sevtember angesetzt worden. D>
Anmeldung zur Wählerliste konrmt vielleicht noch
L.vd-e Iuli.

^Bom Roten Kr- uz. Bei der Roten Meuq-Ab
teilung 9 (Els.-Lothr. FlllchtlingSfüiisorge) ist
Amtsgerichtssekretär Mönch aus Bttrv 1. Eds. sur
Beteiligung an den Vorstandsgeschästen eingc-
treten.

* Das städt. Arbeilsamt teilt mit. datz die weilb-
liche Abteilung Dienstag und Fresttag bis 6 Ubr
geösfnet ist.

* Die ncue badische Fursorgeerzichung. Am 15.
Iuli wird die ncue bad. Fürsorgecrsiehung von dcn
Bezirksämtern. die sie brsher ausübten. auf dte
Vormundschaftsgerichte übcrtragen. Die Fürsorge-
injstehung tommt vor allem dann in Betracht,
wenn der elterliche Eewalthaber das Recht der
Sörge für die Person seines Kindes nnhbraucht
das Kind vernachlästigt oder sich ihm gegcnüber
eines ehrlosen oder unsittlichen Derhaltens schul-
dig macht. Die Fürsorgeerziehung wird künfti
vom Vormundschaftsgericht auf Antrag oder von
amtswegen angeordnet; autzer dem Bezirksamt
können auch dieJugendämter und die Staats
anwaltschaftcn den Antrag auf Fürsorgeerzichung
stellen. Auch die Entschecdung darüber, ob die
Fürsorgeerziehung in einer Familie oder einer
Erjsiehungs- oder Besterungsanstalt ooll,zogen wer-
den soll, stcht künstig ebenfalls dem Vormnnd-
schaftsgericht zu. Ist sofortiges Einschreiten drin-
gend geboten, so kann das Vormundschaftsgericht.
wie seither. auch bevor das Verfahren endgültig
abgeschlosten ist. die fürsorgliche Unterbringung»dcs-
Iugcnd ichen anorduen. E ngehend rcgclt sodann
die neue Fürsorgeerziehungsordnung die Be-
dingungen, unter denen Zöglinge in Famil en zur
Er.stohung übergebcn werden dürfen. Die Für-
sorgcerziehungsanstalten unterstchen künftig der
Aussicht des Iustizministeriums. Der
Wert. dcr auf dic Mitarbcit der Geist-
lichen und Lehrcr gelegt wird, kommt in
zahlre'chen Bcstimmungen der ncuen Verordnung
zum Ausdruck und die seit Iahren dankenswert
ausgeübte Erziehungsarbeit zahlreicher Iugend-
fürsorge diencnder wohltätiger Vereine-und An-
stalten ist auch durch die neuen Vestimmungen nicht
ausgeschaltet. In besonders gebildeten Iugcnd-
fürsorgeausschüssen werd:n sie die be-
hördliche Fürsorge planmätzig zu unterstützen ha-
ben.

* Dillige Erbsen find in den nächstcn Taa m in
den cinfchlägigen Eeschüften zu habcn. W.r ver-
weijca >ruf di« boutige B'.kanntmackiung im Air-
scisente-vl.

* Eüterversand nach dcm besetzten Gchret. Di'r
Liste der für das befetzte Eebiet ohne bcfoirder'e
Einjfuhrbowtlligung zugelastenen Eüter wuvde we-
sentlech cvweitert. Bei den Mitc-abferligunllcn
können die Verkechistreibenden näheie AiuskUstft
erhalten.

Berkehrsbc'chränkungkn im Verkehr m>t dem be-
setzten linksrhcinischen Eebict. Ein Derz.ich.iis der
zunr Versand nach den V fetzten l.nks heinischen Ge-
breten zimelastenen Eütern kann in dcr Gesckvfkr-
stelle dex Hairdelsckammcr Hst idelberg e'.ing lsehen
werdrn.

