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rüchte des Iahres 1917 ircher vlere vcr-
muteten.

Datz es damals, trotz der srchtlichen Frie-
densneigung Englands im Jahre 1917 nicht
zum Frieden kam, lag nun nicht elwa an
Dcutschland, sondern an den Ereignissen, die
die englischen Absichten und die englische Ku-
lissen-Arbeit über den Haufen warfen. Die
Ctockholmer Konferenz war gut gedacht,
konnte aber nicht das leisten, was England
erwartete. Der Aufruf Kerenskis „an Alle"'
verpuffte im Winde, weil Amerika bereits ge-
wappnet zum Eingreifen, und Frankreich un-
versöhnlich war. Englands Fr^densabsichten
waren unverkennbar vorhanden, fie mutzten
sich aber der harten Tatsache neigen, dah Ame-
rika bereits, beoor es eingriff. zu viel Macht
besatz und sich der englische Fricdensplan auf
den Wegen, wie Lloyd Eeorge es gewollt,
nicht erfüllcn konnte. Es verdient jedenfalls
der Aufklärung. weshalb England. wenn cs
wirklich so die Amerikaner fürchtete. und wenn
es aus diesem Erunde DeutschlaNd selbst
einen guten Fricden zugestehen wollte, sich
nicht (wcnn auch in größter Vertraulichkeit)
an Deutschland wandte. So wärtz? es am
schnellsten zum Ziele gekommen. Aber wahr-
scheinlich wollte Lloyd Eeorge die Friedensat-
mosphäre wecken, einmal durch die Stockhol-
mer Konferenz, dann durch den russischen Auf-
ruf, um diese Volks-Friedensstimmung für sich
zu nutzen. Die Franzosen und auch die Ame-
rikaner haben damals aber wohl sehr wenig
auf diese Friedensstimmen gegeben und Eng-
land besaß nicht den Mut, seinen Verbündeten
zu gestehen, daß es der eigentliche Urheber
dieser Kundgebungen und ein Vefürworter
eines schnellen Friedens sei. Iedenfalls hat
diese Angelegenheit nichts mit den Enthüllun-
gen zu tun, die Deutschland unlängst erlebte.
Sie können auch Erzberger und den Pazifisten
nicht als Veweis dienen, daß Deutschland der
Schuldige sei, wenn es 1917 nicht zum Frie-
den kam. Man wird die englische Heimlich-
tuerei und sein Spiel selbst gegen seine Ver-
bündeten beachten müssen, dann wird man
auch finden, wie wenig dieser englische Son-
derschritt sich den deutschen Friedensbemühun-
gen näherte. Da nicht einmal die eigenen
Verbündeten von den englischen Plänen
Kenntnis hatten, so konnte selbstverständlich
Deutschland in keiner Weise englische Frie-
densneigungen empfinden und fie ausnutzen.

Das besreite Elsatz
Em „Boche"-^rlatz

Kolmar, 29. Aug. (Privattel.) Der Platz-
kommandant von Kolmar erließ eine Verfiigung
an die Truppen von Kolmar, die lautet:

Die elsässischen Zeitungen berichten von tief-
bedauerlichen Zwischenfällen, die sich namentlich in
Kolmar ereigneten. Es kam zu schweren Schlä-
gereien zwischen Zivilisten und Militärpcrso'nen,
weil letztere die Zivilisten als „Voche" behan-
delten. Den Soldaten aller Einh^ten muß zum
Derständnis gebracht werden. daß viele Elsässer
und Lothringer, obgleich ste gute Franzosen sind,
stch einstweilen nur der deutschen Sprache bedie-
nsn können, weil nur diese ihn^n gelehrt und aus-
genötigt wurde. (Wesch eine feiner Umsckreibung
dafür, ldaß 87 v. H. der Bewohtzuer Deutsch als
Muttersprache haben. Schriftleitung). Es mutz
ihnen gezeigt werden. daß die rückstcktslose An-
wendung des Wortes „Voche" eine schwere unge-
rcchte Beleid'gung für diese Franzosen Ledeutet,
die nicht dafür verantwortlich gemacht werden
könnev, batz wir 47 Iahre gebraucht haben, um
ste zu befreien. Der Oberkommandierende im El-
satz ist entschlossen. strengste Strafe über jeno zu
verhängen, die fich noch weiterhin derartige Feh-
lier zuschulden kommen lasten.

