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Dienstag, den 22. Iuli 1919

kMdelberger 3eitung — Nr. 167

veilage

10 Iahre Postscheckverkehr

Ehe der Krieg los-rach, sind Deutschlands Wäh-
rungsverMtnisse in ausgezeichneter N rfassung ge-
wesen: Die Notendeckung war stets eine sehr ge-
sni'de, anf der Reichsbank -esand sich iinmer ein
Eoldoorrat von ungcfähr eincr Milliarde Mark
und mehr als 3 Milliarden besanden sich im Lande
im Umlauf. Von ihnen hat die Ncichsbank wäh-
vend des Kriegcs 1,5—2 Milliarden Marf an sich
ziehe'U können; sie haben uns gute Dienste geleist!.t.

Diese gowaltige Eoldzirkulation im Lande war
eine Ueuvigkeit, die sich nur ein Volk leisten konntc,
desien Prosverität von Tag zu Tag zunahm. Dir
Eebote der Svarsamkeit wicsen einen anderen
Weg, den andere Völker, besonders .England und
Amerika, schon längst Letreten hatten. Frcilich
^ war das dort übliche Scheck- und Ucherweisuwgs-
s'istem, wenn auch in etwas andcrer Fovm. auch
bei uns nicht fremd, und der Giroverkehr der Dcut-
schcn Reichsbank hatte bci uns sogar gowaltige
Triumvhe gefeiert. Aber dieses System kam. u^-
nigstens dirckt, bei uns nur Bcvwkm, Erovindustrie
und Erohhandel zu gut; der tägliche kleinere Ver-
kchr wav und blich der Varverkehr — Eold und
Notcn —, und alle Scheckeinrichtungen fandow nur
mäbigen Anklang. An Demühungen, sie zu vrova-
gieren, hatto cs freilich nicht gefehlt. Die Presi
dis Bankow, die Svarkasien und Ecnossensch.rsten
wetteiferten darin, a>bor das Publikum wollte sei-
nen Eowohnhciten nicht untreu werden, und cii'
als vor 10 Jahren, auff Erund der Erfahrungcn, d.e
Oesterrcich mit seilniem Postscheck- und Clcaringver-
fahrcns erzielt hatte, die deutsche Re'.H-woft zur
Einrichtung des Poftscheckwefens schritt, begann die
Veredolung des deutschen Zahlungswcfcns gröhere
Fortschritte aufzuweiscn, die bosonders währcnd des
Krieges — infolge gewaltiger Provaganda und in-
folge des Zwanges der Verhältnisse immer ravtdec
murdcn.

Me Deutsche Noichspost hat soehcn e'.ne Denk -
schrift üb-r das 10jährige Bestohen ihres Poft-
scheckverkehrs herausgegob^y. deren Einäolheiten
in vielfach"r Richtung i-nteresiant sind.

Di^beutigen Bedingungcn des Ipoftichcrkoeikoh s
siwd ziemlich bckannt: Das Euthaiben d<s Konlo-
besitzcrs muh mindestens 25 M. üetragen. Ueber-
weifungom — nrrt Hilfe des Uobe wcis ng-hestes —
zu Eunften von andern Kontobcfitzern werden ko-
stcnlos ausgeführt, Aus^zahlungen — nrit Hilfe des
Tch'ckhchtes — an Personen, d'.e kem Kvnto be-
sitzen, kosten 5 Pfg. und eine Steige->ungsgeibühr von
^/iooo des auszuzahlenden Vetrages. Mwweils.n-
> gcn und Schecks können in gelben Umfchlägen. die
dic Post liefert, in jeden Brrefkästcn getan werden;
das PostMckamt erhält sie vortofrei.

