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navischen Staaten ausgehen, einsetzen wird.
Die nordischen Staaten haben ursprünglich ge-
glaubt, aus dem englischen und amerikanischen
Ueberseehandel nach dem Osten dadurch Kapl-
tal schlagen zu können, datz sie ihre Häfen, z. B.
Kopenhagen, MalmL, Eöteborg, Christian-
sand usw., als Stapelplätze für diesen Teil des
Welthandels in Aussicht nahmen. Aber durch
die Friedensbedingungen hat dieser Plan ent-
schieden einen Stotz erhalten. Danzig wird in
Zukunft zweifellos als Stapelplatz englischer
und amerikanischer Waren eine fübrende Rolle
einnehmen, und auch Hamburg wird gleichzei-
tig ein nicht zu unterschätzender Konkurrent
dcr skandinavischen Länder werden.

Augenblicklich müsien wir die Tatsache als
unabänderlich hinnehmen, daß Deutschland
aus der Vormachtstellung, die es vor Jahr und
Tag zweifellos in der Ostsee besaß, durch Eng-
land verdrängt worden ist. Wenn der deutsche
Handel also seine umfaffenden wirtschaftlichen
Beziehungen zu den russischen Ostseeprovinzen
und überhaupt zu Nußland selbst wieder auf-
nehmen will, so muß er damit rechnen, daß ihm
allenthalben, vor allem aber im Ostseehande:,
der Engländer als unwillkommene und wirt-
schaftlich augenblicklich überlegener Konkur-
rent entgegentritt, der es an Schikanen nicht
fehlen laffen wird, um auf dem ruffischen
Markt sich an den von Deutschland jahrzehnte-
lang behaupteten Platz zu setzen. Aber tron-
dem ist die Hoffnung nicht unberechtigt, daß
auch Deutschland gerade mit den Ostseeprovin-
zen und mit Rußland die bereits wieder ange-
knüpften alten Veziehungen weiter ausbauen
kann und sie trotz der Vormachtstellung Eng-
lands in der Ostsee weiterhin aufrecht erhalt -
wird, den Jntereffen Nußlands und Deutsch-
lands dabei in gleicher Weise dienend.

200 Milliarden für Wiedergut-
inachung

Zn der Samstagssitzvng dcs Friedensausschuffes
berichtcte Dubois über die Wiedergutmachungs-
klauseln de Friedensvertragcs mit Deutschlank. Er
berechnete die Schadensumme, die Dcutschland bc-
;ablen müffe, auf 200 Milliarden, die sich
zusammerv'etze aus 119 Miüiarden für matcriclle
Lchäden, in denen 23 Milliarden für entgangene
Eewinne durch Stilleguna der Zndustrie einbegrif-
fen sind. Die Summe der kavitalisierten Militär-
pensioncn beziffert er auf 13 Milliardirn, für die
Entschädigung der Hinterbliebenen rechnet er 2519
Millionen, für Entschädigung der AZitwen und
verwundeten 6 Milliarden, für militärisch« Unter-
stützungen nach dem Ecsetz vom 5. August 1914 13
Milliarden 275 Millionen, und schlichlich für Zu-
wenbungen an Kriegsgctangene 151670V08 Fr.
Dabei scien die Kriegkosten nicht einge-
rechnet, die Velgien allein mit 5 Milliarden
286 Millionen zuruckerstattej würden. Davon ent-
fallen aufFrankreich 1993 Millionen, auf En g-
l and die gleiche Summe und aufAmerika 130V
Millio^en. Der B-richterstatter wird am Dienstag
seinen Bericht fortsetzen.

Zu diesen 200 Mlliarden soll dann noch die erst
sväter feis^uisotzende Kriegse-wtschädigung
von imndesöens 100 Milliatden kmnnven!

Der Fall MannheLmer

Die frrmrösische Negierung bat beschloffen. <ruf
Zahlimg der geforderten Buho für d'ie Tötung
des fransSstschen Sergoanten Mannheimer in
Dorlin su Lestohen. Die neue Note an Dcrüsch-
land wird die nochmalige Forderung Unter Stel-

luE eiuer ansoineffenen Fr i st aussovechon. Die
Ha.oasmeldpng fügt hinzu, daß bis sur Ratifikation
dvs Fricdensoertrages durch das französtsche Par-
lamrent der Kriegssustand mit Deutsch
land fortbesteht.

