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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 18.1904

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Eder, Josef Maria: Altes und Neues über Acetonsulfit
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Altes und Neues über Acetonsulfit.

Altes und Neues über Acetonsulfit.
Von J. M. Eder in Wien.
Die unter dem Namen „Acetonsulfit“ in den Handel
gebrachte Doppelverbinduug von Aceton und Natriumsulfit
(Na HS03 ■ CO [CHs\2 -\-H%0) ist wohl keine neu entdeckte
chemische Verbindung, erscheint jedoch interessant, weil
dessen Einführung in die photographische Industrie durch
übertriebene Anpreisung ein lehrreiches Beispiel über die Rolle
derartiger Anpreisungen, oder wie andere sagen: moderner
Reklame bei der Placierung eines kostspieligen Präparates
an Stelle ebenso wirksamer, altbewährter, weit billigerer
Präparate (z. B. des Kaliummetabisulfits, des Natriumbisulfits)
abgibt.
Da die Acetonsulfit-Frage in mancher Richtung sich
ganz interessant gestaltet, so wollen wir ihr mehrere Kapitel
widmen:
X. Das in Deutschland für photographische
Zwecke patentierte Acetonsulfit ist nicht patent-
fähig, und zwar mangels Neuheit.
Das Deutsche Reichs-Patent, welches unter Nr. 145398 vom
30. Juli 1901 erteilt worden sein soll, schützt die Anwendung
des Acetonsulfits (resp. im allgemeinen der Ketonbisulfite)
für photographische Zwecke, namentlich in photographischen
Entwicklungs- und Fixierbädern. Unsere Opposition gegen
die übertriebenen Anpreisungen dieses Präparates ist bekannt1);
übrigens hat Lob oder Tadel einer Erfindung mit deren Patentier-
fähigkeit nichts zu tun, sondern es entscheidet die Neuheit.
Aber auch in letzterer Beziehung liegt ein bemerkenswerter
Fall vor, denn jene, welche das Acetonsulfit vertreten, ver-
schweigen kontinuierlich den Namen W. B. Boltons, welcher
innig damit verknüpft ist. Bolton beschrieb vor mehr als
vier Jahren die Herstellung von Entwicklern, bei welchen er
Bisulfit oder Kaliummetabisulfit mit Pyrogallol mischt und
die berechnete Menge von Aceton hinzufügt, um die Bisulfit-
Verbindung des Acetons zu binden (,, Brit. Journ. of Phot.“,
Februar 1899, S. 92). Er gibt auch an, daß Vermehrung des
Alkali dem Entwickler mehr Kraft gibt. Später (a. a. O. März
1899, S. 188) spricht Bolton ausdrücklich davon, daß er bei
der Herstellung seiner Entwickler den Zusatz von Aceton-
bisulfit als Verbindung im Auge habe, ganz dieselbe Verbindung,
welche später als Neuheit für photographische Zwecke zum
deutschen Patentamte kam und patentiert worden sein soll.

1) Vergl. dieses „Jahrbuch“ für 1903, S. 21 und 486; ferner „Phot.
Corresp.“ 1903.
 
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