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den Abdruck unscrer Heeresberichte nicht gu-
ließ, obwohl wir kedrlei Propaganda dadurch
trieöen.

Daß ich auch Rücksicht auf den Eindruck de:
Heeresberichte bei den Verbündeten zu
nehmen hatte, war klar. Dies war schwer-
wiegend in einer Lage, in der unsere Vundes-
genossen alle Hosfnungen auf uns setzten.

Eins muß unbedingt zugcgeben werden: die
Wolffschen Kommentare zu meinen
Heercsberichten, die in Berlin entstanden und
lediglich für das neutrale Ausland bcstimmi
waren, hatten keine glücklicheFas-
sung. Für den Ton der Telegramme lagen
gute Gründe vor. Als ich abcr die sich hieraus
ergebenden Mißstände erkannte, stellte ich sie
sofort, wenn auch zu spät, ab.

Graf Toerring und Belgien

Dro WWnchener Neuesten Nachri'chten voröff'nt-
lichen aus einom Auffohen erregenkden ArtiL 1 des
Journal de Genvv-e einige Bvuchstücke. die sich aUf
einen dishcx noch nicht bokannten FriedeniLDer-
inittlmdgsvevsuch d>"s mit dom bayri chen und bel-
gischon Königshcrus verwandteni Gvcffen Toer-
ring beziohen. Era-f Toerring trat am 20. Märr
1918 nach Rücksprache mit dom Noichskansler Gra-
fen Hertlina <m dem -elgischen Delan'dten
hcran und bat in cinem Brivcswcchse'l ben Ge-
sandten, fvstJllistellcn. ob vcm bon Rogierungcni
Frankreichs und Englands oine Erkläruna über die
Fricbens-fraae zu erboffen soi für don Fall, Lvk
die belgifchoFrago im Sinno Belgions
gelöst würde. Kurye Zeit darw"f sol'ffe dte R^e
dcs Gvafen Hertting im Reichstag, in der von
Belgien als won emom Faustviand g-esv.o^>m
wut-de. Die Folge war, dah Velgien in <iner No-ts
an Toerring erLlärte, aaff Grund dio?er Erklärung,
dis mit dom Programm Belgiens in Widovsvrnch
stande, könne den vm Jutt gostellten Fovderungen
an die Lelgisch? Regierung keine Folae gegeben
werden. Ein zweiter im August 1918 erfolgter
FLbler wutde von der bolgischen R?gieruns ab-
gelchnt.

Ein neuer Zwischenfall in Berlin?

Ein veinltchsr Vorfall, ähnlich dem des Sar-
geawton Manchcrm, oveignete fich, nack dom Berl.
Tageblatt, am AiZittwoch in den Abendstunden auf
der Stvaße Unter den Linden. Bier ttalie--
nische Offiziere, von Venen drei Unfformen
und einer Zwil trutz, wmiden von einom Vorüb r-
gehenden mit dem Sch'mrpfwort .Maktaroni" bo-
legt. Durch diesen Zuvuf gereizt, gab eiuer der
Offiziere dom Beleidiger eine Ohrfeige. Es
entstcmd oin gvötzov Auffamf von Menschen, d>e
getzsn die italienHchen L>ffitziere eine drobende
Haltuno cinnahmen. Awoi hovbeiseL>mmenen
Sch'Mouten aelcmg es„ die Offizicre aus der
Menge frei zu machen und in einem Auto, dem
noch Steiue nachgeworfen wurden. auf das
nächste Pvliseirsvier zu bringen. Nackdem stch die
Mnge verLaufen Hatte, wurden fie wioder freige-
lassen. Dbes« Darstellung ffndet fich in dem Bor-
lrner Tageblatt mit dem Hinzufügen. die Rtchttg-
keit lasie sich mcht nachvrüfen, da die PolizSi jeds
Auskunft vevweiger«. "