* Anmcldung deutscher Fordermngen in O strri-
reich-Ungarn. D!e devlsch-österreichische. ischn.i o lo.
wak.fche und ungarisck^ Regicrung g.bcn bekannt.
datz dev Besitz von deutsch öst rroichifcken W:rtva
vieren und Geldernlagen und EutihÄben b.i d-utsch-
österreichischen Vanken und Svarkastcn. Wlir'-nsv.-
Vcrungen an Mrmen im Eeltungsb.'r Ich der T
choslowakei, ferner alle Forderungen und Guthaben
in Ungari bis 31. Iuli ordnungsgemätz angomeldet
sein müss:i.. midr'igenfalls die Fordeiungen zugmn-
stcn des tschechoflowakischen Staates oder UNMrns
verfallen. Die Amneldungen sind umgehend an die
Handelskammex Mannherm ödcv an d'.o
zuständige H a n delsk a m mer mit Wckt-r-
gabe an die Lor der Haudelskcmrmer Mannheim
errichtete Anmeldestelke zu senden. da die gesam-
melten Anmeldungen bis 15. Zuli in Berlin einge-
reicht werden müsten.

Mannheim, 10. Iuli. Fiir die ErgrErng dcr
Einbrecher in die Villa Freudenberg
in W»e inheim wurde die Belohnung von 5000
auf 10000 M. erhöht.

Mannhekm, 10. Iuli. Samtliche Arbeiler-
uud Angestelltenausschüsse sowis Ver-
trauensleute der städtischen AcmKr und Betrieibe
habcn sich su einer Arbeitsgsmeinschaft
zulsamrmengoschlosten, die von nun an dio wirtschnft-
lichcn Intoressen der Arbeiter und Aingeftellten ge-
nroricham vertreten werden.

Mamrheim, 10. Juli. Ein aus Heidelberg
kommsnder Herr aus Cberbach lictz im Persoiienzug
ein Paket mit blauem Umschlag liegon, däs
27 00g M. in 5V Mark-Schcinen enthielt. Das
Geld wav gobü'ndelt und trug die Auischrift „Süd-
deutsche Diskontogesellschaft". Das GelV ist v e r-
schwunden. ein ehrlich,''!: Frnder hat sich nicht
ge-mowet.

Lörrach, 10. Juli. Der bad. Vahnhof wird
in der Zeit vom 15. Iuli bis 20. Juli wieder dem
allgemeinen Betrieb übergeben. Es verkchren
wieder in jeder Nichtung Züge. Ein Lesoyherer
Fahrplan soll ausgegeben werdu.

Arbcitcrterror

Lirdwigshafen, 10. JE. Wie dio Meinungssro'i-
hoit von den Arbeitern untcrbunden wird, zcugt
wbcdex folgender Dorfall. Die Direktion der B a
dischen An i l im fab r ik wollte iir threr eiae-
nien DruckNAil oine Erlkarung zu dcn Vorgängon
in ihvem Ovpauer Werk drucken lasten. Die Druckcr
der Fabrik wurden aber von der iwrigen' Arbeiter-
schaft daran gehindert und dÜe D'ljccktion mutzte in
eirer Pvwatdvuckerei ihre Drucksachon herstellen
lassen. _

Aus dem Leserkreise

(Für die Auslastunaen unter dieser Ueberschrlsl
trägt Lie Schriftle'tung nur die pretzgesenliche
Deraiitmortung. — Die Zuschriften müsten der
Schriftleitung gegenüber mit dem vollen Namen
des Einsenders versehen sein. Auf Wunsch wtrd
der Name verschwiegen).