Der Kaiserprozeh

Eine Reutevdeprsche mcldet aus Paris vom 19.
Juli: Die Entscheidung über den Kaiserprv.
zeh soll am 2. September fallen. Die neue
Kommiffion für die Bcrantwortlichkeit am Kriege
wird am 30. August ihre Veratungen abschlirtz n.

ELne neue Erklärung Smuts

Eeneral Smuts. der am Freltag nach Südafrika
abgereist ist. rät in einer öffentlichen Erklärung,
den englischen Blättern zufolge. Nußland in Ruhe
zu laffen. die Vlockade aufzuhebcn und eine Poli-
tik freundschaftlicher Neutralität gegenüber allen
Parteien zii verfolgen. Vielleicht sei ein vereinig-
tes Sowfctsystcm die einzige Hoffnung, die Rutz-
land geblieben sei. Ein solches System sei vermut-
lich viel besser. als der Zarismus, zu dem die ge-
genwärt ge Politik Englands zu führen scheinc.
Wenn die irische Frage nicht nach den Erund-
sätzen. die die Erundlagen des Vritischen Reiches
bildeten. gelöst roerde, müffe dieses Reich aufhören,
zu bestehen. Es könne kein stabiles Europü
geben, obne ein stabiles Deutschland
und kein stabiles, in glilcklichen Verhältniffen le-
bendes Erotzbritannien solange in Europa Durch-
einander und Unruhe herrschen. Fur unsere auf
die Beruhigung Europas gerichtete Politik ist die
Versöhnung Deutschlands von besonderer Bedeu-
tung. Wir haben heute in Deutschland eine ge-
mätzigte Republik die meiner Ansicht nach Ermuti-
gung und Unterstützung von jedem Lande verd'ent.
Ebert verdient, von uns ermütigt und gestützt zu
werden. Wir dürfen mit Ebert nicht ebenso ver-
fahren, wie mit Kerenski und Karolyi.

Prinz Max in der Schweiz

Durch die Preffe des Seekreifcs ging vor e'.nigen
Tagen die Notiz. datz ein Motorboot von Unteruhl-
d-ingey. in dem man dc-n ebemaligen Erotzhcr-zog
mit Familie uüd auch den Prinzen Mar vermu-
tete, nach dcin Schweizerufer fuhr und in Vottig-
hofe lcmdete. Mie der Konstanzev Zeitung vvn
zuständiscr Seito hierzu mitgcteilt wird, hand lt
es stch bei divser geheimnisvollen Fahrt um eine
Neise d^s Prinzen Mar mit Familie
nakh dkr Schweiz. Dic Beobachiungen in deu letz-
ten Tagen haiben nämlich evwiesen, datz der Vor-
sitzende des Aribeiteransschuffes in Ucberl'ingen,
Mathäuser, der dcm Prinzen M!ax versonlich
berichtet hat, die Kommunisten wollten
einen Anschlagaufihn au sführen, der
eigentlich: Urheber der Flucht der vrinslichen Fa-
miliv ist. Wertsachen und Eeld sind von der Fa-
milie nur zum persönlichen Bedavf mitgcüommen
worden. D'?e Ursache, datz die Ausreise von eine-
Stelle am Dodensoe aus geschah, die für den all-
gemeinen Drrkelir g'schloffen ist, diufte nach der
Mitteilung in der übergrotzcn Ansst, an den Pas-
sierstellen belästigt ru werden, zu suchen siin. Die
Frage, olb ein staatliches Boot die Ueberfahrt Le-
werkstclligte, wird noch b'fonders untersuchtz

* Das Londoner Siegesfest. Am Sonntag wurdo
in London mit grotzoin Pomv das Siegesfest
gefeiert. Eine ungeheure Menschcnmenge
obachtete den Mar'ch der alliiert<n Truppen, die
unter M.hrung von Haigh. Beatty, Per -
fhing und Foch in die Stadt sogen.

