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öamstag, den 30. August 1919

kfeidelberger Seitung — Nr. 201

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Drei Kutturdokumente

Aus dem Briefwechsel eines deutfchen Offizier-
Eefangenenlagers

Die folgenden Ausfiihrungen geben ein
treffendes Vild von den Zuständen, wie
sie noch in den ersten Monaten dieses Jahres
in den Kriegsgefangenenlagern Oswestry
(England) geherrscht haben, und zeigen
ebenso klar, in welcher Weise die Jnteres-
sen der deutschen Kriegsgefangenen durch die
Schweizer Eesandtschaft in London
vertreten wurden. In Osweftry befinden si -
z. Zt. noch die 3 aneinandergrenzenden Offi-
ziers-Lager E3. E4 und E6, von denen jedes
mit etwa 600 Offizieren belegt ist.

Dr. F. Hörner-Heidelberg.

-- Oswestrn E4. 22. 12. 18.

An die Schweiz.er Botschait. Deutsche
lAb teiluna, 9 Carlton House. London ÄUx

Nn 10. Dezencher wurdeo non don Laaorn Dnrf-
ry-A-lcb. South'ird, Strattford und LewMam ins-
acsamt 190 Offiziere nach Oswestry E-1 verseht. Mn
18. 12. tocrfen weitere 190 Offlslcre von R,ains»atc
hler ein. Vei seinm'Eröffnung sanlden wir das
Lager in eriwm Zustande vor, d-'r in keiner Wci se
geeignete und würdige Unterbrinaung für Offi-
ziere bot.

In d-r Vdraussetzung, dab sich die ZUstände u:
den nachsten Tagen bessern wüvden, iist b'.sher eins
Verichterstattuna an die Schweiser Botschait nicht
eosalst. Trotz der Bemllbunaen dcr bieüaen cng-
lischen Lagevvsvwaltung in lden vevflosssnen 10
Tagen sind aus Erüvlden. die sich unserer Bsurtei-
lung entzieben, die Lagerzustände so unhaltbar a.
blieib'u, drtz wir jetzt aezwunaen sind, Ibre Dertrs-
tung bei den matzgebenden Vsbörden dev Grotzbri-
tannischen Resierung in Anspruch zu nobmen. Un-
sere Bechwerden bc'ziehen sich in erster Linie <ruf
folgorlre PuEe: - .

I.In allen Bamck-n regnet es Durch. tettwe.se
in unglaulblichem Matze. Vei d'M in diossv Ge-
gend zur W'mterszeit vovbsrrfchcndrn. folst unun-
terbrochsnen Rogengiisien ruft disses Durchregn n
cine dauernd so nasie und muffige üuft b-.'oor, drtz
unjer allgeineiMr Eösundbeitszustand sich stänldg
r>er1chlechlert. Hsute mutzten sich von den Offizie-
ren 8 Prc^ent krank melden und zwar alle an
Rbeumatismus oder äbnlich n Kvankbeitser'schsi-
nunaen.

2. Don den uns zustobenden Einrichtungsgsgen-
ständem fehlen sclbst beute noch: alle Kommoden,
sämtlches M.-pschgeschirr (Waschtich:. Schssssln,
Kann.n, Seifemschalen usw.), alle Bettvo.l aer.
ungesähr die Hälfto der Stüble und fast alle Bc-
sen. Eim"r uvd devgl'eichen Reinigun?smateria.l.
F^blcnde uns zultehende Cssenstände von gcrlnge-
re'. Bc-dsutung sind biermit r-och n'.cht aufgsführt.

3. Wmn wir auch dmch das Niedorörennen"des
El.kttiizitätsiverkes dis Schwierigkeit in d'r De-
leucht'.'.ngs-fra-ge anerkennen, so ist diche doch in
völli'g unzuro'chcnder Weise gercgelt worden. A>-if
20 Offi;c.ro kommt eine Stalllaterne, die nur alle
3 Tuge nachIösüllt wird. Da in der jetzrgen Jab-
rcuz.it von 4 Ubr bis 10 Uhr nachmittags, d. h.
ia't während d r H-Llfte des Tages. -Velouchiuns
ettefferlich Ilst. Lodarf gevade diese Frage dr'cn-
ec?.d r Abbilfe.