Die Dcnkschrrft berichtet, welchen Meg die Ent-
wicklung hat zurücklegen müsicn (Denkschrift 1809,
Denlschrift 1908, Postscheckcrdnung 1998. Postschcck-
gefetz 1914, Aenderungen des Eeseh's 1917 und 18);
ehe nran so weit war, uwd sie we'rst nach, roie die
erziclten Erfolge stets Lenutzt wurden, uni den V r-
kehr zu ve ibilligen, was dann wtcder -weue Erfolge
gezeitigt hat. Jn allerletztex Zeit sind ganz weuc
Wcge eingeschlagow wo-.Len. Man rst dazu überge-
gangen, das Postfcheckamt zu bcvollmächtigen, re-
gclmätzige Zahlungcir, did man an be^timmte Bo-
börden oder Verwaltiingen zu leisten hat, ohne
wo'.teres übor das cigene Konlo zu buchen. d. h.
dieje verfügen beim Postscheckamt über d'e Beträg",
3. V. Fernsvrechgsbühren, gcstundete Telegramm-
gebühren, Mieten, Zeituwgen. Angcftelltcirv"vsich -
rungen, Unfallentfchädigungen, Jnval'.ideub rüge,
monatlicho Eas- und Elektrizitätsrcch iungcn. Ge-
hälter usw. Maw hat, sobald man einmal dsn

generellen Auftrag erteilt hat, mit diesen Dingen
gar nichts mohr su tun und erfährt von den geleiftc-
ten Zahlungen nuv durch die Zuschriften des Post-
scheckamts.

Vcrhältwismäüia wenig bekannt ist die Einrich-
tung der Postkredit-Vriefe, die bei Necsen austeror-
de.itli changenehm sind. Die Eebühven stnd gin,'
gcringfügig. Die Vriefe werden ausgestellt für 4
Monate und bis zum Bctrage von 3000 M. Auf
jedcm Postscheckamt des deustchen Neiches köwaen
anf Eruwd derfelbcn B träge üis zu 1000 M er-
hoben werden.

Sohr interessant ist auch die Nolle, die die blaue
ZahlkaAe im Postschcckivcscn gesvielt hat. Si? hat
zunächst. aegeuäher denjenigen, die cjn Postscheick-
konto besitzeni. die roten'Postanweisnngskarten ganz
verdräwgt; dann ist sie aber überhamit Lenutzt wor-
den, um Zahlungen an diese Perfonen und Frvinen
zu leisten. Mit dev Eiistendunig dcr Nechnung
wurLe die auch schon vorgeschridbene Llaue Zcchl-
karte eiugcfairdt, wodurch d'.e Lishcrige Barrcchlung
vermieden wurde. Andereiseits aher easchwert dicfe
Erlcichterung Lie Provoaanda für drci Ervichtmrg
eines eigenen Sch'ckkontos, was doch das eigent-
licho Ziol war. Man schäffte also die Lishovige
Portofreiheit der blauen Zablkaitc wic-der cch und
machte dagegen den Uoberwsisungsverkohi: von
Konto zu Konto portofrei. Den Erfolg kann nran
aus de-w Zcrhlen der Denkschrift äblesen:

Eutachchlricchene Zcchlka.tcn: 1910: 5244 Mill. M.
gutgoschricLenc Uciberweisungen 3956 M ll. M.
1918: gutgcfchr'.ebcne Zahlkarten 23 491 Mill. M.,
gutgeschriäbeiie UeLerwcrsungen 42 256 Mill. M.

An weitoren interessanten Zahlen seien w'rcder-
gegeben:

Postkowten End: 1909: 36 487, 1914: 103 068.
1918: 257 813..

Dce S-umme aller Guthaben betrug EnLe 1914:
L41.5 Millionen, 1918: 1046,8 M.ll owen.