» Kein deutsches Darlchen in Amerika. Eine
Newyorker Blättermeldung, dah die Deutsche
Bank im Namen der deutschen Regieruntz in
Amemka über ein grotzes Darlohen untrrhandle,
ist nach Mitteilupgen von unterrichteter Seite
! unzutr effend.

SürgerausjchuWtzlms

Heidelberg, den 22. Juli 1919.

Wo auch immer die neuen Stadtparlamente
-usamtnengetrLten find, hat cine gewaltige Rede-
flut «ingosetzt. Es ist schon mehr eine Art Grippe,
die um sich greift und nun als „Nedegrippe" auch
im hiesigen Vürgerausschutz eingezogen ist. Wir
verkennen nicht. datz eine solche stattliche Neihe
wichtiger Dorlagen eine gründliche Aussprache nö-
tig macht. Aber Eründlichkeit bedingt vor allem
genaueste Sachkenntnis und Vertrautheit mit den
kleinsten Details der Vorlagen. Davon war aber
in den wenigsten Reden der gestrigen Sitzung
etwas zu spüren. Eetreu dem alten Spruch: „wes
das Herz voll ist. geht dcr Mund über" haben gar
manchs sich im Elanz ihrer neuen Würde gesonnt
und geredet — um eben geredet zu haben «und ha-
ben in scharfer Konkurrenz mit dem Negen auf der
Stratze dio Tröpflein ihres Wortschwalls wie
Honigseim von den Lippen träufeln lassen. Das
äuhers Bild hat durch d:c wciblichen Mitglieder
wenigstens ein etwas freundliches Aussehen erhal-
ten. Erst nach dreieinhalbstündiger Sitzungsdauer
kam die erste Frau zu Worte, auch hier dem stärke-
ren Geschlecht überlcgen durch ihre Kürze und Sach-
lichkeit. Ucberhaupt scheinen einzelne „Neulinge"
den llnterschied zwischen Eencral- und Spezial-
debatte noch nicht zu kennen und sollten sich von
ihren „altcn" Kollegen etwas mehr aufklären las-
sen. Datz auch im Bürgerausschutz durch den Ob-
mann die Frage der Schuld am Zusammenbruch
wieder aufgeworfen werden mutzte, ist selbst-
verständlich. Seine Auffaffung davon ist ebenso
selbstverständlich und ihre mannhafte Bekundung
wird ihn sicher noch mehr in der Achtung seiner
Fraktion heben.

Knapp zwej Vorlagen sind in über Istündiger
Sitzung unter Dach gebracht worden. Jm Laufe
der Verhandlungen hat aber das Jntereffe und
die Aufmrrksamkeit bedeutend nachgelaffen. soda'
die frischen Ausführungen Vaurats Kuckuks wie
eine Wohltat empfunden wurden.

Die Presse hat auch bei dieser Sitzung, wie
schon früher einmal. das Uebermatz der neuen Ein-
driicke in ffch aufzunehmen gesuchi. aber mit Rück-
sicht auf die bevorstehende Nachtarbe t es vorgezo-
gen, um 8 llhr ^ie Sitzung zu verlaffen. Kurz da-
rauf sollen e die Stadtverordneten genug atz-
habt haben.

Er dankte auch^dem Vorredncr Mr die Vekundung

der hohen Auffaffung von der AufgaLe des
gerausschusses unb Ves Stadtrates. ^

Es wird sodmrn in diq Tagoso.rdnun^
elingetreten. Uciber die Vorlaaen 1. 3. 4 5 a 7^»

3. 4. 5, 6 sgn

einem Antrage zusolge oine Mammenfassende
neraldebatte stattsinden. ObevLürLermeister D/
Malz giht eine Relhe von Abänderungs
anträgen bekannt. Die Anträge der Eo
zialdemokraten haben wir schon in unjerer
gestrigen Nnmmer bekannt gogeben. Das Zen-
trum beantragt. den Easpreis nm um 10
Pfennm zu erhöhon. Dis demokratisch-
Partei stsllte folgenide Antrage:

