Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (18.1904)

42 Forschungen auf dem Gebiete der direkten Farbenphotographie.

Forschungen
auf dem Gebiete der direkten Farbenphotographie.
Von Karl Worel in Graz.
Die Erfolge, welche durch Ausnutzung der selektiven
Kraft des Lichtes in der Herstellung von Photographieen in
natürlichen Farben in letzter Zeit erzielt wurden, waren Anlaß,
daß ich auf experimentellem Wege versuchte, die Ursachen
und Wechselwirkungen festzustellen, welche diesem Prozeß zu
Grunde liegen.
Wenn es nun auch nicht gelang, vollständige Klarheit
über das Wesen des Prozesses zu gewinnen, so ‘waren die
Arbeiten dennoch insofern von Erfolg begleitet, als manche
Anhaltspunkte gewonnen wurden, welche für den weiteren
Aufbau der Methode von Wesenheit sind.
Ich schlug zwei Richtungen ein und gruppierte die Ver-
suche i. in Hinsicht auf das Verhalten der Farbstoffe Viktoria-
blau B, Primrose ä l’alcool, Kurkumin und Auramin als Auf-
trag auf organischen und unorganischen Stoffen ohne Zusatz
eines Bleichungsförderers unter verschiedenen Bedingungen
im Sonnenlichte und 2. in Plinsicht des Verhaltens der gleichen
Farbstoffe bei Gegenwart eines Bleichungsförderers unter Ein-
wirkung des Sonnenlichtes.
In ersterer Beziehung führten die Versuche zu folgenden
Resultaten 1):
1. Licht ist die erste und unerläßliche Bedingung für das
Zustandekommen der Bleichung der Farben. Ohne Licht ist
der Bleichprozeß ausgeschlossen, gleichviel, ob die Farben auf
organischen oder anorganischen Stoffen aufgetragen sind,
gleichviel, ob atmosphärische Luft gegenwärtig oder nicht
gegenwärtig ist.
2. Bei Gegenwart von Licht ist atmosphärische Luft, wenn
auch auf ein Minimum verdünnt, Bleichungsbedingung, wenn
-die Farben auf anorganischer Unterlage aufgetragen sind.
Liegen die Farben auf organischer Unterlage, dann tritt
Bleichung auch in Abwesenheit von atmosphärischer Luft ein;
dasselbe tritt ein, wenn die Farben auf anorganischer Unter-
lage haften, aber mit einem organischen Bindemittel zum
Auftrag kommen.
3. Die Bleichung verläuft rascher, wenn die Farben ver-
dünnt sind, und rascher, wenn die Farbteilchen nicht in ge-
schlossener, dichter Schicht nebeneinander gelagert sind,

1) „Phot. Mitteilungen“, 40. Jahrg., Fleft 13 bis 22.