Dorten in Köln

Der PrLfident der sogenannten RheiitMen Re-
vublik Dr. Dorten erfchien nvit söin>om bekanu-
ten Staatsauto ini KAn, um Lvrt mit dom vor
kmzem unter der FMrung dex bcEannten früheren
Z'Ntrumsabgoordneten Kuckboff uud Kasteri
scbLldeten Aktionskomiteezu bevaten. Nach-

dc-m er langere Zeit in der Wohnung des NcdaL«
tours d«r Köln'Wen Volkszeittmg Dr. Zacherl,
desien Fran d «m Mtionskomitee angebört. goweilt
hatte, wuvde er auf dor Stvatze verhaftet.
Dorten und seine Freunde, insb^sondere der de--
nrokratische Justrzrat Weber. prote-.
stiorten effvig gegcn die Verhaftun« und Dr.
Dorten «rklätte ausdrücklich. dwh er unter fvan»
zösischem Schutz stehe. Die ocvhaffenden Po-
lrzeihcamton gwbcn dem Protost keine Folge, son-
dern führt'n Dotten ab. Am Mend murde ev auf
Veranlasiung der britischen Vehörde aus
der Hcfft entlasscn unter der Verpflichtuna. daß ev
Köln bis auf weit''res nicht verlasien Lürfe. Es
bcsteht indesicn kein Ziweifal. dcch Dorten durch
soime französischen Vcfchützer f 'ino volle Frei-
h e i t wiedev erlangen wird.

Eine Schiebung mit Kanonen

— richttggeihenden Gefchützen —, die noch im letz-
ten Augeublick in Magdeburg -vexe-it>1t wor-
den konnte, hat zu der Aufdeckung eines Kom-
plotts gefühtt, über desien Aufgaben ünd Ziele
zurzeit noch keine vollo Klarheit herrscht. Di'rch
dic Untersuchung dürfte os sich aber herwusstellen.
ob es sich hier um einen erst in den erften Vorbr-
veilungen befindl'chrn politifchen Anschlag
gegen die Sicherheit des Staates oder um einen
Eaunersteich von einer Kühniheit handelt, dc-r
folbst in der houtigen an ähnlichen Unternebmun-
g'n nicht gerade avmen Zeit Auffehen in der aan-
zen Welt errogen wird. Uvber die näheren Um°
stände des Streiches ettähtt die Mwgdebuvger Zet-
tung folgends Einzelheiten:

Beim ArtilleüicdeVot Cschien wm Freitag ein
Leuttrant als Fnhrev eines Transports und legtr
regelrechte Ausweise vom Freikorps Ricckhoff vor,
das gegemoärtig im Baltenland noch tätig ist. Ev
verlangte din Muskiefevung von 90 vollständi-
den Eeschirren. Dader Dransvortt-ührer
auch einc Aniweisung vom Magdeburger Eeneral-^
kommando vovweisen konnte, tttig man kesnerlei
Bodenken, ihm die gewünscht> 'n Sachen au^ichän-
digen. An einex anderen Stelle desselben Depots
versuchte der Tvansvorttührer cbenfalls unter Vor-
zeigung seiner Ausweise einen Zug Artil-
leriv — zw«i Geschütze — zu erlcmgen. Eins
schriftlicho Alwweisung vom Generwffömmando
konuite er hrer aber nicht vorweisen. Dafüv wurde
absr das Artillerirdepot gleich dava-uf — angebl ch
vam Generalkonvmando aus — telephoni^ ang -
wissen, die Geschütze auszuliefern. Düs Artilletts-
depot bebarrte aber auf Len schrfftttchen Schein.
Ehe dbciscr aber zur Stelle wvr, trafen von Ham-
burg wus Vswmte ^der dortigpn Kriminalvolizei
hier ein, die auf der Suche nach dem Transvo t-
fiibrer und ffoinen^ Begleitcrn waren. Es stellte
sich heraus. dah der angcbliche Leutnant -ein
Obermaschrnistenmaat Betge war. Er
und di? übttgen Mannschasten wurden natürlich in
Haft gcbracht. Die 90 Geschirro hatten die Dur-
schen fchon in einen Waggon verladen. der noch
auf dcmr Hwuvtbghnbof beschlagnahmt werden
konnte. Veschl.agnahlMt wurde ferner ein
ganzer Waggon mit Handgranaten und
oin Waggon, in dem sich MachinengeweHre urrd
and'rg Ausrüsttmgsgogenstände befandem

Dio Mann'chwften des Transvorts haben sich
wetterhin duvch den Verkauf von kleinen
Düten mit Edelsteinen zu eiuem Preise.
der weit unter dom "tatsächlichen Worte stwnd, dttn-
gend verdächtig gemacht. Diöser llmstand fvr'-cht
dafür, dah man es hi'r mit eiuer geriebcnon Der-
brechcrbande zu tun hat, die sich die Gdellsteine
ziweffellos durich einen Raubzug verschwfft hat.