Die neuen Bischöfe

Metz, 29. Aug. (Privattel.) Der Monstgnore
Pe lt wurde zum Bischof von Metz anstelle des
zurückgetretenen Bischofs Benzler ernannt, wel-
cher fich zur Erholung nach Einstedeln in dle
Cchweiz begab. Monfignore Ruch wurde zum
Vischof von Stratzburg ernannt.

Der Balkanwirrwarr

Laut Allgemein Handelsblatt meldet die West-
minister Eazette, dah die Lage cmf dem Balkan
alles andere, als z. sriedenftLllend ist. Jn
M o nt enegro wird gekämpft, die Lage ist dort
fehr ernst. Das ganzo Land befindet sich in einsm
Zustand der Revolution. Die Serben ver-
suchten vergeblich den Aufstand durch strenge
Maßnahmen zu unterdrücken. Die Atontenegriner
unterbrachen die Eisenbahnverbindung Virbarzar-
Antnvari. Beide Orte stehen in sehr ernster Ee--
fahr. Diie Serben verstärken ihre Truppen in dic--
fem Eebiet. Das von ihnen angewendete Verfah-
ren scheint das Nationalgefühl dc-x Montenegri-
ner, ihren Haß gegen die Serbeu nur noch ange-
facht zu haben.

Englan-s Fehlbetrag

Unter dem Titcl .Der Wc« sum Unterganp"
schr-Lt die Daily News. daß vor Lkm Kriege die
internationale Schuld Enalands 641
Millionen Psu-nd Sterling botrug, wälrrend sie
jetzt 7 800 Millionen Pfund lbeträgt. Wie jetzt
feststeht, sagi Dailn News, aeben wi-r vro Jah:
1621 Mrllionen Pfund aus, während unser Ein
ko.imnen ungSMr nur 600 Mlill. Pfund beträgi,
sslLl.ch steihsir wir vor sincm jährlichon Drfizit ren
1060 Aiillionen Pfund.

Der englifche Handelsminister Eeddes warnte
vor einem Verlassen auf Amerikas Hilfe im Han,
könne nur durch Europa geholktfn:

Die

Durchführung des Friedens

Der Wiederaufbau

Nach einem Vasler Telegramm der National»
zeitung meldet Havas:

Die Attiierten beraten Lber dle Frage der
deutschen Arbeitergestellung für das Aufbauge-
biet. Es follcn etwa 700 000 ArLeiter von
Deutschland gefordert werden, die stch auf minde-
stens 6 Monate verpflichtcn müsfen. Verhandlnn-
gen mit Deutschland müssen bis 1. Oktober durch-
geführt sern.

Nach dcr Einleitung der ersten Verhlmdlung
Lber Vergebung von Lieferungen an die Entente
zum Zwecke des Wiederaufbaues der zerstörten
Eebiete sind Mitteilungen an das Reichs-wirt-
schaftsininisterium gelangt. daß

Vermittler und Schieber
stch an Unternehmcr herandrängen. um Auftrage
des Reichswirtschaftsministeriums gegen Proviston
zu vcrmitteln. Die an der Vergebung der Arbei-
ten intevessierten Krcise können nach der Dossr-
schen Zcitung vor dem Eingehen auf solche An-
gebote nur auf das nachdrücklichste gewarnt wer-
den, da die Vergebung der Arbeiten durch das
Neichswirtschaftsministtrium in einer Weise erfol-
gen werde, die jede Beteiligung derartgcr Ver-
mittler ausschließt.