Das geldliche Ergebnis war 1918 an Eebühven
10,4 Mill. Aki., Erlös für abgesetzte Vord-rucke usw.
1,3 Mll. M. Zriiscir 30.7 Mlll. M

Fm Laufe des Dozembcx waren die Goldanlagen
des Püstscheckamts die folgenden:

7 Mill. M verlichen an Eenosfc-nischaften,

31 Mill. M. «bofanden sich an Postfvalkassen selLst.
479 Mll. Mc boi der Re.chshauvtkaffe,

451 Mill. M in deutsch n Wertpapieren.

cv

ü/ Kannst dn heute dich nock rühinen
H deiner Ne'en, deinec Eichcn?

Deutschland, niinm die Tränenlveide
<v jeht zum Wahr- und LebenSzeichen I

Hoffmann von Fallersleben (1850) A

Ore blaue §pur

Noman von Iulius Regis
Aus -dem Schwedischen übersetzt von E. v. Kraatz
Eop^riLbt 1917 b^OretlileinöcLo. O.m. b.tt.

(17. Fortseljmig)

Dcr Detektivreporter blickte, ruhla geradoaus,
konnte den Atann aber dsutlich sehen. Es war e'rn
^lnnn rn den Dreisiigern. vsn guter Mlttelgrötze,
uasti.gc,,n Anssehon und ewergstchrn Bewegungen.
«eine Eesicht^züge waren hart und gro'o. Iwdom
er lange Züge aus seliier ungewöhalich groston Zi-
varctte tat. warf er rache lauernde Blicke auf

Wallion gin>g mit gleichinasiigen Schritten und
veixn Händen in. den Ta-chen an ihin vorüber,

zv.<-: Minuten sväter ösfnete ihnr Iohn An-
ders on h-.e Tür dcr Villa.

D.is Eosicht des Bedienten tvug noch rmmer
ast'nlben Ausdruck o-an Verschlossewheit uird unter
wursigcx Ruhe.

"Eulen Taz. Andersson". ^agte der Iournalist,
er stehen blieb, wm sich etne Ziaarette an-
'cktecken.

Der Diener reichte ihm ein Zündhslz.

. , "Aun". fragte Wallioi in gletchgültigenr Ton.

cx d.chte Rauchil'otken m die Luft bltes,
H^-<N"Cie die neueste Lntwicklung der D.'inse be-

Da der 'Alte ibn wur fvagend an'ah. fuhr Wal-
"on sort: „Die Billa wiro hewacht."

Pcli^-i ." klang es rasch und kurz

.Rein. inc-in lieber Ai'derslon. va,n der Polizeä
"'ckt, Don den andern!"

^Hatten seine schrrfe,-: Augen rechi ge'chen? War
^r Bvd-r,ente wirllich ?,chaiwi' :ngh-' ren?

vnr g-i-bt es drei Mö-' " - Wal-

968 Mill. M. zu-sammen.

Die Reichshauvtkasse gewährte elne Verziwfung
von 3 Prozowt.

Der Umsatz betrug in 1918: 102 Milliardcn M.

Unter den vorhawLencn 10 Posifchcckämt.' N (Bor-
lin, Breslwu, Köln, Danzig. Frankfurt, Hcrmhmg,
Hannovor, Karlsriche, Kön'-gsLcrg, Lecprig) hatte
Köln am meiston Konten (50 620), dann folgte Ber-
lin (48 232), dann Laivzig (44 889), dann Frank-
surt a. M. (25 852).

In ihrer Eimlleitung streift die Dcnkschrift zwei
Fragen, die in Zeitungen und Zeitschriften zu eini-
gcn Kontraverscn Veranlassnng gegeLen Latten.

Hat Lio AusLildn-wg d.s Post checkoevkshcs

1. die Tendenz, den Pieis Lec Warcn ru vcr-

billigen?

und »

2. die Tewdenz, unfcrer Valuta zu H'.lfe zu

kommtn?