Lb das Mwgdeburger Generalkommando sich

von den Gaunern bat hinters Licht sühven -lasieu
oder ob die von Betgö vorgozeiigten Anweisungen
ebenfalls Fälschungcn siud, konvLe Lis sur Stundc-
noch nicht fostgestellt werden.

Der Luzerner Iank

Die internationale Sozialistenkonferenz, die eine
'Woche lang in Luzern tagte, ist wieder nach Hause
gegangen. Jhre Wirkung. ihr Erfolg ist, von
einem allgemeinen Standpunkt aus betrachtet
gleich null. Der deutschen Sache hat sie je-
denfalls n'u r geschadet. Sie war die erste Zu-
fammenkunft der internationalen Sozialisten nach
dem Friedcnsschluh. Die Bernex Konferenz vom
Februar stand ja noch ttn Zeichen w ldester Völ-
kcrgarung. Nun erhoffte man eine fördernde Aus-
sprache der Vertreter bisher feindlicher Nationen.
Aber was gefchah? Dio Franzofen brachten eine
Entschliehung ein. in der gegen gewisie Bestim-
mungen des Friedensvertrages protestiert wird.
die stch mit dem Selbstbcstimmungsrecht der Völ-
ker nicht vereinbaren liehen. Die Wiedergutmach
ung müsie durch den Völkerbund. nicht durch den
Verband kontrolliert werden. Als ob das nicht
dassilbe fei. Das war alles. Die fozialistifcke
Delegation von England legte einen langatmi-
gen Bcr cht vor, der auch nichts anderes vorschlug.
als einige kleine Verbesierungcn des Verfailler
Vertrages. Von einer gründlichen Nevision des
Echand-Dokuments keine Spur. Vielle'cht wäre
man iib.r diese Entschliehung und Berichte hinaus
zu einer fruchibaren Aussprackc gekommen. wenn
der widerliche Bruderzwist zwischen den deutschen
Unabhängigen und Mehrheitssozial sten nicht alle
Kraft und Zeit in Anspruch genommen hätte. Und
hier wurde wirklich das Tollste an Zank und Stän-
kcrei geleistet. was man seit langem erlebte.. Edu-
ard Bernstein hat in einer w'ssenschaftlich qehalte-
nen Nede die Sache so darzustellen versucht, als
ob es sich um den tiefen Zwiespalt ..Märr oder
Vakunin" bandle. Ach nein. den Herrcn Hilfer-
ding und Erispien kam es nur darauf an. den in
ihrer deutschen He'mat zur politischen M"ckt ge-
kommenen Mebrbeitsgenosien eins aus,uwiscken.
Und der von Hah geg-'n die deuische Regierung
Lerstende Elsäsier Etumbach bat ihnen dabei effrig
die Stange gebalten. Da wurde — von deutfchen
Proletarietvertretern — »ber die deutsche Koblen-
not gespöttelt. die n'cht ernst zu nehmen sei. da
wurde bebauntet. die deutsche Neichswehr habe
eine Million Soldaten zu einem Rachefeldzug aus-
gebildet Hinter den Kulisien des rechtssozial'stt-
scken Minifferiums arbeite die Geqenrevolution.
die keinen Frie-en wolle und der yicht zu trauen
sei.