'l. Di' zu Kochzwc-cken zuständige Koblenratio':
v.'i n-r 3 Pfuud pro Kopf umd Woche M so unz-u-
r -chruch datz wir gezwuugen sind, fgst die Hälfte
d.: Kohlcn, d:e für Barackenbsisung zuiständig ist,
urd -dic wir be.zablen müsien, dc-r Küchs zusmoen-

dcn. Die Folge davon ist, datz die» Wavacken nur
etwa 12 Stunden in der Woche geheist werden
können. Bei dom Durchrognoni der Bavacksn und
dem untzünstvgen Kliima leidet infolgedesion nicht
nur unsex Eosundheitszustand, sondern es verkom-
men <ruch alle Kloidungsgegenständ'e und andSres
Eigentum der Osfisiere infolge der Feuchtigkeit.
Aus dem gleichen Erunde rst trotz grötzter Svar-
farilkcit nur alle 14 Tage eine warme Dusch: zu
ermöalichen.

6. Auf Befehl der ärztlichen Bobörden sollen in
allen Baracken während des ganzen Daaes Fen-
ster geös'fnc't sffn, obwohl Luftlöcher und die luf-
tige Bamart der Barack n gauerud Durchzug her-
vorrufen, wenn alle Fenster geschlosisn sind. Da
bis jetzt w-igen Maneels dsr nötigen E'inrichiungs-
g genstände allgomeine Räume noch nicht oc-öffnet
werden konnten. ist im ganzen Lager nkcht ein
einziger Rarmi, wo die Offiziere wähiend der bäu-
figen Regen'sälk- gogen Zug und Kälte geschützt
sich anfbalten Lönncn. Ich beantrage d'Swegen,
datz dcr Befohl besülich Oeffnen der Fonster rück-
gängig gcmacht' wird, wvrigstens aber auf be-
stimmte Stunden ain Tage cing schränkt wird.

6. Dre zur Derfvgung gest lffen Mittel zum

tNusbesiern der grundlo en Wege ,'m Lager sind sa
unzuvoichend. datz es nicht möglich fft. trockenon
Futzcs crvch nur die notwcndigsten Eänge zu
machen." ^

7. Seit E'.öffnung des Lagers sind noch keine
Spaz'rergänge gemacht word n. Dies wird unrso-
mehr unangenehm oiiwfunden, als die verschlamm<
ton Lagerwego^gliches Hpazicrengehcn äuherst
unerfreulich machen.

Drese Bcschw'rden treffen ebonfalls auf die uns
zuaeteilten Ordonnanzen -u. Mit den airgefüchr-
tcn Zuständen sind nur die für uns omvfimdlichsten
Mängel berührt, eine weitere Roihe von gerin-
gerer Bffeutung blcidt umclliwähnt. Wir gestatten
uns. b.scmders im Hinblick auf d.m Abschlutz des
Waffenstillstandes, festzustellen, datz dio Zustände
inr hicsigon Lagex der kriegsgefangenen Osfiz'ere
cine bedeutcnde und ern'.odrigc-ndr Verscklcchterung
darstetten. Da ich der Uoberzeugung bin. dah nur
erno persönlich» Bostchtigunig ein Llares Btld der
hicsigen Zustände ermöglicht, bitte ich die Schwe-i-
zer Botschm't um d'n Vesuch cines Bertreters.

Evgobenst gez.: v. E.

Mccior und rangäiltcstso Offizier.
. » »

SchweiZrr Botschrst, Deutsche Abto'ttung,

London. 25. 1. 19.

Euer Hochwoblgeboien!

Ich bestätige den Emipfan-g Ihres Schreibcns
voni 22. 12. 18 betzüglich der im Ostdzier-iEefange-
ncnlager Oswostry b rvschenden Zustända, in dom
Cie uin einen batdigen Besuch eines- Vertreters
b'tten. Ich aostatte mir. Ihnen mttzutoUen, datz
ich am 1. 12. 18 das Offizierslager Oswosiry b--
st'cht bcvbe, und dah nach meiner Ansicht die Vler-
bältnisie in Jtzi'em Lager im Eanzen genommen
idrncK in E5 ätznlich sind.