Zur Protcstversammlung der kaufmännischen

und technischcn Angestcllten Heidelbergs

Auf di« Ansfichrungcn des Herrn K. W. wäre
zu erwidern: Ntatzlose Forderungon stnd feitens
der kaußmännMen Angestcllten Heddeibergs nicht
gestellt word'Ni. das mird oon den an den Tarcf-
vevhandlungen betciligten Arbeitgebern selbst
Uicht bchauptet; die der VersaMmlung zur Konnt-
nig gehrachton Forderungen vcm auveren Plätzen
dionten nur Mr Gcipmübcrstellung der Kopf- und
Handarbe-ibereiitlohnnng. In dem ..Treibeis der
SohnbowcgMg' stnd wjr nvittendrin. der Herr
Einsendcr wohl nichi. woil er ausroichsnd bezahlt
imd Bositzor von Privatvcrmögen ist; Lesten frcmen
wir uns. Ist der Herr Cilnsei.Ler schon auf dem
Markt, i,i einem Ladcn und beim Kohlenhändler
gewcsen. und hat g<agt: .Ich bi„ Kopfarbeiter.
befitze Standesbewutzrlein, hin su Höherem gebo-
ro,n und 35 Iahre alt. für mich besteht demnach
die Ten-crung nicht, also bi'tte. cms all diefen
Gründen bekomme ich natürlich melne Dcdürf-
nisse brlligrr. wie Handarbeiterl?" Melleicht
wendvt stch der 5>crr Eiichender oiumal mit diesen
Argumentcn an die Mitgüedcr des Kleinhandels-
Schutzveroins und gibt uns Keimtll'ls von den Hm
aowordenen Antworten. Solanae alles. aber auch
alles dex Konjunktur nach oben muerworfen ist.
nrüsten Lie Gehälter svlLstocrständlich diescr
Zwangskoniii'nktur solgen, o.b mit ob ohne Teue-
rmigsqnlagen. Warum wendet stck der Herr Ein-
sonder nicht auch an d-ie Herren Arbcitgeber? Hat
nicht die inatzlose Gerings hälNlirg ihrer geistigen
Mitarboitcr die Atmosphäre m den Detrieben crst
vergiftet? Wnrum hat die Mehr.zcuhl der Aübe-it-
geber nicht von selbst zu ihren Angestellten gx-
sagt: »Wir haben verdtcnt und verVvenen noch.
folglrch sellt Ihr Euren gebübrenden Antetl ha-
ben. die Not ist grotz, wir wollerr ste gsmeinsam
tvagcn. ihr habt uns verdionen helfen. itzr sollt
nuch nritgenietzen?' Wären dann Angestellten-
Msschust«. Tarifycrhniidlungen. Protestversaimjm-
lvngen u?w. nötig^ Und wärs ouf diese Wckile
nichl ein Teil der Kriegsaewinne durch die rich-
tigen Kanäle an das arme Reich .virückgeflossen?
Vieke einfichtige Arbeitgebcr sag.m stch d>as auch
und dercn Stimnien werdcn zufammen mit denen
der Angestellten auch das richtige Matz der Forde-
rungcu und Bewillignngen durchsetzen gegenüber
den vurzfichtigen Arbcitgebcrn. auf deren Vevhal-
ten sich alte Anklagcn in der Proreswersaimnlung
bezogen. Wer Handluugsgehilfen. die nach iahre-
laugem wirtlchaftlichemi >und io.zialein Druck sich
mit aller Krast wchren müssen. um nicht unter
d>ie Rädrr M kommen und zum Proletariat ge-
quetjcht zu ivevd.'n. uls ..Extr-einiiten und Kampf-
naturen" bcqe'.chnct, hätte. rinerloi ob Avbeilg-:-
ber oder ArbeitnolMer. l'esser geschwiegen. als sich
der Lächerlichkcit prcisaev«». —

P I c i s s e r.

Dersitzender der Ortsgrupv« Heidelberg des
Deutschnationalen Handlungsgechilfen - Vcrbandes.