Und das alles in Luzern vor einer Tribüne,
auf d>r sich ein internationales Publikum. Spitzel
und Agenten der uns bisher feindlichen und wohl
noch lange übelwöllenden Staaten eingefunden
hatten. nicht zu reden vön den urteilslosen Aller-
weltsschiebern und Kriegsgewinnlern. die. mit bttl-
lantengeschmückten Händen den ..unabhängigey"
Nedensärtcn Beifall klatschten. Zur Ehre eines
änscheinend vernünftig gewordenen Teils des eng-
l schen Püblikums soll erwähnt werden, dah man
bei Hilferdings Nede, als er die deutsche Regie-
rung der internationalen Unkedlichkeit beschul-
digte. aus englischem Munde mehrere Male ein
hclles „er lügt. er lügt!" hörte. Bernsteins Schluh-
rede. in dcr er d'e UnaLhängigen beschwor. sich
nicht den Kommunisten zu verschreiben, sondern
Deutschland durch Mitarbeit an der demokratischen
Negierung zu retten. war verlorene Liebesmüh.
Als er die be den unabhängigen Pertreter fragte.
was sie wohl tun würden. um die Vergewaltigung
der Kohlenarbeiter durch den Spartakismus zu
verhindern. rief Hifferding: „Lügön der bürger-
lichen Presie!". und Herr Crispien hatte das schöne
Schlagwort: „Sozialisierung!" bereit. Mit solcken
deutschen Zänkereien wurden Vormittage und Nach-
mittage gefüllt.

Die Jnternationale, soweit sie sich bätte nützNck
machen können. kam zu kurz. und die sremden So-
zralisten. die bisher „feindlicken" und die neutra-
len, werden wohl mit spöttischem Lächeln festge-
stellt haben, dah der Krieg die Gcistesverfasiung
der deutschen Eenosien zerrüttet hat und vorläufig
mit ihnen kaum zu konferieren ses. Man half sich
mit unausgereiften Nesolutionen. Man besckloh

pro Forma einstimnng eincn Protest gcgen die ^
waffnete Fnteroention und gegen tzie Hun^
blockade des Verbands in Ruhland. Man forder^

die Frcilassung der 150 000 Kriegsgesangcnen
Frankre ch. die — möglichst sozialistisch au-gedriilk?
«Streikbrecher gegen die französischen Arbejter se^
Alles Schcma und Schablone sozialistischer Konk-
renztechnik. Der Menschengcist, die Völlerversg^
nung, .die Jnternationale wirklicher Friedenssekn
sucht kam nicht zu ihrem Recht. Hah und Z»^
feierten ihre Orgien. Die Luzerner Konferen,
sollto den ersten grohen Sozialistcnkongreh nach den!
Kriege vorbereiten. Es war kein guter An
fantz.

Nationalversammlung

Weimar, 14. Aug.

Die Beratung über die

Steuervorlagen

wird bei sehr schwach besetztem Hause sortaesckt
Abg. Vurlage (Ztr.): Die Umsatzsteuervorläg-
ist ein lühner Entwurs. ja vielleicht ein verfcblttr
Entwurf. (Hört! Hört! rechts.) Ein Entwurs niit
sö hohen Steuern ist noch keiner gesetzqebcnopn
Körperschaft vorgelegt worden. Wir wcrden
Aussuh versuchen, den Entwurf in allen Liniel-
heiten noch anders zu gestalten.

Abg. Mumm (D.-N.): Wir Deutsch-Nationalen
sind willens, dem Reiche das Seine zu geben. hal-
tcn es aber, wo es nötig ist. auch mit indirelten
Steuern. Der Reichsfinanzminister hat in dn
an ihm sattsam bekannten Art uns ausdrücklich
ausgenommen, als wenn wir nicht mitarbeiten
wollten. Alle Fraktionen werden uns das tze-
gente'.l bezeugen. Leider bat der Finanzminister
selber die Frage in die öffentliche Debatte qe-
bracht. ob das Reichsnotopfer nicht durch den Zu-
griff des Auslandes gefährdet werden könnte. Wir
haben dagegen wohl die strikiesten Nechtsgründe.
aber wir hatten fie auch bei der Flotte. und es
wird nicht nach unseren Rechtsansprüchen gegan-
gen.

Reichsfinanzminister Erzberger: Jch hätte in
der Eeneraldebatte das Wort nicht mehr genon,-
men, aber der Abgeordnete Mumm zwingt mich
noch zu einigcn Ausführungen. Die Herren sin>
von einer furchtbaren Empfindlichkeit. Für sich
verlangen sie