Die zweite Fvage ist wohl unbedingt su LejaLen.
Der Bcr'cht Lshauptet. datz d r Pöstfcheckverkehr
schon heute fiir 1,4 Milliarden Mark anl Umlauss-
mitteln crsetze. Da wir in Frr-denszeiten einen
Banknotenumlwnf von nur 2—3 MilliarLen Mark
befatzen. fo ist das oi-w rclativ ganz eworiner Be-
trag. Nm Iahr'se'nde 1918 e hob sich aber unfer

lion. Entwedcr befindsn sich die Daipiere noch in
der Villa. und dann roerden sie bewacht. oder diese
..anLern" bewachen den B-edienten. der ganz ohne
Zweifel etwas von der gche'iiiintsvoUen Säck-e
woitz. Schlietzlich könnew sie ganz eiwfach hmter
mir her sein.

Emen Augenblick überlegte er. ob es ratsam
sei. den Mann von der Poltzec überrumpeln zu
tassen und zu sehen. was darauf folgen würde.
Aber den Eedanken gab er gloich wieder als un-
möglich auf..

Wer war überha-upt jener Fremde? Ieden.falls
schon der vierie, der in Fvage kam. Erst die bei-
Len Männer. die von dex Mordstätte flüchteten,
dann die Da-.ne a,n Telsphon, u,n>d ietzt der Aöann
mit dem Fahrrad.

Er begaL sich wach dein Etzsaal. -'Dort lachte er
plötziich auf und trat durch die El-astür tn den
Earten hinaus. Ienseits der Mauer satz oin
schmutziger. Lärtiger unL zerlumpter L-andstroicher
mir einer kurzen Tonpfrrfe yn Atiunde und eincm
tief ins Eesicht gezogenen. zerrissenen und vergilb-
tem Paniamahut.

Wallion spazierte behaalich rauchend durch dvn
Earten. Mit einem Male scksten er dle clende Ee-
stalt h'mtcr der Maner zu bemerken. öffnete die
Psorte uwd trat gelasisn auf den Menschen zu.

„Euten Tag. me'm AUer". saate er in herz-
lichem Tcn. »Was ist denn iwit Ihnen. haben Sie
keine Arbeit?"

Der awdere sah ihn mir schlecht verhehltsr Uiv-
viche heranko-mmen.

»O ia ^ 'wurmslte er nack einer WÄke
mit auffallend offenem A-Laut.

DiaLsj ltetz er den Kovi sinken nnd steckte dve
Hände in dis Tasche-n. Der Detektivrepokter hatte
ssdoch schon gsschen, datz er für elnen Buimmlsr
ungewöhwlich gepflegte Nägel hatte.

Notewumlauf auf 22 Milliarden und heute ist er
sogar cruf Lema-He 30 Milliarden angewachsen, imd
da sviejt der Ersatz an Umlaufsmitteln in Höh-'
von 1,4 Milliardew freilich keine grotze Noll.'. Aber
es ift doch zu hoffen, datz wir jcht wikdec yon der
turmartigen Höhe unseves Vanknotenumlauss h.r-
abzustoigen beginnen.

Entschädigung der Osfiziere und
Mannschasten

Der Nationalversammlung ist der Entwurf
eines Gesetzes für die Entschädigung der Of-
fiziere zugegangen. die gezwungen sind, auf Erund
der Verminderung der Wehrmacht aus dem Heere,
der Marine und der Schutztruppe auszuscheiden,
und der Entwurf eines ebensolchen Eesetzes für diS
Unteroffiziere und Eemeinen, soweit
sie Kapitulanten sind. Im wesentlichen sieht
der Eesetzentwurf folgende Entschädigungen vor:

Fllr Kapitulanten: a) Für Kapitulanten
nach einer aktiven Dienstzeit von mindestens 12
Jahren eine laufende monatliche Entschädigung für
die Dauer von 2 Jahren und für die Kapitulanten
mit einer geringeren Dienstzeit von 1 Jahr. Die
monatliche Entschädigung beträgt für Verheiratete
300. für Unvcrheiratete 200 Mark.