Die kriogsgofangenon'Offiöiere müssen frch
bewutzt soin, datz das Leben in Barackenlagevn!
auf deni Lande notwendigevweise sohr verschjoden
sein nrutz von der Untcrbrineung iini Häusorn in
der Stadt, in denen sie warsn. umd ctbwohl ich
gerne ruigLbe, datz die Bewohner von Bavackenla-
gern gowisie Beschwerden ertragen müsien infolgs
dos Mangels jeglicher wosentlichsn Boquemlichkeii,
woidurch Kriegsgofangene besonders betroffen wer-
dan, so mutz dies dennoch mit Gcduld und solda-
trschom Eerste ertvagen werden. wie es dem
Elückswechsel des Krieges entspricht.

Elücklichemoeise brauchen die kricgs-gefangenen
Offizrers keine ornstliche Sorge wogen ibres Ge-
fundheitszustandes infolgo dev vorlicgenden Un-
terbringungsverhältnisie zu hegen, und sie könNen
sich mit Bestiinmtheit darauf verlasien. datz allo
notwendrgen Aöatznahmen durch dis vovantwori-
lichon ärstlichen Behörden getrofsen sind. um fü:
das Lager dio bestmöglichen sanitären Verbältnisie
su ichaffen.

Betroffs der Einzelposten, dio in Ibrom Briefe
vom 22. d. M. sur Spvache gebracht werden, sv
find darin einige, die sicherlich Beachtung verdio-
nen, und ich wcrde nicht versehlen, sie zug Kr-int-
nis der Lritischen Negierung zu bringsn. Infolge
vieler dringcnder Arbeiten wir.d es mir
leider nicht möglich s e in, das Lager Os-
wsstny in dcr niächsten Zukunft wieder su be-
suchen. Aber ich babe einen erneuten Besuch Les
Lagers für die orste sich bietcnde Eelageicheit vor-
gcmerckt.

Ich bin Cuer Hochwohlacboren gcborsamsteri
Dic-ncc gez.: A. de Stürler,

SpeKial-Attachee.

Oswüstry E4. 28. 1. 19.

Euer Hochwohlgeiboren!

Jch tzckbe dre Ehre, Jbnen dio Ankunst Jhves
St)reibons vom 25. 1. zu bostätigen. und ich Loeile
nttch, Jhnen vostiwendend iin Ncrmen d»r hier in-
ternierten deutschen Offrziere meinen gehor-
samston Dank auszusprechon, datz Sio so viol
von Ihrer kostbaren und durch wichtige D'mge in
lNisvvuch genommenon Zeit füv dio Pvüfung moi-
nei) Beschworde haben opfern müssen. ^ Bosondsrs
aber möchto ich unsorSiv Dank aauSdrücken ffir den
freundlichon Rat, „dah dies dennoch mit
Eellmld und soldatrschem Eeiste ertragen wergsn
muh, wie es Idckn Elückswechsel dos Kriegos ent-
svricht." Diosor Eesichtspunkt ist uns
wohl in doir Miiitzsalen eines fast 4^iährigen Krie-
ges und nach einer Eefangonschast von toilweiss
übor 2 Jahrsn verloren gegangen. und wrv
werden nicht verfshlen, 'vhn wrcd'r neu zu Ehren
zu bringen.

Um Ihnen zu zeigen, wie ernst os uns mit diesem
Bovbaben ist, möchte ich Ihnen versichern. dah wi:
von jetzt ab, was auch Schweres uns noch or.wa-
tet, niemals wieder die Hilfe der
Schweizer Botschaft. dio. was wir dankba:
ansrkennen, dazu beigetragen hat, unsep Los so
autzerordentli-ch zu besiern, in Anisprucb' nehmen
werden.-

Evor Hochwohlgeboren erg benoo Diencr'

gez.: v. G-

Holland und Velgien

Unsor Ve.'lin'r Vertreter orfährt vo.i unter-
richteter Seite:

Es hat den Anschein, als ob sich der Konflikt
zwischen Holland und Bcllgion wagen der Rovision
des Vertvages vow 1839 zuzusvitzen scheinL,
unid violfach wullde bereits dio Befürchtung ge-
äutzort, datz es zu oinem Aböruch der Beziehungen
zwischen den boiden Ländern komnren müsio. Dis
irlusoinanidersetzung zrvischen den be'.den Nachbarn
ist jedoch nicht besonders tragisckzu neh-
men. da England sich bereits in d^'ir Streit do:
beiden eingomr^cht hat und iotzt -u vdvmitteln
sncht. Es wird -cruif alle Fällo eine Einiaung her-
beifü'hven, da os solbst ein Intercsso !davan hat,
seiinen Verkehr nüt bffden Ländern nicht noch läiv-
ger gcistört su sohen. Wre ange'nommon werden
kann. wivd ein Meg gofunden wovden. der den
Streit ausgleicht und die Feindd wieder vevsöhnt.

Die EntschLdigung der
vertriebenen und geflüchteten
Elsah-Lothringer

steht jetzt im Mittelpunkt des Jnteresies dieser
Unglücklichen, die naturgcmäh in Baden, denr
Nachbarlande, verhältnismätzig zahlreich vertreten
sind.

Eine diesbezügliche an die Reichsregierung ge-
richtete Entschlietzung der Ortsgruppe Freiburg
des „Hilfsbundes für die Elsah - Lothringer" der
sich die übrigen Ortsgruppen angeschlosien haben.
verlangt Anerkennung der Entschädi-
gungspjlicht des Reiches für den Schadsn.
de: de'i Vertriebenen entstanden fft:

1. durch viiLercchtigte Freihsitsentst'hung durch
die Franzosen,

2. durch die Verdrängung von Zivilpersonen.
insbesondere durch den Verlust ihrer Existenz,

3. durch die bei ,der Ausreise effolgte Zurück-
behaltung des Cigentums der Verdrängten,

4. durch Einführung der französischcn Währung
Autzerkurssetzung des deutschen Eeldes und die
verschiedene Handhabung des Umrechnungskurses
je nach der Staatsangshörigkeit des Eläubtgers
oder Schuldners,

5. öurch die Sequestration von Erundstücken.
Untcrnehmungen und anderen Vermögensgegen-
ständen. insbesondere auch durch deren unter dem
Lruck der Verdrängung, Sequestration und anderS
Matznahmen erfolgte freiwillige Veräutzerung.
(Differenz zwischen Erlös und wirklichem Wert).

Da das angekündigte diesbezügliche Eosetz
über die Entschädigung nicht so schnell geschaffen
werden kann, wie es wünschensweri wäre, wird
gefordert, datz die vom elsatz-lothringischen Keirat
verlangten Schadensfeststellungs-Ausschüsie sofort
gebildet werden, wenn nicht weiteres schweres
Unglück über dte Vertriebenen heraufbeschworeu
werden soll. Es wird daher um sofortigen Erlatz
einer Notverovdnung zur Eründung der Fest-
stellungs-Ausschüsie gebeten.

Die Aufgabe der Ausschüsie soll bestehen in der
schleunigen Festsetzung der Schäden und Verluste
der Vertriebenen und zwar

1. der Kriegsschäden im Sinne des Eesetzes
vom 3. Iuni 1916.

2. der Schäden, die erwachsen sind durch die
Beschlagnahme des Vermögens bezw. die Verfü-
gungsbeschränkung llber das Vermögen fMobilar,
Häuser, Erundstücke. Bank- und Spqrkasienguttza-
bcir. Forderungen usw.)

3. der bereits effolgten Verkäufe von Vermo-
genswerten.