Zur gleichen Smhc erha-lten wir noch fobgende
Zuschrift:

Der soaen-annte selbit kaufmännisch Anseftellte,
der sjch über dic Prolostver'-ammlung in der Har-
mcE in Nr. 156 Ihrer Ze>ttung künstlich aufregt.
mvge stch gesagt sein lassen. datz die Werkmeister
und sonstigen techniischei, Angestellten nicht gchoin-
rrcn sinid, iu der Eehaltsirage nennenswerte Zu-
gcstänL-niste jsti ma.hcn. da sic lange asnaig die Not
a.m oigenen Körpcr gäspürt haben. Auf alle FLlle
ist dcr betresfende Einsender eincr von den Auch-
angeslellton. die stch bis jetzt über Gehalt. usw.
nicht M beklagen hatten. so-nst wäre es aibfobut
i'icht möglich. datz ein ketusmämii-sch Angestellter
in diosein Ten reden könnte. wo dcck der Kauf-
mann. der in nntcrgeordneter Stellung ist. bis
jetzt, inan kai. s ruhig aussprechen. der schlechtest
be»'^ahlte Ang. t ilte ist. Wenn die kausinännilsch-
Angestellton > c' oon .dsist betresfenlden Ciinsender
ins Schlepptv. aehmen lästen. so i,t e^ ihr eigener
Schaden. de.in. roie schon be-merkt. wir anderen
Aicg'.'stclllcn wisten, was wir zu tun haben. Zunn
Sck 'ste möchte ich dem betresfendon Einsender zu-
ru. . datz uiUer den Zuhörern er-wrchl die Aller-
w»rigsten mit seinem EinLesandt für stch gewin-
n»n kann, denn den mMen steht das Waster schein
am Halse und das Hemd ist jcldem näher wie oer
Nock. Daher jodem das Seine. vatz er mit seiner
Faimilie ein menijchenwürdiges Daffein führen
tann. Ein Eecht zu lebeu hat icder. also au.h die
Augestellten. Warum diese gerade unter schlech-
teren Bedingungen wie andere loben sollen. dar-
über kann vielleicht der Einsender nähero Aus-
kunft geben._ C.

Die Abschasfung des Trinkgeldes in Mannheinr

Uiis wird mitgeteilt. datz dio Derchamdlungen
zwischen den Arbcilgelbern und den AugesteMen
im Gastsoirtsgewerbo vor dom Schlichtuugsaus-
schutz in Mannil>ein, sowoit gedie-hen sind. datz die
'feste Bezahlung des Bcdüenuugsversouals als «e-
sichert zu betrachten ist. Das einqtge Honiminis
ist die Rogierung. die ;u eincr Merpreiserhöhung.
die jodoch minimal bloibt, ihre Zustinrmuiig ge-
ben mntz. Sobald die GonchmiMNK der Nogie-
ckUng e-intrifft. ilst für Mannhcim das Trinkgold
abgoschaifft. Wie stch in Hoidelberg und dem gan-
zon Badenerland das aastwiirtschastliche PerspMil
dvM stellt ist noch nicht bekannt. Don wosentli-
chcr Bedoukung wird es jodoch sotn. ob in Mann-
heiim die Frage thre Löfunr, fiUdet. denn dadurch
werden dbe Angckstellten von ganz Baden gezwun-
gen. ebenffalls zu dieser Angolegenhoit Stelbung
zu nehjmon um vor Schaden bowahrt zu blodben.
In einer der nächstcn Vevsajmmrliuugen wird auch
der Dekbvmb der Gastwirtsgohilfon aomÄnschast-
lich mit den anderen Verbänden zu biesi^: Frv«e
Slelstmg nehmen.

BeMind der Gastwi.rtsgohilfen: Brückner.