Schimpf- und Lügenfreiheit,

(Sturpt der Entrüstung rechts und groher Lärm);
wenn ihnen ein Minister antwortet, find sie wie
schalenlose Eier! (Erneuter Sturm auf der
Rechten: stürmische Rufe links; Nufe rechts!) Ich
wciß es längst. dah die Herren von der deutsch-na-
tionalen Partei gute Lungen haben. (VizevM-
dent Hauhmann erklärt den Ausdruck „Lügen-
frecheit" für unzulässig.) Zch habe die
Deutsch-Nationalen gestern nicht von der Mit-
arbe'.t ausgenommen. sondern ihre Stellung nur
als unklar bezeichnet. Scit heute ist mir ihrs
Stelluna klar. Die Partei steht gegen gerunHle-
gende Eesetze, die zum Wiederaufbau DeutschlaNds
Nötrg find. Das Tempo, in dem wir arbeiten
müsien. gefällt mir auch nicht. Aber es wird voti
der äuhersten Not des Reiches vorgeschrieben.
Dann hatte der Aba. Mumm versucht. einen Ris,
zu machen zwischen dem Zentrum und- dem Reichs-
finanzminister Erzberger. Es wird Hcrrn Mumm
trotz allem nicht gelingen. einen Rih und eine
Trübung in das ausgezeicknete Verbältnis'zwisM
dem Zentrum und dem Re'chsfinanzminister lier-
beizuführen. Das Zentrum wird nicht auf diesen
Leim kriechen.

Herr Mumm beschwerte fich sodann über die
Verbreitung meiner Rede vom 25. Juli. Zch ver-
stehe. dah das Herrn Mumm Leibschmerzen
macht. Zch kann Herrn Mumm versichern, dab
nach dem Beschluß der Nationalveffammlung diese
Schrift 1n das letzte deutsche Haus kommt.
(Lebhaster Veifall bei der Mehrheit. Erohe Un-
ruhe und lärmende Zwischenrufe rechts.)

Abg. Dr. Mtttelmann (D. V.>: Den Vorlaaen
stehen wir unvoreingenommen gegenüber u. sichttir
ihnen strengste sachliche Unterstützung zu, sowesi
dies im Jnteresie dcs Gemeinwohls ttegt. Dlr
Person -es Finanzministexs ist uns glelchfliM
aber wir wollen nicht vcrfchweigen. dah wir Hertt
Erzberger für ein direktes Unglück halten.

Die Rcgierung fordert dauernd zur Arbeit auf.
statt desien gibt es aber nichts als Streiks. Mr


Theater und Musik

* Profesior Wilhekm Vopp. der einstige Erün-
der und Lerter der Hochschule für Musik
in M annheim. ist nach zwölfjähriger Wirk-
samkeit als Direktor der staatlichen Akademie für
Musik und darstellende Kunst in Wien nach Mann-
heim, seiner Vaterstadt. zurückgekehrt, um sich dort
fortan musikpädagogisch zu Letätigen.

Neues aus aller Welt

* Zu einem hählichen Vorfall kam es bet der
Abschleppung eines Linienschiffes im Danziger
Hafen. Dabei sollten auch einige Säcke mtt
Kriegsflaggen mitgenomMen werden. Zn einem
unbewachten Augenblick wurde vor dem Schuppen
ein Sack gestohlen und aufgerisien, der ctwa 250
Kriegs- un.d deutsche Flaggen enthielt.
Die Arbeiier stürzlen fich sofort auf den Znhalt,
gingen damit zu dem im Hafen liegenden eng-
lischen Kreuzer und tauschten etwa 50 Flag-
gen gegen Tabak. Zigaretten und Seife ein.

* Bergnügungswucher und Volksfcst. Einem
Eingesandt des „Pforzheimer Anzeiger" ist zu ent-
nehmen, dah auf dem Volksfest der freien Gcwerk-
schaften ein Karussellbesitzer sich für die „Tour"
von 2 Minuten 1 Mark bezahlen lieh. Auf Etn-
schreiten des Festtzusschusies begnügte er sich dann
mit 50 Pfennig.

* Einbruchsdiebstahl auf Schloh Wilhelmshöhe.

Z'N Arbcitsz mmer des Kaisers auf Schloh Wil
helmshöhe wurde ein dreister Ernbruchsdiebstabl
verubt. Dem Täter, der mit der Oertlichkeit ver-
traut gewesen sein muh. fielen mehrere goldene
Schmuckgegenstände von hohem Wert sowie zwei
kostbare Oelgcmälde mit Goldrahmen in die
Hände. Bisher hat man noch keine Spur von dem
Einbrecher.