1. Den in der Vorlage erwähnten Mehraus-
gaben an Löhnen unid TOuerungszulagen ffnd k> n
zuzurechnen: n) der Aufwand für die einmaligen
Zulagen an die Veamten nnd Lclhrer gemäk
9 der Vorlage Nr. 1 im Eaiamtbetrage von
22o000 Mark; Ki d-?r Mind -.rerlös aus Easahgah'»
im Falle der Annahme des Anrrags wegen Ve-
schränkung dex Easpraiserhöhung auf se 10 Niv
für den Kubikmeter mit 493 000 Mr.; c) der Alfi
wand. der fich bei Annahme der Vorlage Nr. 6 erl
gibt. tm Betrage von 280 000 Mark. 2. Zur Dek-
kung dveser Ausgaben m der Eesamthöbe von
998 000 Mark wird s) der Deroielfacher für die
Eomeindeeinkommenstener in Anwenvung des
Art. 4 dos Eesetzes 00m 16. April dieses Jahres
von 2 auf 2.5 erhöht unid die Umlage von 1 Mark
staatlichen Einkommenstouersatz demgemätz auf 125
festgesetzt; b) die Pofftion Umlagenachträoe (Mch.
LO. OZ. 1) im diesjährigen Voranichlag um
200 000 Mark.

Jur Vorlage Nr. 3 betrcHonld die Crhöhung
der Eas-, Waffer- und Stromvrelse. beantragen
wir: 1. Die Hinaufsetzung des Easpreises um 20
Pfg. für don Kubikmeter wirid abselohnt und die
Erhöhamg zunächst auf 10 Pfg. für oen Kubikmeter
Leschränkt. 2. Der Erhöhung des Wafferzinses uin
60 v. H. der Erundtaxe wird Wgestimint. Der
Aufschlag soll der Einfachheit balber beim Haus-
eigentülmer evhoben werden. unbeschadet des grund-
sätzlichen Rechtes der Rückforderung bei den Ver-
hrauchern nach Matzgabe der ErNschätzung der be-
wohnten Räume zum Wasserzins. Hieraus sich et-
wa erecbende Streitigkeiten sind durch da«; Miet-
einigungsamt zu entschoiden.

Sitzungsbericht

Kurz nach vrer Uht eröffnet Obevbürgermeister
Dr. Wa lz die Sitzung. Durch Namensaufruf
wird die Anmesonhett von 107 Mitglicdern festge?
stellt.

Oberbürgenneister Dr. Walz erwähnt in sei-
ner Begrützlungsansprache, datz dio Lrste der Vür-
gerausschußmitglieder 67 neuo Namen enthält.
Sein besondercs Wrllkonvm gilt den Frauen. die
nun auf Grund der neuen Wahlordnung ins Stad-
parlament erngezogeir seien und ffcher auch hier
gute Arbeit leisten würden. Vreles sei zufammen-

gebwchen. die Aussi-chteii seren sechr trüb. Trotz
den Kops

dom müsse man den Kopf hoch halten. Mr seien
bis setzt durchgekammen und es wcrde auch wmter

gehcn, wenn alles seiue Vflicht tue.

'rtadtver

Der Obmann des Stadtverordnetenvorstandes,
Stock. dankte dom Oberbiirg-rmeister für die herz-
liche Bsgrützung. Wir bekannt. habe Proseffor Dr.
Walz in den letzten Tagen sernen 60. Eeburtstas
gefeiert. Er freue ffch über die Frische und Kraft
des Stadtoberchauptes. die von allen goschätzt wer-
den müffe. Er glaube nicht nur im Namen des
Bürgeraus'chuffes. sondern auck» im Namen der
ganzen Bürgerschaft zu sprechen. wenn er auch an
dieser Stelle die aufrrchtigston Elückwünsche über-
bringe. Der Vürgerausschutz Wbe setzt durch dre
iivue Wahlordnung gtn völlig anderes Aussehm
angenommen. Redner glaubt jodoch. datz niemand
das alte Wachlsystem zurückwüitscht. Wenn die ein-
zelnen Mrtgli.eder des Bürgercvusschuffes amch die
politische Ueborzongung trenne. so seion doch alle
darin oinig, datz die gemeiMme Arbeit dom Woihl
der Staidt gelte.