Nach dem Berl'.ncr Tageblytt ist dieser Tage
aus Vertretern der Eewerkschaften, aus Kreisen
der Arbeiter. Architekten und Arbsitslosen
ein Volksarbeitsamt

gebildet worden, das sich mit der Frage des Wi^
derausbaucs der zerstörten Gebiete in Frankreich
zu befassen haben wird. Eine Nachrichtenstelle
erfährt hicrzu. daß nach einer Berechnung des
Dolksarbeitsamt die Kosten fur den Wis-
deraufbau auf 40 ^illiarden Mark
veranschlagt. Die gesamte Materialbeschaffung
soll in eigene Regie genommen werdcn. Das
Lolksarbeitsamt habe seine Pläne bereits in klo.
ren Umr'ssen dem Ministerium mitgeteilt. Lm
Laufe dcr nächsten Woche werde eine Kon,crenz
stattfinden. an der außer dem Arbeitsminrstecium
auch der Rcichskanzler tcrlnehmen werde.

Die fr«nzösische Kammer
setzte am Donnerstag die Erürterung über den
Frjedensvertrag fort. Eaillaüd Dcrncel be-
dauvrtc, dab die Vcrtreter Frankreichs nicht ein<
Vevminderuns der deutschen Ernhett errei-
chun konnten. Der Sozial.st Brunet strgko. daß die
deutschen SosiaUenuckraten mrt Ler Bewill'iMNg
dor MjlitärkrÄnte nicht ihre Pslicht «rfülltew, u,ü>
daß sie ein Verbrechen begingen, das auf der
ganren Men.schh--it laste. (Beifall.) Die fran-ö-
stschen S»urlisten hätten keine Vemntwortung <rn
dsr Katastrovbe. da Frankireich ungerechter.«eise
LNVegrrffen und Belgien vcrgewaltist worden ser.
Rcdner Eärte, daß der Dertraa niemand be-
friedige. Das Bkit der Toten und die Eröße
dcr Opfer Fvankreichs berechtigten dasu. daß nian
Desferes erwartete. Rcidner stellte fest. daß der
Dertrag Keime -u neuen Kriegen entbalte.
jedoch beionte er. daß die fransösilck'« Regieruig
Beweise von Mäßigung und cinen Eeist von
Eerechtigkeit .abgelegt bat. (N) Er schließt
mit derErklürung. daß « der Regieruna die Der-
aiitwortung für den Vertras Lberlasie. der ibm
ungeEgend eüscheine, um dei, Frickden su fichern.
Ramil verlangt, dab die Ki-icsskosten semeinschaft-
lich getra-gen weMu,

Der Sorialist DejeanK vertvat den Stand-
vunkt, daß die Völker den Krieg nicht gewollt bät
ten. Wenn män sie, einischließlich des deutschm
Volkes, bcffragt hätte, hätten sie sich gegen den
Krieg cmsgcisvrochen. Die FrredenÄbedingungen
seien <rus einsm engen Eeiffte hcrcrusg^geben wor-
den und rögen aufs neue den Kcvnwf der Völke:
gege-n einander hcrauf.

Der rLdikal-fosmlWsche Mgeordncte Mar
gaine ercklärts, daß es zws, Völker gebe. die der
Kri-eg nicht ruiniert habe, England und Ame
r ik<r. Er tadelte, daß Schantunlg Iiavan -uge-
svrochsn wordm sei und datz Frankreich sich in dia-
ffer Fraso auff die Seite Englands und nicht auff
die Seite Wmerikas gestellt ba-be. Der Abgeord-
nete Eharles Becoist sagte, daß der Rhein dt
natürliche Erenze für Elsatz und die Saar
für Lothringen ffei. Die Entwaffnung Dcutschlands
an allen Rheinusern bedeute nur erne nega 1 ive
Sicherheit. Es sei der größte Fchler der fran
zösischen Nogierung gewesen, die separatisti
schen! Bestrebungen nicht stark genug unter-
ftiitzt zu haüen. Man hätte nicht m'it dem Re'ich,
soiidern m-it deini D-rtretern der Cinzelstaaten ver-
handeln nrüssen. Der französisch-engliisch-amerika
nische Schutzvertrag sei ungenugend.