^ * Erne Köpenickiade hat sich in Drcsden zuee-
t-ragcn. Zn Ler Nacht zum Sonntag offckien ein
stngi.Llichvr Kriminalbsamter W.-rner ai's Wcr-
lin auf ettrcr Dre-sdnc-r Poliizeffvache und erbat
Hilfe, v.in L-n-ei Hevren in Hotels a-m Bcchnhof ws-
oen Goffschie-b'reicn festzunelMen. Da an Mert-

ners Pavieren nichts auszusetzen war. gab man
tbm Boamte mit. Er lioh in den Hotels e'men
Direktor <ms Kottbus und oinen Jilmroffendvn
aus Loipzig festnehmen, versicherte sich ibrcL Aus-
weispaviere und ibms. Geldes und lieferte Leide
cmf der Wache ab. Dann enffernte er sich und
ward nicht mebr seseHen. Seine Beut-e btträst
ungefäbr 6—8000 M.

* Einbruch in die Berliner Filiale der Dresdne?
Bank. Jn dio Fil'iale der Dresdner Bank. Lands-
bergerstrahe 100 m Verlin, fft schwerer' ErNbruch
verübt worden. Die dortigo Barfffiliale verfüLt
Über e'm-> Tro'oreinichchtimg, die nach jcder Nich-
ttrrrg hin der Anforderung auf Sicherboit gcnügt.
Die Di-ebe baben mit N-achschlüsieln den Filialräum
geöffnet und find in ven Kellerrau-m selangt.
Hi-er d-urchbrachsn sie die sehr stzarko Auhc-mwand
dos Tresorra-mrres und konnten rmn ungohiudert
dlie B-ehältnisie im Raume selbst öffnen. Der ge-
samte Zn-Halt dcs Tresors fiel den Eirrbvechexn
rni die Händo. Sie staHlen Wertvavier-o im
Betrage von 200 000 M., forne-x rund W 000 Mar?
bares Geld rmd fchkiohlich eine AnsaHl von
wertvollen Sch-muckgegenstäNden und Sblbcrzoug,
das Kund'on der Bank in Lem Trcffor vcrwcchrt
bielten.

i- Die Noskemaschrne. Auf dcm Babnbof Easi l
steht ffcit einiger Zeit eine der Reparatuv drin-
gend bcdürftige Panzerlokomotive der Reichswohr.
Dio Miboiter der Ei^nbahnwcrkstätten weigrtten
sich, die Rovavatur an ciner .Maschme vorsunech-
men, die i-rn Dienste Naskos stehe"? Nun ffollten
tilbe Henffcholwork - an die Avbeit gehon. Hier alber
bcffchloh d'c-r Arboiterausschuh. ffich mit den Eiscn-
bahnern solidauffch su erklären und... die Mcr-
schiiuv ste.ht ernffam un-d verlassen au-f oinem toteri!
Glcis. Niemarrd küinmert sich um sio. Das gleiche
Schick'al wie bier hqtte sie iibrigens schon in Eöt-
tingen und ernigen andcrcm Bcchnbofswerfftätten.