Gerichtszeitunh

Mannheimer Schwurgericht

Nlannheim. 9. Iulr. Dic heute Mittwoch zur
Verl-aNdlung gelangte Anklage gagen den 20Iahre
alten vevhoirateteii K-assondiener Wiihelm Wim-
mer aus Walldorf lautet aUf Mord untz
RauboLrsuch. Der Angeklast«> war vor dem
Kvieg ein nicht bostraster, ordcntlicher Mensch ge-
woien. Er dienttz voa 1912. rükte dann. als seins
Cntlassuna konimcn sollte. ins Feld und wurde in
don Argonnen zum erstcn Mrle 1014 durch einen
Brustschutz verwundct, nnch scincr Rückkehr in dre
Front ein .voeitcs Mal am rechten Arme so sckstver
oerlctzt, datz er als kriegsuntauglich geschrieben
werden miutzte. Im Mai 1916 crhielt er die Stslle
des Kastondicncrs in Malldorf. ob;-':c>n er seit
Beendigung se'iner Lchre in der Met-allffabrik ais
Direhex fich iin Nhei.Uand aufgehalten hättc, Er
Le.zog oinen Monatsgehalt von anfangs '>0. nach
cinigeii Monaten 00 Maük. scine Bozügc für dis
TeilnaHmc am Feldzuge betrugen 75 Marl. An-
fangs Oktober desselbc.i Iahres verherral-'ts cr
stch Schon Ausgangs des Iahrcs rOl? erfolgtc
die erste U n t ers chlagu n g von 700 Mark. die
cx wcrkirsckeinlich für VezahliUng der auf Raten gc-
kauftcn Möbrl brauchte. Er wurlde verivarat.
unterschlug aber vennock) bald däraiui 1800 Mark,
angebuch um einem Vorwandten nainens Wrtt-
mer aus der Patsche zu helfen, der tn Akannheim
woihnen soll. abcr hier nicht auszufindcn i-st. Im
Iarouar 1018 folgte etne neue Unrerschlaouiig von
100 Mark bei der Emzahlnng ormr Summe auf
dex Post. Hierauf erhielt er auff 1. Oktaber seine
Kündi-gung. dre auf seme Bitten anf Ianuar 1010
verschoben wurde. Aber trokdem untcrlietz er
seine Vevuntreuung.il nicht; er untcrschlug Was-
sergolder tm Gesamtbetragc von 4138 Mark. Im
Februar 1018 hattc er für seins Bevstümimelairg
o'ine Mfiudungssummc oon rund 5500 Mark er-
halten., die er zum Kaiuff eines Haulses verwendct
lnrtte. Zur DecLung der unterschlagenen De-
träge ist ichin der Eedanke geko-mmen. den 65 Iahre
alten Sparkasscnrechner Ludwi-g Riemensper-
gex im Rathaiusc zu überffallcn. ihm die Schlüstcl.
zu dem Kastenschrank zu entreitzoki und diie Kasse
zu berauben. Es entstand ein Ringen dcs
Anseklagten mit dem sich wehrenden alten
Manne. in dessn Vcrlauf der Angeklaäte ein fcst-
stehendes Mester serneinii Eegner in die Brust'
stietz. so datz d'reser sofort zusammenstürzte. Als
der Mcuin schon >m Sterben lag. oersetzte er ihm
noch zwei weiterc Skich». Das Messer des Mor-
ders wurde unter der Leiche gefunden. Landge-
richtsrat Dr. H ä h'i l e-Hc>lde-lberg. Ler die Un-
tersuchung zu führen hatte. bekunidcl. er habe noch
niemals einen Mörder gesehen. der eine solche
GleiäWÜltigkeit znr Schau getragen httbe. als der
Angeklcrgte. Obschon rr koinen Anlatz gehabt
hätte. an der Zurechnuagsfähigkeit des Angerlag,
tcn zu zweifeln. ha-bc er aus diesem Grunde die
pschiatrische Bcobachtuna des Angecklagten ln der
Irvonkkimk jn Heidelberg amgeordnet. Als die
Briefe noch nicht geschri-Ä>en rrxrrcn. d!e er aus
dem Gefämgnis herauszuschmuvgeln versuchte. set
er zu der Aufffassung gekolmlnien. datz ein Äustand
von Verblö ou n gspsychose vorlieve. Be-
zirksarzt Dr. Hol l-Hcidel-bers sei mst Wn der
Meinung gcwesen. datz män es entweder m>it ei-
nem Vevblödeten oder mU einem abgefeimtcn
Vevbrecher zu tun habe Seino Briefe <ms dem!
Eefängnis verrioten nicht die geringste Rsue über
serne Tai. Sie seirn alle. aäck die <m scki'ne Frou.
im Bcfehlstone gehaltcn. Der Angekcagte sei ein
iricht besonders be-gabter Mensch kalte Berechnuns
sei aber bei ihm während der ganzen Untcr-
fuchung hervorgetrcten. D.r. E r n st-Hoidelbcrg
fand an der Leiche zwei Stichwunden. dte föde
sür stch in kürzester Zeit tödlich wirken mutzten.
Der -nioLizinische Sachvcrständige. Dr. M-eyer-
Grotz oan der psychiatrischrn Kllnik von Heidel-
berg gewann nach kurzem Verweilen des Anse-
llagten in der Klinik die IleberqeüWUirg von seiner
Unglnubwürdigkeit. An psychopatischer Minder-
werttskeit leide der An-g'eklagte n-ichr. Nach em«r
Pcllusc von einer halben Stunde bescmnen die
Plaidoyers des! Staatsanwailts und des Veriei--
di-gers Dr. S ch o t 1 l e r-Heidelberg. Die Eeschwo-
renen sprachen den Angeklagten schuldig d«r vor-
sätzlichcn Tötun-g nnter Bejahung der Ueherlegung
also des Mordes. sowie des RauLversuchs. Das
Gcricht verurteilte den Anaekl!agten zum To.de
und zu lebenslänglichem Ehrverlust.

