Photographisch- physiognomische Studien.
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Eine andere, weniger bekannte Kläglichkeit physiognomischer
'Verwendung der Photographie ergibt sich aus folgenden Er-
wägungen: Die non der Großhirnrinde ausgehenden Inneroationen
sind gekreuzt, d. h. die rechte Großhirnhälfte beeinflußt die linke
Körperhälfte und die linke Großhirnhälfte beeinflußt die rechte
Körperhälfte, llun ist normalerweise die linke Großhirnhälfte
der Siß der höheren geistigen Fähigkeit, und in ihr befinden
sich auch die Zentren für Sprache und Schrift. Diese überlegene
Bedeutung der linken Großhirnhälfte prägt sich natürlich auch
in den beiden Gesichtshälften aus, indem die non der linken
Hirnhemisphäre inneroierte rechte Gesichtshälfte in stärkerem
Blaße die psychische Persönlichkeit zum Ausdruck bringt als die
linke. Der Unterschied der beiden Oesichtshälften ist zwar seit
langem bekannt, bei gewöhnlicher Betrachtung aber ziemlich
wenig auffallend, und es bedarf erst eines Kunstmittels, um
den Unterschied recht deutlich zur Anschauung zu bringen.
Halleroorden hat dieses mittel in der Photographie gefunden,
indem er nämlich zwei linke und zwei rechte Hälften eines
ganz en face aufgenommenen Gesichtes zusammenseßte und so
entweder ein Gesicht erhielt, das aus zwei linken Gesichtshälften
■bestand, oder eines aus zwei rechten.
Die Technik des Verfahrens ist nicht ganz einfach. Die aufzu-
nehmende Person muß in möglichst uon uorn einfallender, weicher
Beleuchtung oollkommen en face geseßt werden, so daß eine durch
die Flase gelegte Teilungslinie den Kopf wirklich in zwei gleiche
Hälften teilt (soweit die Unsymmefrie des Schädels dies erlaubt).
Die Aufnahme wird auf einem 5ilm gemacht, und uon diesem
^ilm stellt man dann drei an Helligkeit und §arbe möglichst
gleiche Kopien her, indem man den 5ilm zweimal in der richtigen
Tage kopiert und einmal umgekehrt, d. h. durch das Zelluloid
hindurch. Ilun schneidet man eine der richtig kopierten und
und eine der uerkehrt kopierten Aufnahmen genau in der
JTliftellinie durch und seßt je zwei linke und je zwei rechte
Hälften zu einem Bilde zusammen. Das richtige Auffinden der
mittellinie erfordert große Sorgfalt, da sonst Willkürlichkeiten
in das Bild hineingetragen werden.
Die 5ig. 24 zeigt eine derartig uon mir hergestellte Selbst-
aufnahme. Jn der mitte befindet sich eine direkte Kopie,
die der Wirklichkeit entspricht; links ist ein Bild, das aus
zwei rechten Gesichfshälften zusammengeseßt ist, und rechts
ein aus zwei linken Gesichtshälften zusammengesetztes. Wenn
auch bei flüchtiger Betrachtung leicht behauptet werden könnte,
daß in den drei Bildern kein wesentlicher Unterschied ist, so
ergibt die genauere Prüfung doch bedeutende Differenzen, nicht
nur in bezug auf die Dimensionen, sondern besonders in bezug
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Eine andere, weniger bekannte Kläglichkeit physiognomischer
'Verwendung der Photographie ergibt sich aus folgenden Er-
wägungen: Die non der Großhirnrinde ausgehenden Inneroationen
sind gekreuzt, d. h. die rechte Großhirnhälfte beeinflußt die linke
Körperhälfte und die linke Großhirnhälfte beeinflußt die rechte
Körperhälfte, llun ist normalerweise die linke Großhirnhälfte
der Siß der höheren geistigen Fähigkeit, und in ihr befinden
sich auch die Zentren für Sprache und Schrift. Diese überlegene
Bedeutung der linken Großhirnhälfte prägt sich natürlich auch
in den beiden Gesichtshälften aus, indem die non der linken
Hirnhemisphäre inneroierte rechte Gesichtshälfte in stärkerem
Blaße die psychische Persönlichkeit zum Ausdruck bringt als die
linke. Der Unterschied der beiden Oesichtshälften ist zwar seit
langem bekannt, bei gewöhnlicher Betrachtung aber ziemlich
wenig auffallend, und es bedarf erst eines Kunstmittels, um
den Unterschied recht deutlich zur Anschauung zu bringen.
Halleroorden hat dieses mittel in der Photographie gefunden,
indem er nämlich zwei linke und zwei rechte Hälften eines
ganz en face aufgenommenen Gesichtes zusammenseßte und so
entweder ein Gesicht erhielt, das aus zwei linken Gesichtshälften
■bestand, oder eines aus zwei rechten.
Die Technik des Verfahrens ist nicht ganz einfach. Die aufzu-
nehmende Person muß in möglichst uon uorn einfallender, weicher
Beleuchtung oollkommen en face geseßt werden, so daß eine durch
die Flase gelegte Teilungslinie den Kopf wirklich in zwei gleiche
Hälften teilt (soweit die Unsymmefrie des Schädels dies erlaubt).
Die Aufnahme wird auf einem 5ilm gemacht, und uon diesem
^ilm stellt man dann drei an Helligkeit und §arbe möglichst
gleiche Kopien her, indem man den 5ilm zweimal in der richtigen
Tage kopiert und einmal umgekehrt, d. h. durch das Zelluloid
hindurch. Ilun schneidet man eine der richtig kopierten und
und eine der uerkehrt kopierten Aufnahmen genau in der
JTliftellinie durch und seßt je zwei linke und je zwei rechte
Hälften zu einem Bilde zusammen. Das richtige Auffinden der
mittellinie erfordert große Sorgfalt, da sonst Willkürlichkeiten
in das Bild hineingetragen werden.
Die 5ig. 24 zeigt eine derartig uon mir hergestellte Selbst-
aufnahme. Jn der mitte befindet sich eine direkte Kopie,
die der Wirklichkeit entspricht; links ist ein Bild, das aus
zwei rechten Gesichfshälften zusammengeseßt ist, und rechts
ein aus zwei linken Gesichtshälften zusammengesetztes. Wenn
auch bei flüchtiger Betrachtung leicht behauptet werden könnte,
daß in den drei Bildern kein wesentlicher Unterschied ist, so
ergibt die genauere Prüfung doch bedeutende Differenzen, nicht
nur in bezug auf die Dimensionen, sondern besonders in bezug