^ Die reichste Negerin Amevikas. Eino amsri-
kanische Negerin, eine Akrs. Walker, staiib kürzlich
und hintettich ein Vermögen, -das ettva Seinhalb
Millionen Matt betrug. Frau Walker war Nicht
immer so reich geweffen, ste war urffvrünglich bl"4-
arm und ernährte sich dur ch Schausun und Mffchen,
aber dann machto sie eine Entdeckung, die sie zur
reichsten Negerin in -den Vereinigten Starton
ni-achta. Diu Noger betrachten nämlich ibr krcvuffos
Haar. als Zeichcn der Sklaverei, und sio verffucherr
auf alle 8llrt, vhr Haar so schlicht wte das der
Weißen zu rnach-cn. Frau Walker entdeckto di>e
Kunst, die Kräulselung des Ncgevhaars zu bo eiti-
gev, urid hierdurch gSwa-nn si-e ihr Pertnrögen.
Wnelleicht das merkwürdigste an der Eöffchchte ifft,
dah sie diie Mrr-egung -dazu d-urch einon Tvaum sv-
hielt. Als sie noch ih-r beffch:idenes Eewcrbe aus-
übte. d«as ibv eiue Wochcneinn-cchrne von etti'a 15
Mark brachte, träumte sie einmal, es ffei ihr ge-
luugon, das kvauffe Nasienmerkmal aus dcm Haar
ihrer farbigen Brüde-r zu entzfemen. Bon dom
Traüm wurde stc ffo hingevisicu, dab sie ihien Be-
ruf aufgab und mit der Herstellung von Haa.iv
wosiern zu erverimentieren beganln, obaleich sis
schon 37 Zahre alt war. Jhro Bomühumgen wa-
ren von Erfolg gekrönt, und binnen kurs m konnts
sie eine grohe -Fabrlk in Zndianapolis aufmachcn,
voar wo dcrnn chr Haarwasicr über das ganze Lacd
ging. Zeder Neger kaufte es, und bald konnte sich
die „Lady" zu den Milkionären des Lanlv-es rechnen.
Si-o kaufte ein Haus in Nowyork, das ste mrt
Kunfftffchätzen füllte. und das E-eld sttömte unauf
höttich hevan, ffodah di-e bemeik.nswerte Frau, d'e
in ibren besten Jichren froh war. wenn sie be'i
schwerer Arbeit 15 Mark in der Woche veidionte,
bei chrem Tode mehr als 3 Millionen be'ah.

«- Früh krümmt sich . . . Ettrem Franki-urtei Kri-
rmnaLvachttneiilster fiel ein elegant -cetteidcter
Knajbe a-uf, der auheroidentlich vi-el in übersllllt>'n

Sttahenbahumagen fuhr. Er Leobachtete ihn und
kam bald dahiitter. dah man es mit einem cans
geriebenen TaffchendieL zu tun hatte, d:r 6'nan
nach d^m Muister der internationalen Hochfftavler
unter der vorgehaltzenen Schulmaove die Leuto in
den Sttabenbcchnen bestahl. Bei seiner Fostmttne
hatte der Zunge 400 M. bares Geld in dön ^
ffchen, während man keine GSKbeuttl öder Bn--
täschen möhr bor ihm fand. Er gcib arr. ffe.nen
Eltern in Warscha'U entlaufen su ffein urrd wolln
nur don Tasihendiebfftaihl eing'stehen. 'bei dem
man ihn abgefaht hatte. Das Ermittttulrgövcr'
fahren ergab jedoch, dah er u. a. auch in Leimtt
eine Reche von Täffcherchiebstäblen verübt hat.
ner stellte man feft, dah dor Zumge hkc'r bei seinem
Dlitor. einom zugeroifften Hilfslohrer aus Warsch^
wchnte. Ller jcdoch von dem Treiben ffeines ^
nes nichts gowuht hcchen will. Dtt Zunge > - ^
vorläufrg rn- Zavangserzi''hung, wird sich darnnachl ^
aber voa Geriicht zu vevantworten haben. >

* Ein Adler als Eefchenk! Ein warmer Freu^
Tirols hat der Tiroler Landesregierung einsn j
bendigen Tiroler Adler zum Eeschenk gemacht
Widmung crfolgte rnit der ausdrücklrchen B . i
rnung. den Raubvogel so lange gefangen zu i
ten.'bis Deutsch-Südtirol befreit ist. dann av ^
das Tier in den Südtiroler Bergen i"/5reihe
setzen. Der Adler befindet sich nun auf dem -o
2sek. i !

* Ein merkwürdiger Klaorertransvort.

Frankfurt hielt d-i' ffcr Tage vor ettem Metzg'i^

dcn ein beladener Klaoiertransportwagen,
deri Metzgermeister stand dabei und inteicsi^
sich ffehr für den Zrchalt dcs Wagens. Er erscy
aber sichtlich, als aus dom Wagen, der I

Kasten enthiclt. ein moidsjäinimerliches Er-ll,
uud' Quickjl n tönte. Nasch sammelte M ^
ku,;i an und crkundigte sich, ob der „Blüthnei-6 ^
gel" zu vcttai'ifen sei. Der Metzser ab'r >ua ^
guto ÄMene zum bösen S.picl und vecanlaßte,
der „Klavicrttansport" schlcunigfft L-ci1eig.m6.
 
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