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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 25.1911

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Wiedemann, Eilhard: Ueber das Leben von Ibn al Haitam und al Kindî
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https://doi.org/10.11588/diglit.44943#0026

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Ueber das leben non Jbn al Haitam und al Kindl.

In einer seiner Dissertationen sagt er1): „Wir stellen uns
tagen uor, die mit den Bewegungen der Himmelskörper über-
einstimmen. Würden mir uns andere tagen oorstellen, die
wiederum diesen Bewegungen entsprechen, so liegt darin nicht
ein Widerspruch; denn es steht der Beweis nicht fest, dal] auf^er
dieser einen tage nicht andere tagen existieren können, die mit
diesen Bewegungen übereinstimmen und ihnen entsprechen.“
Er gibt eine lange Ausführung.
Diese Abhandlung war die letzte seiner Schriften. Es er-
eignete sich, dal] er blutigen Stuhlgang (Dyssenf erie) bekam,
und so oft er adstringierende mittel nahm, wie Quittenmarme-
lade, Tabäschirscheiben2) und Aehnliches, nahm er zu, und er
uerzweifelte an seinem teben3) und sagte: „Verloren ist die
Geometrie und nergeblich sind ärztliche Behandlung und die
medizinische Wissenschaft. 6s bleibt nichts übrig, als die Seele
dem, der sie geschaffen und erschaffen hat, zu übergeben.
Dann wandte er sich nach der Qibla, nachdem er den Stuhlgang
eine Woche ertragen hatte, und sprach: „Zu Dir (Gott) ist die
Rückkehr und bei Dir ist der bleibende Aufenthalt, o Herr, auf
Dich uerlasse ich mich und zu Dir komme ich.“ Und er starb.
Zu seinen Aussprüchen gehört: Gib dem als gut Erkannten,
Deine Kenntnisse und dem fähigen Deine Wissenschaft4), ferner
sagte er: Achte wohl auf Deine Ehre und Deinen Glauben, falls
Du einen schönen Ausspruch findest, den ein anderer als Du
getan hat; schreibe ihn nicht Dir zu, sondern begnüge Dich
damit, dal] Du aus ihm Flutjen ziehst. Das Kind hängt mit
seinem Vater und der Ausspruch mit seinem Urheber zusammen.
Schreiben wir einen schönen Ausspruch, der uon einem anderen
als Dir herrührt, Dir zu, so wird irgendein anderer Dir die
mangelhaftigkeit und die schlechten Eigenschaften [des Urhebers,
des Ausspruchs] zuschreiben.
ferner: Der JTlensch ist so ueranlagt, dafj er sich uon dem
entfernt, der sich ihm nähert, und sich dem nähert, der sich
uon ihm entfernt5). Das mögen sich die Gelehrten zu Herzen
nehmen, wenn auch selten der fluten dauon ein größerer ist.
x 1) €s ist dies insofern eine interessante Bemerkung, als J b n a 1 H a i fa m
die läge der Planeten nicht als eindeutig bestimmt ansah; vielleicht denkt er
dabei an den Zyklus uon Jahren, innerhalb dessen dieselben Konstellationen
eintreten. 6s könnte aber auch astrologisch gemeint sein, dann toäre statt
£agen etwa „Handlungen“ zu übersetzen.
2) Tabäschir sind die Kieselsäurekonkretionen in den Höhlungen der
Bambusstäbe.
3) Wohl weil die mittel nichts halfen.
4) Die Stelle ist im Text nerderbt.
5) Diesen Spruch hat schon JTl. de Goeje (Rrch. neer., Bd. 6, 668, [1901])
wohl nach der oben ermähnten Eeydener Handschrift publiziert. (Vergl. auch.
6. W. R o s e n th a 1 s Festschrift, 5. 150.)
 
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