b) Ferner für alle Kapitulanten einen einma-
ligen Betrag von 300 Mark zur Beschaffung und
Unterhalt ihrer Kleidung.

c) Die Kapitulanten vom 7. bis 11. Dienstjahr
erhalten eine einmalige Eeldentschädigung. und
zwar beim vollendeten 7. Dienstjahr 1000 Mark,
für jedes weitere vollendete Dienstjahr jo 400 Mk,

d) Die Gehalt empfangenden Kapitulanten kön-
nen autzerdem auf Antrag für die Daucr des Be-
dürfnisies neben der im Paragr. 1 Absatz 3 des
Mannschafts - Versorgungsgesttzes vorgesehenen
Dienstzeitrente einen Zuschutz Lis zur Erreichung
der Vollrente gemätz Paragr. 10 Absatz 2 desselben
Eesetzes erhalten.

Für Offiziere: a) Offiziere unter 10 Dienst-
jahren (die Dienstzeit wird nach den Vorschriften
des Offizierspensionsgesctzes berechnet) erhalten auf
die Dauer eines Jahres die Eebührnisie. d:e sie
als aktive Offiziere im Falle einer vorübergehen-
den Beurlaubung erhalten hätten.

b) Alle übrigen Offiziere mit einem pensions-
fähigen- Diensteinkommen bis zum Vrigadekom-
mandeur ausschlietzlich aufwärts erhalten. voraus-
gesetzt, datz sie vor dcm Krieg mit der Absicht. die
Offizierslausbahu einzuschlagen. akt'.üen Dienst ge-
tan haben-oder vor dem Krieg kapitnliert haben,
Uebergangsgebührnisse und zwar Verheiratete für
die Daucr von 5 und Unverheiratete für die Dauer
von 3 Jahren. Die Uebergangsgcbührnis beträgt
Dreiviertel der bei der Berechnung der Pension zu-
grunde zu legenden Dienstemkommen. Die Teue-
rungszulage soll während dieser Zeit wie für aktive
Offiz'ere gezahlt werdcn. Im Anschlutz an die
Uebergangszeit werden sie pensionicrt.

c) Offiziere mit hem pensionsfähigen Dienstein-
kommen eines Vrigadekommandeurs einschl ctz!
aufwärts wcrden pensioniert.

Das Eesetz soll am 1. August 1919 in Kraft tre-
ten und Eültigkeit bis zu dem in dem Friedens-
vertrag vorgesehenen Abschlutz der Verminderung
der Wehrmacht erhalten. Offiziere und Kapitulan-
ten. die in der Zeit vom 9. November 1918 bis 31.
Juli 1919 aus dem altivcn Dienst ausgeschieden
sind, können auf Antrag nach dcn Vorschrif^n
der Eesctze cntschädigt werden. Offiziere und Ka
pitulanten, denen es erst möglich war. nach
schlutz der Verminderung der Wehrmacht aus der
Eefangenschaft und Internierüng zurückzukehren,
sollen von der Vergiinstigung nicht ausgeschlosien
werden.

Amerikanische Schiffe für
Deutschland

Amst'rdam, 20. Juli. Laut P.esicibüro Radio
sind in Amerika 68 000 T. Schifis.aum iür den
Handel mit Deutschland bcreit, Zwei
Schiffe weiLen Baumwolle füh-ew. Allc Schirso
fahven TLwdo dieses Monats oder Anfang August
nach Deutschland ab.

gewwndtejnr Eesicht

»Ihre Aussprache klingt nicht schwedisch". -e-
merkte Wallion. ..Sie sinÄ noch nicht lmvge an
Schwoden aewesen."

Da drehte der Mwnn den Kovf um. und iihrs
Augen trafen sich. Die des FrenrLen roave-n wcche-
zu schwarz. ob crus Wnt oLer aus Angst. lietz sich
nicht entscheiden.