Zn die Feststellungsausschüsie sind sachkundige
Personefl aus den Kreisen der Vertriebenen zu
berufen und zwar auf Erund von Vorschlägen der
Orts- und Landesgruppen des Hilfsbundes für
die Elsatz - Lothringer im Reich. Die Feststel-
lungs-Ausschüsie sollen befugt sein. eidesstattliche
Erklärungen zu verlangen und auch die ordentli-
chen Gerichte um Rechtshilfe anzugeben. Die
Feststellungen sollen rasch erfolgen und die Erund-
lage zur sofortigen Eewährung von Vorentschädi-
gungen bilden. i

Diese so festgestellten Schäden sind alsbald zu
vergütcn und zwar nach folgenden Erundsätzen:

Festgestüllte Schäden von 1—20 000 Mark im
vollen Betrage.

festgestettte Schäden von 20—30 000 Mark mit
90 v. H. der anerkannten Summe,

festgestellte Schäden von 30—50 000 Mark mit
80 v. H. der anerkannten Summe,

festgestellte Schäden von 50—100 000 Mark
mit 75 v. H. der anerkannten Summe,

festgestellte Schäden oon 100—150 000 Mark
mit 70 v. H. der anerkannten Summe,

festgfftellte Schäden von 150—2001100 Mark
mit 60 v. H. der anerkannten Summe,

festgestellte Schäden von 200—300 000 Mark
mit 50 v. H. der anerkannten Summe.

festgestellte Schäden von 300—400 000 Mark
mit 40 v. H. der anerkannten Summe,

fsstgestellte Schäden von 406-500 000 Mark
mit 30 v. H. der anerkannten Summe.

Der Mensch ist noch sehr wenig, wenn cr H
warig wohnt und satt gegesien hat; aber er U
Zr niutz warm wohnen und sich satt gegessen haben, q-
^ wenn sich die bessere Natur in ihm regen soll.

« Schtller ^

Oie blaue Lpur

Aoman von JuliuZ Regis
Mus dem Schwebischen übersetzt von E. v. Kraatz
Oop^riLkt 1917 b^OretbleinLLo. 0.m.b.tt. L.elp2i8
(60. Fortsetzung)

39.

- Es sah mis, clls ob Wallions ganzes BeoVach-
Wnssvevnwge-n stck in ssinsm Blick üammelte. Er
Nuoterte Inez Robeira, wie nvan ein interesicmtes
und seiltenes Pbänomen studiert. Wo wollLe sie
hnmus? Die schwarzen Ausen trotzten den seinen,
— unsrgrimdlich, siegesgöwih.

„Hcüben Sie die Eüte fortzufcchrenl" sLlgts er.

„Sobald Doktor Hesiekman uns eingelasien
l c'tte ', naihm sie den Faden wiedsr auf, «focherte
rr uns in erreatem Ton Ef. ihm über alles, was mit
gostohlenen Schriftstücken zu tun hche, wahr-
i' Lgomätz und nusführlich -Bericht zu erstatten.
^ il ! . t es und wies daranf hin, datz nicht nur das
n .- ii ch-, ondern auch das iurtstijche Recht auf
u>/.cer Seite fer. Er schien sohr erschüttert, und
<us >ch zu Ende war. ver-sank er ln laiiües, tiefes
.iacl,,c!iteii. „^üafzig Menlichenleben", murmslte
cc vm sich hm. „Das ist entsetzlich!" Schliehlich
nai'.d sr auf uiild schellte. „Monn es stch so verhittt,
^^ jie sagen, mutz ein Verslsich zuistande gebracht
wcrden , sagte er. Er befahl dem Bodienten, Ed«
vard ^etzslman zu holen, und glleich darauf effchien
hatten Mier durch Europa gehetzt

Maurice Wallion stand halb aüf.
sich?" ^ ba, 3stau Rabsiva? Er zeigte

ipevdsn noch mehr überrasscht werden", er-
wwerte ste m unheilverkündendam Ton. „Edvard
Vepelman blisb in der Tür siohen und warf mir
vott^n??'"erten Blick zu. .Mit diesen Menschen
oeryandle cch nichtl erklärte er wütsnd."

„Einen Augenblick", fiel Wallion ihr ins Wort.
„Wie sioht Edvard Hesielman aus?"

Jnez Rolbsiva öffnste ihre Handtasche und gab
chm eine Photomaphie.

„Dtes ist in Costazuela crufgenommon", saigte
sie, „unid er sieht noch uaniz sbenso aus."