Oberbiirgermeistc-r Dr. Walz sagt in feinen
Dankesworten. datz er die Zoit. dte er in Heidel-
berg verbracht habe. nio.nals bereut ha.be. Jm
Laufe der Zeit habe er Heidelberg und die Arbeit
für die Stadt immer lieber gowonnen. Er werde
wie Lisher weiter arüeiten. solange es nur scihe.

Die Eeneraldebatte

Oberbürgermeister Dr. Walz hebt nun die we-
sentlichen Punkte der Vor^agen 1. 3. 4. 5 und 6
heraus und gibt bekannt. datz der Staldtpat ffch in
det Sitzung am Vorntrttag mit der Erhökmirg d:s

Easpreches üm 10 Pfg^ oinverstanden erklärt habe.

' u. La nd

Stadt.-Vorst.-Obm. Stock: Wie tm Reich
so stehen wir auch in der Stabt vor schweven Auf-
gaben. Wenn das Wirtschaftsleben so weitergehe.
so führe es in den ffcheren Absrund. Es mlutz des-
halb unbedingt eine Sanierung kmmnen. Diie Stei-
gerung der Nahrungsmrttelpreiise habe oine Er-
höhung der Arbeitslöhne im Gefolgo gohabt und
die'e viederuTn eine Storgerung der^ Produktions-
preise. Wir sind ein armes Volk. Wtr konnon dem
Volke nrcht bieten. was es bedarf. Ein Ausgleich
mutz geschaffon werden durch die Erfaffung der
grotzen Vermögen. dadurch kann ein grotzer Teil
dex gewünschteir Sanrerung erroicht werden. Dev
Vorstand ist einia in der Moinmng. datz mit der
Kriegskreditwirtsch!.rft Schlutz gomacht werden
mutz. Die fehlondrn 493 000 Mark müffen aus
laufenden Wirtschaftsmitteln gedeckt werden. Die
Konsequenz aller Anträse: Erhöhnng der
Umlage ilt nicht zu umgchen. Es ist ausge-
schloffen. datz man jn Zukunfft mit dem jetzigen
Umlagefutz auskmnmen kann. Der DorlsiiLnd em-
psiehlt die Vorlagon 1. 6 und 6 nach der Stadt-
rvtsvorlage anzunehmen und den Gaspreis um 10
Pfs. zu erhöhen.

Oberbürgermeister Dr. Svalz «ibt ömen An-
trag der Fraktion der Deutschen NberaleN
Vo>lkspartoi bekannt, nnch dem d've Befchlutz-
saffung Lber die Vorlage 5 «rusgclsetzi roerden t'oll.
brs das Rechnungserssbnis des Jahres 1918 abge-
schloffen vmliegt.

Stadtv. BUHler (Soz.) bozeichnete die Tarifver-
träge als einen brdeutenden Forkschvitt. Der Ar-
beitet habe jetzt das Gefühl etwas zu gelten, dcr-
durch werde cvuch der Arbeitseifcr gehoben. Auch.
die Waldarbeiter und Feldhüier iMffen Tarifver-
träse haben. Die Lermittlung der Arbeitskräfte

Neues aus aller Welt

* Wackere Vuben. Dre Franzofen bstreiben sur
Zeit m dcx Lesetzten Zone von Mainz eine neue
Art von Schulvropaganda. Französische. gut
deutsch svrechende Offiziere bcfuchen die Oberklaffen
und nohmen Prüfmrgcn im fvcmzösischeni Svrachun-
terricht ab. Die bosten Prüflinge erhalten fvansw
sische Büchor mit Mdmung als Ecschenk. Jm
vmren Eymnalsium wurde dcr Leschenkende frangö-
sische Offrzier alber übel abgefertrgt. Der
Leste Schüler lehnte drs Schentung ab mrt der Bc-
mcrkung, sein Vcrtev sei im Kampfe gegen Frant-
reich gefallen; also nshme er keine Geschenke von
diessm Land. Auch dex zwritbeste Schülcx lehnlte
das Eoschenk mit murrrschem „Nein" ab, worauf
der Offizier das Vuch wütend auf den Katheder
warf und die Schule oerlietz.