Alle drei Devutierten traton für die Ratifikation
ein. Die Erörterung wird fortscffetzt. Sis batte
b'.sher kein grotzes Jnteresse evweckt. Gcstcrn
wohnten der Dsbatte ungefähr 150 MgcvrdncLr
bei.

Die Auslieferungsfrage

Mie der Nationallzeitung aus Basel gemeldet
wlrd, erfäihrt die Pretz-JiHformation aus stcherer
Quclle crus Paris, datz im Obersten Rat keine
Einigung mshr darüüer besteht. ob' die Aus
lieserung einer arotzon. A-nzahl militä
rischer Personen von Deutschland zu
sorvern ist. Nur die Frango.sen bcharren
am dieffem Verlangen. Mehrere rhrer Vertreter
hatten divse Angelagenhoit im Obersten Nat ru
Svrache gcÄvacht und dio>r kam su dcin Ergchnis,
dcrtz nur dann gcgen solche Personon vorgegangon
werden soll, wenn von oinwandfreier Seite bcstä
tigt weödon könnto, datz ihro Handffung auch in

andern Lünldeirn unter diL Strafgefetze
falleNl würds.

Was der französische HubertuskluV fordert!

Der Matm nveldet, daß nrit Unterstützung dos
LmüMMtffchaftsnrinfffderiunrs der franLöffische Hu-
bertuskluL bor der Entschädigungskominiiffion d',e
Fovderung gefftellt hat, von Deutsckland und
Oesterveich Lie Liefferung von js 230 Hirschen,
6000 Reben, 800 000 Hasen, 3 Millionen R eb-
bühner su verlangon. Oesterreich ioll überdies
eine Million Faffanen, darunter 200000
inLnnlliche, liefsrn. Die Tiere sollecr lebend je-
weils Anffang Sevtember unld März innerhalb 2
bis 8 Jahren goliefert weiben.

Wir vermissen nvch die Forderung auf Lieferung
von Svatzen. Doch sind die Mitslieder des Hu-
bertusklubs vrelleicht damit in ihren eigenen Köp-
fen amsgiübig vorffchon.

Der Friede mit Deutfch-Oesterreich

Evst nach der R-ückkehr Tittonis aus Rom nach
Pcrris gegen den 10. September kann der Oberste
Entsntsrat die Oesterreich betr"ffen>den Vsdingun-
gsn abschliHen. Die österreichischen Vertretex er-
halten sodann eine fünftägige Ved' „k-
s e i t.

Die Frage der Kriegsentschädigung

Von unserev Bsrlinsr Vertretung.

Vei den Verhandlungen des Oberfften Rates Ler
Alliisrtem über dis Festffetzung der Höhe Ler von
Deutschlianb ru leistenden Kriogsentschädigung ha-
ben, wie ich suverlässig höre, die Vertrotc.r, Eng-
lanids unid Amerikas nochmals fefftgefftollt. daß die
den sinrolnen Ländsrn cntstandenen Kriegskosten
nicht in die Entschädigungssumme einbezogen
werden dürfen, da der Erundffatz auffgcsstellt war,
daß Kriesskofften nicht ersetzt werdon sollcn. Wme-
rika hat den VorfHlag semacht, dce Fvage der Tra-
sung der Kriegslastsn -rnternational
zu rogeln. Es sei daher eine Lesondore Angelegen-
heit des Völke^undes, Maßnahmen su Leraten,
di.« die EemeinschafUichkert deo Tragung der
Kriegskosten -fcfftlegen. Man werde vielleicht Ee,
legenheit finden, durch eine interirationale
Anl eihe den einzelnen Ländern dor Welt'^Ee-
legenheit ru gchcn, ihren Mntoil an der Heilung
der Wunden des Krieges ru tragen.

