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Anastigmat sechs Brechungen der getrennten drei Linsen von
Glas in Luft erfolgen, wobei auch Licht verloren geht. Es
fehle der Beweis für die Angaben Dr. Kaempfer's (,,Phot.
Corresp." 1898, S. 281). Deshalb stellte Dr. M. v. Rohr das
Experiment an und verglich den Zeiss'sehen Anastigmat,
welcher aus drei verkitteten Linsenpaaren (also sechs
Linsen) besteht, mit einem Triple-Anastigmat von identischen
Brennweiten in derselben relativen Oeffnung; erbrachte beide
Objective in eine Stereoskopcamera und exponirte gleich
lange. Es ergab sich, dass zwischen beiden Aufnahmen kein
bemerkenswerther Unterschied der Helligkeit bei den Objectiven
bemerklich ist, somit eine Ueberlegenheit der Triple-Anastig-
mate bezüglich geringen Lichtverlustes durch die Glasmasse
nicht besteht (,,Phot. Corresp." 1898, S. 322).
Es gelang, (s. o.) die Hellig-
keit der Cooke-Linse wesentlich
zu steigern, so dass sie an-
nähernd der Helligkeit der
Petzval'sehen Portraitobjective
nahekommt. Die ersten Exem-
plare dieser Cooke - Portrait-
Lens, Serie II, berechnete, con-
struirte und stellte in London
aus (September 1898) die Firma
Taylor &Hobson in London
(Ausstellung der Royal Phot.
Society). Die freie Oeffnung ist
=./Yd;5- Ein äquivalenter Focus
von 13 Zoll deckt eine Platte
von Zoll. Das Bildfeld ist flach, frei von Astig-
matismus.
Fig. 101 stellt den Querschnitt durch die Cooke-Portrait-
Linse (,,Phot. News" 1898. S. 8qo) dar.
Dieselbe Linse wurde später unter dem Namen Portrait-
Anastigmat von Voigtländer erzeugt und in den Handel
gebracht (D. R. -P. Nr. 86737). Im ,, Atelier des Photogr." (1898,
S. 216) wird erwähnt, dass dieses Objectiv aus zwei biconvexen,
aus schwerem Baryum-Crown hergesteilten Aussenlinsen be-
steht, welche zwischen sich näher der Hinterlinse eine
biconcave, aus ganz leichtem Flintglas hergestellte Linse ein-
schliessen. Im Gegensatz zu den gewöhnlichen Triple-Ana-
stigmaten stehen also nicht die Vorderlinsen, sondern die
Hiuterlinsen nahe, wenn auch lange nicht so nahe, wie beim
gewöhnlichen Triple - Anastigmat die Vorderlinsen. Hierzu
kommt die für den praktischen Ateliergebrauch wichtige