Turnen, Sport und Spiel

v * Dcm F. L. „Phönix" isl es gelungen. eine in>-
tcrnat'conale Elf, dcm F. E. Nordstern-Basek
(Cchw'ig) zu verpflichten. Die GästeElff rüird am
Sonntag, 13. Juli. hier svielen.

Neues aus aller Welt

* Tragischer Unglücksfall. Ueber den Hühner-
hof dcr Witwe Stüdinger in Baltersweil war
ein Fuchs gelaufen. Um das Tier zu schietzen.
griff der Sohn der Frau Studinger nach dem Re-
volver. Auf der Treppe stürzte er. die Wasfe ent-
lud sich infolgedesten und die Kugel traf die Mut-
1er. An der schweren Verletzung ist die Frau ge-
storben.

^ Ein drolliges Ecschichtchen passterte in Speyer
Ein Familienvater bewarb sich bei der Baugenos-
senschaft um ein Haus und fragte, ob er Aussicht
habe. dieses Jahr noch berücksichtigt zu werden. Da
er nur ein Kind- hat. wurde ihm der Bescheid. datz
zuerst kinderreiche Familien Häuser erhalten wür-
dcn. Darauf meinte der Mann. es sei ihm bisher
noch nicht vorgekommen, datz ihm bei der Woh-
nungssuche ein Hausherr gesagt habe. es sei bestcr.
wcnn er mehr Kinder hätte. dann bckäiiie er die
Wohnung ehcr. Mit den Worten: „Wie mans
macht ist es falsch" verlietz der Mami das Vnu-
burcau.

» Ein Dadaistcn-Duell. In Zütich wuvde
zwischen Tristan Tzara. dem bekauiiten Grün-
ber des Dad>ais-mus. und dem dädaistischen Maler
Hcms Arp ein PistolenLuell ausgetraigett. Es
fand vievnialiger Kugelwechscl stzitt. Beim vier-
tcn Gan>g erhielt Arp ernen lcichten Streistchutz
am lcnken Oberschenkel. ivorauff dve beiden Gegner
unversAjnt den K.ampfplcttz verlietzen. Als Ze'l-
gen funaierten u. a. I. C. Heer. für Herrn Arp
Herr Otto Kokaschka. Das Duell sche'.nt mit
dadaistischen Kinderpistolen ausgefockten wordeir
zu sein.

* Ein Doppclmörder begnadigt. Der Gutsbe-
sitzer Karl Lippach. ver nach scffnem eigenen
Geständnis seine beiden Frauen erwürgt
hat unld deshalb zum Tode octturteill wurde. ist
vom Schwarzburg-Rudolstadter Staatsrat zu le-
bonslänglichem Zuchthaus verurtoilt worden.
 
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