* Neues von Dr. Lipp. Jm Hochverratsprozetz
gogen i>vn! Drehcrmoistor und weiland Verk-Hrsmi-

uister der Minchrner Räterepuhlik, Eustav Pau-
lukum, der mit Verurterlug zu 2einhalbiährigcr
Festungshcrst endete, hat der Angeklagte als De-
weis für die Verrücktherten im.Z<ntral
r a t, die rhn zum Nücktritt vovamlatzt hatten, fo-l-
genden Brief des Näteminrsters sür Auswärtise
Airgclogenhäiten dss einst auch in Karlsruhe tä-
tigen Dr. Livv verleson. Das Dokumont Wrt
die Goistesverfassun-g nicht allein des nun in ein-r
Heilanstalt untergcbrachten Schreibers, sondern
seinar ganzen Revolutionsumgebung an und lau-
tet: „Mein lieber Amtsbrudevl Jch habe an
Württemberg und die Schweiz den
Krieg erklärt, weil dicse Hunde nicht die 65 Lo-
komotiwen mir sofort leihweise überlaffen hahen.
Fch bin sichor, dm; wir stegen. AuherLom wrrde ich
dcn Segen des Pavstes. mit dem ich gut bekan-nt
bin, für dioson Sieg erslohen." Und sowas nennt
srch Volksführer!

* Professorengehälter uud Arbeitcreinkom-
men. Die neue Deutsche Akademische Zeitschlift
(Verlag von K. F. Koehler in Leipzig) veröffent-
licht folgende zeitgemäße Betrachtung über
Professorengehälter: An der Technischen Hoch-
schule Hannover ist eine außerordentliche Pro-
fessur sür Bauingenreur.Wissenschaften gegrün-
det und besetzt worden. Der neu berufene
Professor erhält ein Gehalt von 3000 Mark —
schreibe dreitausend Mark, und Honoraranteile,
die sich auf einrge hundert Mark belaufen mögen.
Ferner ist gleichfalls an der Technischen Hoch-
schule Hannover eine außerordentliche Professur
für Wirtschaftsgeographie in Aussicht genom-
men. Diese soll mit 3600 Mark — schreibe
dreitausendfünfhundcrt Mk. — nebst den geringen
Honoraranteilen dotiert werden. Jn der Wochen-
schrift des Arckitektenvereins zu Berlin wird
die Stelle eines Assistentcn der Wasserbau-Pro-
fessur in Hannover mit einem Einkommen von
4200 Mark zuzüglich Teuerungszulagen aus-
geschrieben. Der Assistent bekommt also be-
deutend mehr als der außerordentlrche Professor.
Der ungelernte Wasserbauarbeiter bezieht im
Bezirk der Wasserstraßen-Baudirektion Hanno-
ver 16 Mark Tagelohn. Der hochqualifizierte
N"gierungsbaumeistec hätte also fast mehr Nccht,
neidisch zu seinem ungelernten Arbeiter auf-
zublicken, als hochmütig auf den Profeffor
hinunterzusehen. Das Jahreseinkommcn eineS
Stratzenbahnschaffners beträgt 6000 Mark, eines
Berliner Müllkutschers 9300 Mark, ernes
Kellners 12000 Mark. Daß man es wagt,
ernem Professcr ein Gehalt von 3000 und
3500 Mark anzubieten, bedeutet eine solche
Mißachtnng, ja Verhöhnung akademischer Lei-
stung, daß sogar die Kreise der Nichtakademiker
sich dagegen empören sollten. Es ist allerhöchste
Zeit, daß die Unterrichtsverwaltungen eine

Besoldungsvorlage für Professoren einbringen,
die berechtigten Ansprüchen Genüge leistet.
Zum mindesten kann das Gehalt eines Berliner
Straßenbahnschaffners als Norm für das Grund-
gehalt eines außerordentlichen Professors angc-
sehen werden. Jn unserer matetialistischen
Zeit schätzt man den Menschen nctch seinem
Einkommen und nicht nach seinem Können ein.
Der außerordentliche Professor an der Technischen
Hochschule Hannover könnte leicht Gefahr laufen,
von seiner Waschfrau oder von seinem Labo-
ratoriumsnrbeiter für nicht mehr gleichberewtigt
und nur noch gedMet angesehen zu werden.