Der Journalisst betrachtete das Btld. Es stellte
einen glattvasierten, etwa vierzigjährrgen Mann
mit ziemrlich breitem, grobem Gesicht, kräftigem
Kinn, kurze Nasse, hellen und gescheiten Augsn und
ziemlich dunkelm, zuräckgekämmtem Haar dar. Die
Veribandtsscha>ft mit dem Doktor war unveffennbar.

„Dankel" siagte Wallion und qab es zurück.

Jnez Robeiva niahm wioder das Mbrt:

„Es Lam zu einom schr peinltchen Anstritt: die
bei-den Vrüder gerielen in hoftigen Streit. Edvard
Hesielman tobte. -als ob er von Sinnen wäre. Der
Doktor, der lungecnein niedergffchlagen schien, be-
stand darauf, er ,nüsie die Papiere sofort hera-us-
gebon, crber sein Bruder weiaerte sich hartnäckig.
Endlich sagte der Doktor: „Wenn Du sie nicht aus-
lisfern willst, werde ich es tun!" „Das verbtet ich
Dir!" schrie der Bruder. Antonio nnd ich hatten
stumm dabeigefesien unb zugchört. ich noben der
Eartentür, lund Antonio, am Fenster. Plötzltch
wandte der Doktor sich an mich und ri-ff <ms: „Zch
hrlte es für meine Pflicht, Ihuen mitzutoilen, datz
die SchrifMcks -sich in —" Woiter war er nicht
gekammon, -als die Katasstrophe eintrat. Edvard
ritz blitzschnell einen Revolver aus der Tassche und
feuerte einen Schutz auf seinen Bvuder ab."

-Maurice Wallion erhob sich, gins quor durchs
Ziminer ffuid stellte sich mit dsm Rücken gegen die
Tür.

«Ich höre bier besier", scrgts er: „Bitte, welterl''

Inez Skobetva zuckte mit der Wimper.

.^Ihre Schildevu-nig des Mordes. wie ste tn den
Zeitungen effchten, ist von Anfang bis zu Ende
falsch Der Doktor hat überbaupt keine Waffe in
der Httnd gchalten. Edvard Hesielman ist es ge-
wosen, der auf ihn schoh, imd der unglückltche Dcck-
tor brach zusammen. obne einen Laut von sich zu
6MSN. Antonio. der ein Unglück vovaussah, als
Edvaib mit der Hand nach der Hüfttassche frchr. hatte
tm selben Augenbllck seine eigone Waffe heraus»
Maoen und gegon den Verräter oerichtet. Soin
Schutz ging gleich nach dom ersten ab. und dke Ku-
gsl bliob im Türpfosten stecken. Eleichzeitig drchte
er das Licht aus, um stch durch Dunkelheit zu

schützen. Eine Minute lang standan wir alle ganz
still und joder belauschte den audern. Da sah ich
oeii Schatten des Verräters zwischen inir und dem
Fensber und rief Antonio ein warnendes Wort zu.
Mein Brulder ritz das Fenster auf und stürzte sich
hincrus, und Edvard Hesselman ftuerte hinter ihm
yer,

yer, oyne ryn zu rronen. Ich schlich mich durch die
Dür, traf an oer Pforte mit Äntonia .zussammen,
und draußen stahlen wir uns htnter der Mcruer ent-

kang von dannon, wAirend es in der Villa hell
wuroe."

Sio schwiea. Mmirice Wallion stand rsgungs-
los vor oer Tür und Llickto auf sie iherab. Er
brauchte Zeit, bvauchte eine Mimtte. um M den-
ken. Log sie? Sprach sie die Wahrbeit? Er hatte
gdhossist, sie cüuff einer Lüge zu ertappen, auf einer
Ungerermtheit zum mindcsten. die Edvard Hesiel-
mang Schussdlossiockeit bowioson hätte, und in dem
Fall hätte er sie shne Vesinnen verhassten lasien.
Brudermord! Wolch grausige Anklagel Aber ihre
ganze Dafftelluirq stimmt mit don Dat)achen — den
droi Schüssen — überetn, dachte er ingrimmig.