Demokratischer Parteitag

In der So,nnt-rg Nachmittagssitzung w-arnto El-
lac-.-.tuttgurt pvr den norddeutschen. insbeso-'.dere
vor den Verliner Zentralisierungsbestrebungen
namentlich auch auf stsuerlichem (vebiete unL be-
grundete daneben einen Antrag auf Einführung
der dre -1ahrigen L e g i s l a t u r p e r i o d e.

Minister Fischbeck erklärte sich ebenfalls als
Unitavrsten. D-r Entwurf des fricheren Staats-
.ecretars Preutz. auf den man sich in der Debatte
,o haufig berufen habs, habe aber noch einen Wcg
eMgeschlagen. dcn man in Preutzen nicht habe mit-
machon köimen. Preutzen habe man zerschlagen
wollen, vor der Souveränität Bayerns B a-
dens und Württem-bergs -habe man Halt' se-
macht. Aber auch Prsutzen könne man wur auf-
teilen in neue ^taaten mit eigoner Souveränität.
Auch er hoffe. datz die Zeit allen Ochsen. Bären
vnd Löwcn in den deutschen Cinzelwuppen ein
Ende machen uwd -alle deut chen Stänrme vrreinigt
werden unter den Fittichen des einen Leutschen
Adlers.

Psarrer Klein (Elsatz-Lothringen), vo-n Lau-
tein Veifall -bagrützt. erklärte, jetzt soi weder die
Zeit zu Klaaen, noch zu grotzon watiowa.rstischen.
Tönen. Er trat für die 50 000 aus Clsatz-Lolhrin-
gen vertriebenen Deutschen e-in. Wir wollon wi-e-
der hier unsereHeimar haben. Wir sind wicht geneiüt
zur Reaktion und die dsmokratische Partei kawn
vielleicht hier und da noch etwas rMkalere Töne
vertragen. (Stürmischer Bsifall).

Reichsminister a. D. Schiffer trat den Awschalu-
uwgew entgegen. als haLe seine bokcrnnte ReLe den
Abmarsch nach rechts einlsrten sollen. An ei-
nem Züs-aimwewjchlutz mit den rechtsstehenden Par-
Men habe kein Mensch gsdacht uwd dewke koin
Mensch. Das wüvde den Bürgerkrisg bodouten. In
absohbarer Zeit kann ohne die Sozi>aldemo>kratie
in Deutschland nicht rogisrt werden. Um so ent-
schiedsncr crber mutz von Zeit zu Zeit der Tren-
nunlgsstrich heroortreten. um'o notwenLiger
war es. M betonen. datz in der Ko-alikion sehr
bä-uifig unsere eigenen Erunvsätze zurück treten
müssen. Ietzt habe die agitatorische Ausschl-achtuwg
der Friedensfrage durch die De'-itsch-Nationalen
.lede Möslichkeit. in absehbarer Zeit mit der Rech-
ton zusammenzüarbeiten, volls,cds uwmöglich ge-
macht. (Stürmischer Beifall). Wir stn-d wcrtvowal
bis in die Kno-chen. aLsr nicht natiowalWfch und
wicht chauvmisti'ch,

Lhofredakteur Dr. Müller lMUnchen) erklärte
die Hckltung der Woimarer Fvaktion soi von oi-
nem grotzsn Teil der Partoi nicht verstan-
den worden, nicht nur in der FrieLsnsföage.
Wenn schon die Sozialdsmokratre versagt haLe,
so hätte die Demokratie die führende Rolle übe,r-
nehmen müssen. Der Rodner erntete Boif.all und
Widerspruch nnd der LLndtcrgsaLgeordnete Dr.
Dirr-München stellte zu alledem fest. datz der Vo-r-
redner nicht im Sinne der Layerischen LanLespar-
ie: gesprochen haLe.