DLe Ratifikationsaussichten in
Amerika

Das Prestebllro Nadio meldet aus Washing-
ton, daß sich der im Senatsausschuß für auswär-
tige Angelegenheiten angenommene Verbesse-
rungsantrag bezüglich des Fr'.edensvertrages
mit Deutschland im ganzen auf50 Aenderun-
ge n erstr>.ckt, denen zufolge die Veteiligung Ame-
rikas bei der Negelung an den internationalen.
Europa betreffenden Fragen abgelehnt wird. Se-
nator Mac Cumbor erklärte, die Annahme
dieses Antrages durch den Senat würde zweifel-
los eine Beleidigung Japans bedeuten
und eine Lage schaffen, die zum Kriege zwischen
den Vereinigten Staaten und Iapan führen
müßte.

Der Führer der Demokraten im Senat. Sena-
tor Hitchcock verhandelte mit Wilson stunden-
lang über die Stellung des Senators gegenüber
dem Friedensvertrag. Hitchcock verstcherte dem
Präsidenten. daß die Aussichten für die Genehmi-
gung des Vertragcs bezüA'ch Schantungs stim-
men, was zufammen mit den Regierungsdemokra-
>ten die Ablehnung dsr Abänderungsanträge ver-
Lürge. Präsident Wilfon gab seinem Vertrauen
Ausdruck, dah die Mehrhcit des Senats den Frie-
densertrag mcht durch Ablehnung wegen der
Schantungllausel gefähicken werde.

Eine Nedereise Wilsons

Laut Telegraph meldet die Times aus New-
york, daß vom Weißen Haus offizios mitgeteilt
mird, daß Wilson in zehn Tagen nach den Staa-
ten an der Küste des Stillen Ozeans abrei-
sen und in vielen Städten N>.den halten wird.
Man erwartet, daß der Präsident nicht allein über
dis industrielle und wirtschaftliche sprechen wird.
Es wird grmeldet. daß die republikanischen Eeg-
ner Wilsons die Absicht haben, eine Zahl von
Rednern zu entsenden, um die Beweisgründe. d'.e
Wilson zu Eunst-en dor Unterzeichnung des unab
geänderten Friedensvertrages anführen wird, zu
widerlegeu.

Von den Deutschen in Chile

Die chrleniffche RLgierung hat die Lishcr in
Lhile internier'ten Mannfchcvften d.'« deutfchen
Kriegsschiffe „Dresden" und „Secadler"
freigsgsben.

Die Times meldet aus Vcvlvaraiffo. Latz Ler
ds/utffche Geffandte in Chile, in eincr Erkläruns, die
er in Ler Preste verösffentlich^n ließ, mitteilte Äaß
das deutsche Pvivateigentum in Chile duach
Verpflichtungen, die die teutscho Negierumg über-
nmnmen habe. nicht angetafftet wipd.

Es gibt

noch dentschen Soldatengeist

Der Daily Hcald Lerichtet, Lab die deut-
schon Matrosen, die bei der Verffenkung der
deutschen Flotte ip Ecava Flöw beteiligt.warcn,
in einem Bricff an die britische Rogierung er-
kllrrten. datz sis sich mit dein Adnriral Reuter
solidarisch erklären und gegobonenfalls an
ffeiiN«r Strafe teilnehmen.

* Die bevorstehenden Kirchenwahlen. Das
Wahlabkommen zwi'chen der Kirchlich-
Liboralen Voreinigung und dom Volks-
kirchsnbund ist minmehr kuxz vor Tor ch utz
doch wieder aufgehoben worden. Der Wider-
staiÄ) war zu arotz, der sich aegen dioffe. den fungen
Volkskirchenbund zu einseitig bevorMgende Abmla-
chung erhob.