„Jch bin zu EndeZ sagte FvM Noboira kalt.
«Das Üeb rige wisien Eie."

„Sie besschuldigen Edvard Hesielman alsq des
Bruidormoflds?" ssmgto der Detektivroportor lerse
und langsam.

.?Ia", erwlderte sie »Nit klarer. lwuter Stimmo.

IRach einer Sokunde setzto fde trotzig hinzu:

«Elalulben Sie mir nicht?"

Wieder fra-gte der Journalisst «bensso leise und
langssam:

„Wollen Sie beHcmpton, das; Sie und Jhr Bru-
der üeroit sind, diessen Bericht vor Eoricht zu beei-
digen, wenn es dazu kominen sollte?"

«Ja."

Fralu! Robelpa erhob sich und Lain auf thn zuse-
glitten. Ihr Blick wir stvcchlend dunkel. krcxstbe--
wuht, trduimplhierend.

„Ia, wir sind alle Lereit, dicke AnLlaige zu
vertreten", fagte sie. .Mogretfen Sie nnn, wie
unklug eS sein wllrde, die ^mik08 cks la I^iderclacl
in chrer Aussgabe M behiNdern?"

Wallion hatte bio Tür freiüegeben. Er steckte
die Hände in die Dasschen amd gmvann seino Selbst-
bcherffchung zurück.

«Ich verstohe vollkammen. wie Sie meinon,
Fvau Robetra", sagto er. „Für Sie kommt es ietzt
davcvnf an, Edoard Hesiolman. in seinom Jhnon

noch iunbekannto/1 Veffteck zu übevfallen und ikm
die noch immer in seiner Hand bofindlichen Schrift-
stücke zu entreitzen. Das erfordert Zeit."

„Haben Sie die Absicht, uns daran zu hindern?

„Wwrum nicht?"

„Woillen Sie das blonde Mädchsn woinen sehon?
Wollen Sie, datz ste evftchrt, wer chven Vater se-
tötet hat?"

Jhre Stimme hatte.oinen iharten, schonungs-
lol'on Kilang angenommon. Mit eine-nr Mail setzte.
sie hinzu:

„Ich stello Bedingungen.

„Wivklick? Daff man stagen. was für welche? ^

„Lasion Sie uns völlige BsweguNgsfvecheit, g«-
stattvn Sie uns. die gesstdhlenon Pwpiere ungchm-
dert zurückznbringen, und wir überbasioi, Ihnen
den Verräter lebendl"

Der Journalist ging auf und ab.

„Ich sche nicht auss Vedlnsungen oin."

„Weshalb nicht?"

„DosssMb, weil ich Edvard Hssseilman fricher
finden werde. als Sie.'

Fvau Robeiras Lippon kvümmten sich
Ist das eine Herausforderung?"

„Es ist ein Ensschlutz." ..

Sie ging einigo Schritte aiff die Dür zu und
wandte sich dann -um.

„llnd was werden Sie tun?"

Mcrurico Wallion griff nach oiner Karte und
schriob davaluss: „Frau Roboira soll nicht mchr be-
wackt werden."

„Vorläufig dies", sagte er. und lietz sie die
Worte lesen.

Darauss öffnete er das Fensster, riess den noch vm.
mer auf dem Bordsstoin hinuNdhertrcrmpolnden
Becknran an und warf ihm die Karte M.

„Sie haben mir eine interesiante EefchtHte er-
zählt", bemerkte er lachond. «Wtr sind also qnittl

Sie neigte dankend den iKopf.

«Es froul mich, datz moin Besuch nlcht srnz er-
gebnislos verlaufen tst", sagts sie. „Ich hava
Jhnen die Wahchett goftrgt und kann jetzt aohe.n.
Auf Wiodersehen Herr Wallion! .

..Auf Wicdeffchen, Frau Robelva.

der halbaffenen Tür wandte sie sick noÄ etn-

«cht es übrigens dem armen Max Gast
senbevg? Ich fürchte Eonzales üat ihn Nvulrch
etwas cvutzer Fasiung gebvacht.
 
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