Reichsminister a. D- Eothein kllihrte aus. dis
Rede Nichthosens sti ein Awgriff gcwe'-en. Cr per-
lönlich trage die Schuld, datz das »Unawn-ehmLar"
in die Erklärung vom 12. Mai hineiwgekoimmen
fei. Aber dieses . Unannohmibar" hätte durchMhal-
ten wevden müssen. Schon am näMten Tage -aiLer
hätten die Vemühungen eingesetzt. es illusoriisch zu
machen, Die ll n aLH ä n gf-gev kuden schw-ere
Schuld auf sich, als sie mit deim Geweralstreik
unL dec Neoolutionievung der Masien drohten.
Dazu kam aber die Zahl der Klemmütigsn. dd
kam die Politik Erzbergers. (Stüvmische
Pfuirufe). Aber Herr Erzberser chatte gestegt. da
kannten wir nicht in dex Regierung Lleiben.

Dann ging dis Debatte zu wirtschaftl'chen unL
sozialen Dingen über. . Dr. K ö h l e r-Bsrlin bs-
grützte die Haltupg der Fvaktion. -cvuch gcisewüber
dam Sozialisierungsgesetz. Eiwe Zeitlang habe es
so wusgesehen, als 'ei die demokraiilsche Fraktion
lediglich im Schleppt-au Der Soziclle-ema-
kratie. Was Herr Wisssl uwd Herr v. Atöllendors
uns vorge'etzt hatten. sei lodiglich Organifations-
simmel gewesen. wicht Volksu-irtschaft. Zu rilhn-
lichen Fragen sprach Dr. Eertrud-Bä u me r-Hcvm-
burg Das Hauptproblem sei die lleberwindmrg
der -hontigen Sabotage der Arbeiterschaft aegen
den ge/amten Prodiktionsprozetz Die- deutschr
demokratisch: Part-.-i mutz sick zur Aufgabe machen.
den Klassewgegensatz zu überwiwdew durch die
Uebcrzeuguwg vow der Produktionsgememschafft.

»Wo kommcn Sie her?" fragte Wallion weiter.

Der Mann blieb stuinm.

Wallion zoa die Hände aus den Taschen. bückte
sich zu ihm hinaö und flüsterte: „Aus Costazuela?"

Mit einem tiofen. aeräwschvollen Atemzug
spvang der Fremde auf. l-ieff wie verriickt auf und
davon und war i,n nächsten AugcwLlick verschwun-
den.

Der Berichterstatter lachte finster.

„Nummer fünf!" sa«te er zu sjch selbst.

Ietzt crtönte hi.iter ihin das 'iau-gende Te-
räusch von Euiwmirädern. und der Atann im
grwuen Anzng fauste vorüber. ohwe ihn awzusehen.
Der vermeintliche Lawdstroicher war schon nicht
mohr zu sehew. uwd der Radfahrer hsschleiluigte
sein Tempo. so datz auch er Lald versthwunden war.

Mallion kehrte ins Ha-us zurück. Seine graucn
Augen hatten einen Ik.gentümlichen. stahihartren
Gl-anz uwd das energische Eesicht umr noch ernster
als ionst.

In Eedanken sah er den Frciwden noch immsr
im Sonnenschein auf Lex -stwubigen Landstratze da-
vowlaufen. den Mann der boi,n Klang des aeflü-
sterten Wortes ..Eostazncla" wie von wahwstilwi-
gom Entsetzen ersatzt die Flucht crgrtffen h'atte.

War „Costwzuela" ein so kräftiaes ZauLerwort,
datz es Männer erbeben machte? Zum zweiffow
Male stieg die Frage vor ihm auf: was hatte Ar-
thur Hesselman ,wit Eostazuela zu tun geha-bt?
Die Lisiher von Wallion angestellten Nachfovschun-
gon hatten keinerlei ErgeLnis gehaLt.

