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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 25.1911

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Saal, Alfred: Einiges über die Schwierigkeiten der photographischen Verfahren in den Tropen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44943#0100

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84 Schwierigkeiten der photographischen Verfahren in den Tropen.

manns Sache, auf diesem Gebiet, trat] des besten Willens, etwas
zu erreichen, was Erfolg haben könnte. Ich fühle in mir eine
starke Versuchung, an dem gottbegnadeten Dichterroort: „Grau,
lieber Freund, ist alle Theorie“ usro. etwas zu mäkeln und
möchte dies eftua in dem Sinne fortsetzen, daß flau alle
Praxis ohne Theorie ist. Diese gehören eben zusammen, roie
Himmel und Erde, Tag und Flacht usro., roenn auch äußerlich
roildfremd, innerlich uerschmelzen sie fast zu einem Begriff, roeil
man das eine ohne das andere sich nicht oorstellen kann, Also
ist auch Theorie ohne Praxis und Praxis ohne Theorie undenk-
bar. Wenn uns europäische Forscher ihre Hilfe bieten wollten,
aber an Ort und Stelle, nicht oon ihrer friedlichen Studierstube
aus — denn oon dort gesehen sieht die rounderuolle Gottesroelt
doch ein bißchen anders aus, als sie roirklich ist —, so roürden
roir eine ganze Strecke roeiter kommen. Bus ihren gelehrten
Werken, die oon Wissensfülle übersprudeln, leuchten doch eigent-
lich nur ganz uereinzelte Strahlen, fast roie Irrlichter, in das
Dunkel der tropischen Atmosphäre hinein.
So manche Probleme harren ihrer Fösung. Wir stehen oft
oor Tatsachen, die uns so rätselhaft dünken, daß roir diese
einfach in das Gebiet der FTlysterie roeisen möchten, roeil roir
für dieselben keine uernünftige Erklärung finden — roeil roir
oorläufig nur mit einem abendländischen Wissen ausgerüstet
sind, welches uns in kritischen Augenblicken ruhig im Stiche läßt.
Warum der Pigmentdruck in den Tropen nicht ausführbar
ist, habe ich ausführlicher in diesem Jahrbuch für 1909 und in
oerschiedenen Fachzeitschriften schon früher auseinandergeseßt,
Hier sei mir darum nur gestattet, meine jahrelange Erfahrung
in einen einzigen Saß zusammenzufassen: Die Pigmentgelatine
erhärtet sich unter dem Einfluß des tropischen Klimas in ähn-
licher Weise, als ob ihr Gerbemittel einuerleibf worden wären.
Diese eigentümliche Erscheinung ist um so merkroürdiger,
als sie in den gemäßigten Zonen nicht aufzutreten pflegt.
Wenigstens habe ich es weder selbst erlebt, noch andere darüber
klagen gehört. Auch erinnere ich mich nicht, in der Fachliteratur
irgendwo einer daraufhin zielenden Bemerkung begegnet zu
sein — außer meinen eigenen Ausführungen natürlich, die sich
aber nicht auf die gemäßigten Zonen beziehen. Es scheint also
so gut roie wollig unbekannt zu sein und dürfte daher einigen
Skeptikern als unglaubwürdig uorkommen. Das leßtere würde
aber nur einen neuen Beweis oon einer erstaunlichen Gleichgültig-
keit, roenn nicht gar Unkenntnis des tropischen Einflusses auf so
oerschiedene, in Europa als konstant geltende Substanzen liefern.
mich interessierte nun lebhaft die Frage, roie die einmal in
der heißen Zone gewesenen Pigmentpapiere sich in Europa be-
 
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