* Ein Volkskunsthaus in Zcna. Eines der erstcn
Volkskunsthäuser wird jctzt Jena erhalten. Der dor-
tige Kunstverein hat ini Einverständnis init der
Karl-Zeitz-Stiftung und dor Eemcindeverwaltung
die Errichtung eines solchen Hause-; im Zusam-
menhang mit der Volkshochschule in die Wxgo ge-
leitet. Die Zeitz-Stiftung wird die Kosten der
Einrichtung tragen. falls die Stadt die Unterhal-
tungskosten bestreitet. Der Eemeinderat hat da-
raufhin die Summe von 5000 Mark für den Kunst-
verein eingestellt. Man denkt daran. das Prin-
zessinnenschlötzchen im Prinzessinnengarien
zunächst auf 6 Jahre zu mieten. da man mit dem
Uebergang des ganzen Erundbesitzes in städtisches
Eigentum rechnet. sobald die Auseinandersetzung
mit dem ehemaligen Erotzhcrzog geregelt ist.

Kunst und Wissenschaft

* Von Dr. Karl Hagcmann. dem Mamcheimer
Zntenldanten, deffen..,Weltreise-Ehro-niik" beroits in
sünstor Auflagc vo,rlvogt. wird dmnnäM das Lvotze
Reisowerk „Spiele dor Völker" erscheinon.
das die Tänze. das Thoater und die Miisik der
crfvvkaniischen und ostasiatischen Völker (vor allom
der Znder. Zapaner und Ehinosen) aus Grumd ei-
goner Einldrücko und Studien bshandelr soll. Das
mnipangveiche Duch- wird im Verlage oon Schm-
ster und Loeffler in Berlin herauskommen.

Freiburg, 20. Juli. Die Nachricht, dah Prof.
Dr. von Schulze - Gävernitz den Nuf an dr-S
Handelshochschule nach Berlin angenonsmen hat, ist
verfrüht. „ .

Die vertriebenen Elsatz-Lothringer

Don Friedrich Lienhard^).

Dsr Weg von Straßburg nach dsm irahen Rhein
ward eine Marterstpatze doutscher Brüdör;
und manche Träne frel auf jenon Weg,

<vls die Vorjagten. hinter ffch den Hatz
iund vor sich Not. den Elsatzgau verlietzen.

Div noue Eisenbrücko dort bei Kcihl.

die schönen Schwunges unsren deutschen Strom

hoch überwölbt. ward eimo Seufzerbriicke:

Brücke dor Schmach und Schande für den Fehidl
Brücko der Ehre fiir die doutsche Treuc.

In Laustautos. in Massen. verpackt wie Tiere,
und abgoladen. untersucht. wie Dicbe,
verhöhut vom hohen unid vom niedren Pöbel
ui!d oft mitzhaudelt. zogen dio Versagteii.

die nichts getan, als ihro deutsche Pfücht.
' ' » dc

horein ins weite Land der gvotzen Not.

Auch Heimaterdo durften jene Aermstcn
nach Deutschland tragen: Gassenkot des Elsitz.
von Eassenjungon ihnon Mchgoworfen!

Durch solche Schande mutz das doutscho Volk!
Und knirschend stehen wir in Groll und Eram
und sehcn zu. zerrisson und zerrüttet!

Ach. E'satz, Zeichen nmi der tioffb?n Schmach!

Ihr aber. Vrüder. die ihr hsvmatlos.
tragt edol ouor Leid und tragt es srotz!
und jene Träne. die ichr dort aw Ntzein
geweint. verwandle sich sti Sonneeffkoin!

Und jedes Hatzwort, das euch dort verletzt,
droifach durch Liobo soi es h'.or ersetzt!

Werdet nicht irr an Doutschland. das zorbrach-
Habt Dank. ibr goht mit uns durch Schimps uno

Schmach -7 "7

Wills Evtt. so schreiten wir einst Hand in Ha»o
durch oiu vorjiingtos deutsches Vaterland!

*) Boi einem in Miinchen am 30. Zum ocr«
vnstalteten Unterhaltungsabend für dio ausgewie-
sonen Elsatz - Lvtliringor wurde von Albert Stciii-
rück voisiebonder Borspruch Fviedrich L-ionhards z»
«indringlicher Wirkung gebracht.



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