Das geheimnisvolle Schreiben. das der Doktor
kurz vor soiner Ermovdung erhalten hatte. mutzte
doch einen ausnehmend wichtige,, Inhalt gehaht
ihaben. Das war schon aiis dcim kecken llcberfall
evsichtlich. Ler soin Eintreffen mit Eemalt vcrh'm-
dern sollte. Wer diesen Uoberfall gcplant hatte.
mutzt-e die Anknnftszeit des Schroibens aewutzt
haLon. Er hatte sich wohl nur um oinen oder
zwot Tage verrechnet.

Wie konnte er die Ankuirftszeit des SchreiLens
Lerechn-en?

Dufiir gcrb es nur eine MöglichkeU.

Als Las Schreiben ans Costa.zuela nach Stock-
holm aLgiing, mutzte gleichzeitig eine Drahtwach-
richt von dort nach hier aLgesiawdt wovdc>n sein.
Nur so war es möglich, die Neife des Bviefes zu
berechnen. ALer wer hatte tologvaMiert? Der
AbstiiLer des Briefes natürlich wicht. Nein. höchst

wahrscheinlich ein Spion' llnd an wcn hatte er
telegraphiert. Selbstverständlich an Doktor Hesiel-
mans Verfolger. die dann zu seinen Mövdcvn
wurden.

War denn eine aanze Bande von Mördern vov-
handen?

Es fcrh so aus.

In diesom Augen-bück vollzoa sick in Maur ce
Wallions Eehirn eine llmwäkzung seiner bisheri-
«on Aufsassung der ganzen Sachlage.

Als der scharfsiinige ZeitungsLetekliv d.cen
schwieriigen'Fall übernuhin. betvachtete er ihn als
Auslösuna eines Dramas. desien Kätastrophe h-
reits eingetreten war. Sei.rcr Awstcht rwch ha> -
delte es sich lediglich darum. die Verbrecher auszu-
spüren uwd ihrer Bestrafuwg entgegnzrisühren.

Ietzt erkanpte er leinen I>rrtu,m. Das Dranra
war nicht zu Ende?

Doktor Hesielmans Tod war n.ur euie Ep, c
die uwhskann.tcn Berfolaer waren c-ntflohcn. ohnr
ihre Tätigkeit indessen einzustellen.

Als Pauline knr, daraus in dcr ViLlicthek er-
schien. erzählte rhr Wallio,, wns vorLefallo, war.

„Aber Papa hatte ia gnr nichts m',t Eoilw'.i'sla
zu tun!" rief das junge Mädchcn vermundert a-.is.

»Das weltz ich". erwidcrle der Iourna.ist. , Ick
habe die letzten Tags bewntzt. um die Sachc gründ-
lich zu erforschen. Dabei habe ich auch die Frei-
markensammluna des Vruders Ihrer stiöchin durch-
sucht, die zum grötzte,, Teil aus einer Ausbeutui g
des Papierkorbs Ihres Vaters bestcht, uwd nur
eine einzige Lostazuela-Marke gefunden. dereu
Vorhandewse'in ich bereits festgestellt hatte Da-
r-aus geht hervor, datz der Doktor keinerlci Be-
ziehungen zu jener mittvlamerikanüchen RepuLl k
gohabt hat/>

»Nein". sagte Panline gedankenvoll. »was fuc
B^iehu-ngen hätten das cruch scin iollen?"

»In der Nacht vom 20. auf dcn 27. staiiden --ne
einem der Männer. die es wissen. A ge i"
-gcgenüber". entaegnete Ler Ia'irnalist. iwdom er
ihr aerade ins Eesicht s-a-h.

Pauline erschauerte. ..

»Ich finds. cs ist akles so seltiam . bem.rkie he
in klagendem Ton. »Was hat Paiva. und was
habe ich getan. datz uns so ctwds treffen iwutz. ..I

Der Zeitungsdetektiv Litz die Zähne ühcreuian-
der saate crber nichts. EeraLe jekt 6>t"a der alte
Die'ncr stu-min wie om Schatten L-urckn Z lmmer.
 
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