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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 16.1905

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Neue Linkrusta-Muster für Wandbekleidung und Lambris
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https://doi.org/10.11588/diglit.7502#0290

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INNEN-DEKORATION

Neue Linkrusta-Muster für Wandbekleidung und Lambris.

Der Möbelbauer darf nicht einseitig sein. Es ge-
nügt für ihn nicht, nur über die technischen und
formalen Fortschritte seines eigenen Gewerbes
unterrichtet zu sein. So wichtig dieses Orientiertsein
an sich ja ist. Seine Absicht geht doch nicht dahin,
nur einzelne Möbel und Gebrauchsgegenstände zu fertigen:
sie sollen vielmehr als organische Bestandteile sich ein-
gliedern in eine Wohnung, die einem Menschen zur
Heimstätte dient. Man kann sagen, es gibt vollkommene
Möbel, für sich betrachtet, überhaupt nicht. Ihre defini-
tive und gültige Wertung finden sie erst im Zusammen-
hang und Zusammenklang mit dem Ensemble des Raumes
und mit dem Besitzer und Benutzer. Darum soll der
Möbelbauer auch Interesse haben an den gegenwärtigen
Bestrebungen in der Architektur, er soll in Fühlung
stehen mit der Allgemeinkultur, die die Ansichten und
Wünsche seiner Auftraggeber beeinflusst, er soll aber
endlich und vor allem die anderen Zweige der Industrie,
des Handwerks, die an der Ausstattung des Heims kon-
kurrieren, gründlich kennen. Denn auf ihre verständnis-
volle Unterstützung ist er angewiesen. Wenn sie auf
andern praktischen Grundsätzen aufgebaut, von einem
weniger hohen und feinen Geschmack bestimmt, nach
anderen Stilgesetzen orientiert sind, so wird trotz aller
Einzelvollkommenheiten der Möbel, ein geschlossenes
befriedigendes Raumbild nicht zustande kommen.

Nun muss man allerdings gestehen, dass verschiedene
von den Nachbargebieten der Möbelindustrie hinter den
sehr erfreulichen Fortschritten dieser bedeutend zurück-
geblieben sind. Ich denke da besonders an die Deko-
rationsmalerei. Auch die Architektur hat, mit Ausnahme
des Villenbaus, die gleiche Sicherheit und Freiheit noch
nicht gefunden. Bei anderen jedoch kann man wenigstens
ein eifriges Ringen und Streben nach Läuterung kon-
statieren. Das sind die Teppichweberei, die Tapeten,
Linoleum- und Linkrusta-Industrie. Von diesen bringen
wir heute einige Proben. In den folgenden Heften ge-
denken wir jedoch die Veröffentlichung solcher Flächen-
muster noch fortzusetzen und zu erweitern, so dass die
Leser einen genügenden Überblick über den Stand dieser
Produktionszweige erhalten dürften.

Was das technische Raffinement in der Herstellung,
was die praktische Brauchbarkeit betrifft, so ist sicher
für die genannten Industrien die höchste Anerkennung
am Platze. Es wurde ganz ausserordentliche Mühe und
ein grosses Maß von Erfindungsgeist auf die Verbesserung
der Maschinen und die sorgfältige Ausprobung verwendet,
in dieser Beziehung steht die Produktion vollkommen
auf der Höhe. Ihre Erzeugnisse sind solid und dauer-
haft, sie entsprechen allen technischen Anforderungen,
die man billigerweise an sie stellen darf. Wie eminent
praktisch hat sich nicht das Linoleum gezeigt 1 Wie
famos eignet sich nicht Linkrusta als widerstandskräftige
und auch hygienische Wandbekleidung! Unsere deutsche
Industrie gibt hier der ausländischen nicht das mindeste
nach, ja übertrifft sie sogar in manchen Punkten.

Um so erfreulicher ist es, dass die Fabriken, die
sich mit der Herstellung dieser praktischen Gegenstände
befassen, nun auch grosse Anstrengungen machen, um
ihre Muster auch in Bezug auf Schönheit zu möglichster
Vollkommenheit zu erheben. Lange Zeit dominierte

hier leider ein wüster Imitationsschwindel. Linoleum
musste durchgängig dazu dienen, um Parkettböden vor-
zutäuschen oder es nahm sich Farben und Zeichnung
von gewebten Teppichen zu leihen. Die Teppiche
dagegen sollten womöglich aussehen, als wären es feine
Malereien. Und Linkrusta spielte nur zu häufig die
Rolle einer Holzvertäfelung oder dekorativer Wand-
malerei. Wir begrüssen jetzt mit Freuden eine merk-
liche Besserung. Mit lobenswertem Beispiel sind bereits
einige grössere Fabriken vorangegangen, indem sie sich
von hervorragenden Künstlern gute, stilreine Entwürfe
beisteuern Hessen; hoffentlich folgen ihnen hierin die

PROF. j. M. OLBRICH. Ausf.: Deutsche Linkrustawerke Ger-
DARMSTADT. hard & Co. (Pallas-Marke)-Höchst a. M.
 
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