Der Putsch in der Pfälz

Zu d«n Vorkommnissen in Ludwisshasei, wird
dem »Wanlch. Een.-Anz." iwch folgendcs nntae-
teilt:

Auf deim Hauptpoffbamte herrschte seit gesterir
Abend eine panikartiae Stim-mung. nachden, be-
kannt goworden war, datz im Lcrufe der Nacht die
pfälzische Nep-ublik ausgerufen nnd
naben dem Bezirksa'nit und Büraermeistevamt auch
das Postamt besetzt werden sollte. Diefc
tung wurde noch genährt durch das nächtliche Er-
sckreinsn mehrerer städtücher Schutzleute auf den,
Postamt angcblich zur Ausrechterhalbung der Ord-
nung ffowie durch d,e Tatsachs, dak die Franzosen
8 'Kompagnien Jnffanterie mit auffgevfflanztein Bä-
jonett an verschiedenen Stellen der Stadt zur Auf-
rechtevhaltung der Ordn-ung hafften aiuffmar chieren
lasten. Atan nähm deshalb unter der Nainten-
schaft allgemein mit grotzer Besbimmcheit an, datz
die Republik ausgerufen werden soll.

Gogen 4 Uhr bsute früh begehrte nun plötz.ich
e,n französischer Unteroffizier in Begleitung eines
Wachtpofftens Einlaß in die Schalterhalle, angeb-
lich.-uim stch zu informieren. was denn eigentlich lvs
sei. In dwsein Momont fuhr aber äuch ein fvan-
zöstffches Auto vor der Hcmiptvost vor. desten Iitza-
sen, sranzösische K r i m i n a t be am t e, sjch
ebenffalls in don Schalterrcbum besaben. Waruin
die>e frcvnzosiffchen Bsamten gerade um diese Zeit
vor dem Hcvuptpostamt erschiene-n. konnte noch nicht
in Erstchrung flebracht werden. Dies roar nun der
Aufftakt zu den bedcmerlichen Vorgängen. Denn
inder Akeinnng, die Berkünder der vfälzischen
Ropublik vor stck zu habrn. fiel ein Teil des Pofft-
personals über oie fvanMiffcke Eeheimpo.izei her.
um fie gewaltsam aus dem Schalterraum
hinauszudrängen. Hievbei stnd nun meh-
rere Schüsse gefallen, wodurch ungjäicklicherweise
der Postverwalter See erffchossen, der Oberpofft-
schafffner Klein schwer per.etzt wurde. Wie wir
hören soll Klein seinen Verletzungen ebenfalls er-
legen ffein. Die franz. Krimiimlboamten alarmier-
ten soifort die neben dem Postamt be-ffindl. Haupt-
wache, die alsbcnd das Mb Eobäiude milttä-
risch albffperrsn lie^. Kein Beamter oder Becrmtin
durfte das Postgebaude verlasten, wie auch niemand
dasffelbe betreten durfte. Ebenffo war der Verkehr
für das Publikum bis gogen 9 Uhr geffperrt. Die
Erregung in der Stadt war in den evfften Morgen-
stunden groß, legte stch aber allmählich. nachdetz, be-
bannt gowotden war, wie stck der Vorgsang abse-
spielt hat.

Ein cmderer Vericht beffcrgt: Nackts ha»b 12
Uhr erschisn der 1. Kontrollunterofffizier des Ve-
zirks Ludwigshafen, Kominandant Mennetrier,
plötzlich im Haiuptpostamt und nahm von der noch
bestohenden Ruhe Kenntnis. gesen 12 Uhr kan, er
in gnnz ungewöhnlicher Wei'e in sein Büro im Be-
zirkscrmt. Die im Poltcnnt stationierten deutschen
Gendarinen wuvden entwafffnet und fleffangen ge-
setzt, das geffamte Nachitdienistpersonal im Haupt-
postamt ud im Hauptbahnhof wuvde an Ort und
Stelle interniert, d. h. im Dienstvcrum eingoschlos-
sen. Die militärischo Bssetzung des Pl^tgobänides
dauerte heute Mittag noch an, wäihrend der Amts-
betrieb nach 10 Uhr wieder auffgenommen wurde.
Woitere ^Naßnahmen politiffcher Art. namentlich
die Ausübung irgendweffcher Verwaltttngsse. chäfte
durch ffvanzöstsche Organe oder solchs der ..Freien
..Pfalz" sind hisher nicht Lekannt gcroorden. Im
Esgenteil: der Stellvcrtreter des Betztrksamtmänns,
Asseor Merner, konferierte crm Bormittag mit
dem höchsten fvanzösischen Offizier am P.atze. Ee-
neval Daugcm, uno sowohl der stellvertretende Re-
gievuirssprasident der Pfalz, Negiernngsdirektor
Schlingensperg wurde >aus Speyer und der
kommNndiersnde franzöMche General der
Pfalz Gerarv. wus Lan-dau zur gsmein^amen
Beffprechuira evwartet. Nachmittags 3 Uhr räum-
ten fvangöstffche Posten mit aufgepflanztem Bäjonett
den Platz vor dem Hauptposdamt u. gegeuüber dom
Bcchnhof.

