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Born, Wolfgang: Neue Innenräume von "Haus und Garten"
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.10797#0200
186
INNEN-DE KOR AT ION
verständlich wirken die Möbel, die aus der Werk-
stätte von »Haus und Garten« hervorgehen, und
selbstverständlich wirken die Innenräume, in
denen sie Platz gefunden haben. Das ist eine Tugend,
die heute zeitgemäßer ist als je.
Wenn junge Menschen unserer Zeit sich einrich-
ten, schwebt ihnen immer als Ideal ein eigenes Klein-
haus vor, das am Wasser steht und seine Front der
Sonne weit öffnet. Es kreuzt sich da gewissermaßen
das Bedürfnis, ein Stück deutscher Erde zu bewohnen,
mit der ewigen deutschen Sehnsucht nach dem Süden.
Dieses Ideal ist derzeit noch selten realisierbar. Man
muß sich im allgemeinen mit einer Mietwohnung be-
gnügen, deren Fenster auf eine gleichgültige Straße
gehen und deren Räume, nach überalterten Prinzi-
pien angelegt, wie Zellen eines Bienenstockes zu-
sammengeschachtelt sind. Das ist alles andere als der
Lebensraum, den wir uns wünschen . . . Da soll nun
der Innenarchitekt helfen! Frank und Wlach stehen
oft vor derartigen Problemen, und es ist sehr inter-
essant, wie sie diese Fragen zu lösen wissen. Zu-
nächst einmal stimmungsmäßig: die Wände werden
weiß gehalten, die Möbel sparsam verteilt, und die
Wahl der Stoffe fällt stets auf großgeblümte, hell-
farbige Muster von verhältnismäßig naturnaher
Zeichnung. So erhält der Raum von vornherein etwas
Landhausartiges, eine geistige Naturverbundenheit.
Der Garten bestimmt den Innenraum — selbst dort,
wo gar kein Garten vorhanden ist. Aber auch archi-
tektonisch greift man in den Raumbestand ein: kleine
Einzelzimmer werden zusammengezogen (vgl. Abb.
S. 186 und 187), und so wird der Eindruck von Weit-
räumigkeit erreicht. Alles ist luftig und licht. Man
hat Platz zum Schreiten und Luft zum Atmen.
Die hier gezeigten Abbildungen sind aus mehreren
in sich geschlossenen Komplexen entnommen. Der
umfangreichste ist die Villa A. F. S. in Wien-Hiet-
zing. Hier ist das Motto »Haus und Garten« wörtlich
und folgerecht in die Wirklichkeit übersetzt. Die
Lage des Hauses (das fertig übernommen wurde und
lediglich auszustatten war) in einem alten, von Gär-
ten und Biedermeierhäusern erfüllten Vorort Wiens,
bestimmte von vornherein den Charakter des Woh-
nens. Das Ganze ist leicht und freundlich. Schon der
Vorraum (Abb. S. 184) schlägt die schlichte und doch
noble Note an, die in den Zimmern mit mehr oder
INNEN-DE KOR AT ION
verständlich wirken die Möbel, die aus der Werk-
stätte von »Haus und Garten« hervorgehen, und
selbstverständlich wirken die Innenräume, in
denen sie Platz gefunden haben. Das ist eine Tugend,
die heute zeitgemäßer ist als je.
Wenn junge Menschen unserer Zeit sich einrich-
ten, schwebt ihnen immer als Ideal ein eigenes Klein-
haus vor, das am Wasser steht und seine Front der
Sonne weit öffnet. Es kreuzt sich da gewissermaßen
das Bedürfnis, ein Stück deutscher Erde zu bewohnen,
mit der ewigen deutschen Sehnsucht nach dem Süden.
Dieses Ideal ist derzeit noch selten realisierbar. Man
muß sich im allgemeinen mit einer Mietwohnung be-
gnügen, deren Fenster auf eine gleichgültige Straße
gehen und deren Räume, nach überalterten Prinzi-
pien angelegt, wie Zellen eines Bienenstockes zu-
sammengeschachtelt sind. Das ist alles andere als der
Lebensraum, den wir uns wünschen . . . Da soll nun
der Innenarchitekt helfen! Frank und Wlach stehen
oft vor derartigen Problemen, und es ist sehr inter-
essant, wie sie diese Fragen zu lösen wissen. Zu-
nächst einmal stimmungsmäßig: die Wände werden
weiß gehalten, die Möbel sparsam verteilt, und die
Wahl der Stoffe fällt stets auf großgeblümte, hell-
farbige Muster von verhältnismäßig naturnaher
Zeichnung. So erhält der Raum von vornherein etwas
Landhausartiges, eine geistige Naturverbundenheit.
Der Garten bestimmt den Innenraum — selbst dort,
wo gar kein Garten vorhanden ist. Aber auch archi-
tektonisch greift man in den Raumbestand ein: kleine
Einzelzimmer werden zusammengezogen (vgl. Abb.
S. 186 und 187), und so wird der Eindruck von Weit-
räumigkeit erreicht. Alles ist luftig und licht. Man
hat Platz zum Schreiten und Luft zum Atmen.
Die hier gezeigten Abbildungen sind aus mehreren
in sich geschlossenen Komplexen entnommen. Der
umfangreichste ist die Villa A. F. S. in Wien-Hiet-
zing. Hier ist das Motto »Haus und Garten« wörtlich
und folgerecht in die Wirklichkeit übersetzt. Die
Lage des Hauses (das fertig übernommen wurde und
lediglich auszustatten war) in einem alten, von Gär-
ten und Biedermeierhäusern erfüllten Vorort Wiens,
bestimmte von vornherein den Charakter des Woh-
nens. Das Ganze ist leicht und freundlich. Schon der
Vorraum (Abb. S. 184) schlägt die schlichte und doch
noble Note an, die in den Zimmern mit mehr oder