Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (18.1904)

Fortschritte und Neuerungen auf dem Gebiete der Stereoskopie. 121
gewöhnlichen Hand- oder Stativkamera stereoskopische Halb-
bilder nacheinander zu erzeugen („Phot. Industrie“ 1903, S. 265).-
Eine sehr vielseitige Verwendung gestattet der von
M. Loliier konstruierte ,, Stereographe “ (Fig. 36), da derselbe
als Feldstecher, als stereoskopischer Aufnahmeapparat und als
Stereoskop verwendet werden kann. Diese Vielseitigkeit des
Apparates, sowie das kleine Volumen desselben machen ihn
für Reisende und Touristen besonders empfehlenswert.
In „La Photographie“ (April 1903, S. 60) ist eine von
Ives angegebene eigentümliche Einrichtung einer gewöhn-
lichen Kamera beschrieben, mittels welcher es möglich sein
soll, ein Bild zu erzeugen, welches bei entsprechender Be-
trachtung den richtigen körperlichen Eindruck vermittelt.
Diese Einrichtung ist aus Fig. 37 ersichtlich. A ist ein hinter


dem Objektiv befindlicher undurchsichtiger Schirm mit den
beiden Oeffnungen 0 und 0‘. P ist die lichtempfindliche Platte
und Gr eine Glasscheibe, mit vertikalen, parallelen und undurch-
sichtigen Linien bedeckt. Das Positiv dieses durch den so
ausgestatteten Apparat erhaltenen Negativs wird, wie Fig. 38
zeigt, mit Hilfe einer ganz ebenso eingerichteten Glasplatte
betrachtet und bringt einen körperlichen Eindruck hervor.
Ives nennt dieses Positiv „ Pärallax Stereogram“, da der
stereoskopische Effekt durch parallaktische Wirkung hervor-
gebracht wird. Da der Abstand der Oeffnungen 0 und 0‘
gleich sein muß der Augenbreite des Beobachters, muß das
Objektiv einen ziemlich bedeutenden Durchmesser besitzen.
Auf dem Gebiete jener Apparate und Vorrichtungen,
welche dazu dienen, von einem vorliegenden negativen Stereo-
skopbilde ein richtiges Positiv herzustellen, wurde sehr wenig
Neues geschaffen, obwohl gerade die diesem Zwecke dienen-
den Apparate einer besonderen Aufmerksamkeit und Sorgfalt