Haaß im Hintergrund

Berlin, 30. Aug. (Prioattel.) Zu dem Lc L-
wigshafener Putschverfuch msldet der „Berl. L.-
A ": Daß dffe Sonderbündler zu dsn Drahtziehern
gehört haben, baweifft dieAnwesenhcit dcs
Fübrers der Landauer Berräter. Haab

Demonstrationsstreik

Luvwigshafen, 29. Aug. Seit heute mittag ste-
hen die hiesisen Fabriffen unld Handslsbetricbs
still, da die Arbeiter und Angefft«llten in eineu
monsii'atiionsstreik aus stLnLatz derj
Putffches eingetreten sind. Wenn die Verhafteteu
nicht bald frelgslasten werden, kaiumt es su einein
GenLralstreik, an dom sich auck Eisen-
bahn uinld Post beteiligen wollsn. Jn
der Stadt herrffcht grotzer VerLchr, starke Militär-
vatroucllcn mit auffgepflanztcm Geaoshr durchzie-
hen die Strcchen und verhindern jcide Anffanrm-
lung. Stehenbleiben'de werden sum Weitergehsn
ausgefordert. Zu der auff heute nachmittag anbe-
kaumton Stadtratssitzung warcn so wcnig Mit-
glicder erffchienen, dah sie wegcn BescklubunsLhig-
keit veriagt wevden mutzte.

Das sind also die Folgcn der Äuhe, und O r d-
nnngsvolitik Eeneral Gerards.

Aus Baden

Pforzheim. 30. Aug. Nach einer amtlichen Mit-
tei^'.ng merden die Erhebungen iiber die hiesigen
Vorsänae (Bürgenneistevkrisis) infolge der Lebens-
ii'ittolverte,lung. die durch den stellvertr. Staats-
unwalt in Karlsruhe amfgenommen stnd und dem-
nächst ckich den Unterffuchungsrichter in Karlsruhe
zu Lcffchästtgen habcn. auch feststcllen. ob den Bc-
schu'digunsen gegenüber Beamten der
Staatsanmaltschaft. diefe svien .chinrei-
chend verdächtig", uniberechtigterweise Butter und
Eier bezogen W häben. oine Berechtigung zukommt
oder, ob dies nur haltloffe Vorwürfe stnd.

St. Eeorgen 6. Freiburg, 30. Aug. Unter eigen-
artigen Umständen hat ein hiesiger Landwirt einen
Knecht erlchossen. Der Laiü>wirt lmtte stck
zum Schutz gegen Diebstiahl in ffeinem Stalle ein
elektriffches Läutewerk anbringen l'assen. Als die
Klingel plötzlich in einer der letztcn Nächte er-
tönte, ncchm der Landwirt sein Eervehr und schoß
in die Ecgend, wo er den Einbrecher vermutete.
Mail fand dana dort eikien schwerwundeten
Knech t, der fri'cher bei dein Landwirt in Stellung
nar und ängab, er hcrbe ein Nachtlcvger aufs, ben
wollen.

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