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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 25.1911

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Amstutz, N. S.: Weshalb werden in chemigraphischen Kunstanstalten keine Normalarbeitsmethoden eingeführt?
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https://doi.org/10.11588/diglit.44943#0147

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riormalarbeitsmethoden in chemigraphischen Kunstanstalten. 151
Prozesse gegolten haben. Glücklicherweise scheint diese Zeit
der Absonderung und Abgeschlossenheit dem Beginne ehrlicher
Handwerkerarbeit und uerdienstooller geschäftlicher Unter-
nehmungen, welche auf innerem Wert und Geschicklichkeit, auf
gesunden Jdeen und Produktionskraft und auf den wissenschaft-
lichen Wechselbeziehungen aller fundamentalen Grundsätze be-
ruhen, oon welchen die Entwicklung der Kunst abhängt, nicht
abgeneigt zu sein. Wie oiele, in solchen Anstalten Beschäftigte
und noch wie oiel mehr Besitzer derselben haben sich Tag für
Tag, bis Jahre oergangen, der Illusion hingegeben, daß ein
bestimmtes Verfahren oder eine Sammlung oon Vorschriften
nur ihnen allein bekannt sei, und wie oiele andere sind
in demselben Jrrtum befangen, sich selbst für die alleinigen
Besitzer derselben Geheimnisse zu halten?
Derartige Dinge erzeugen die starrste form oon Engherzig-
keit, und durch diese Engherzigkeit entsteht ein mißtrauen,
durch welches eine unerträgliche Reizbarkeit wachgerufen wird.
Alle solche Zustände müssen natürlich schließlich zum un-
oermeidlichcn Untergange führen; aber dem Vernünftigen wird
das Wort genügend sein: Weshalb baut man nicht auf, sondern
reißt nieder? Und weshalb ist unsere Tätigkeit keine oer-
bindende, sondern eine zerstörende?
Jm gewerblichen Heben gibt es nichts, was, wenn nur die
Verhältnisse einigermaßen geeignet sind, schon so oiel Verwirrung
heroorgerufen hat und noch heroorrufen wird, wie die sogen.
Taboratoriums-Geheimniskrämerei. Es ist wohl genügend be-
kannt, daß bestimmte Resultate immer entstehen aus derselben
Reihenfolge oon Ursachen und Verhältnissen, oder, bestimmter
ausgedrückt, daß „gleiche Ursachen unter gleichen Verhältnissen
gleiche Resultate hcroorbringen“, und zwar nicht nur einmal
unter einem Dußend oon fällen, sondern immer.
Es gibt kein Geseß in der Welt, welches so streng und
unabänderlich ist, als das in dem oben Ausgesprochenen zu-
sammengefaßte.
Troßdem täuschen sich scheinbar intelligente Besißer und
Angestellte selbst, indem sie glauben, daß ein solches Geseß
wohl seine Berechtigung hat für andere Heute, aber nicht für
sie. Eine uneingeschränkte Achtung oor diesem Geseß, gleich-
viel, ob es oerstanden wird oder nicht, wird eine wunderbare
Wirkung ausüben hinsichtlich der Einführung oon Ilormal-
oorschriften auf dem Gebiete chemigraphischer Arbeiten.
Betrachten wir nun die oerschiedenen Abteilungen der
chemigraphischen Arbeiten in ihrer natürlichen Reihenfolge, und
sehen wir, in welcher Weise irgendwelche Einführung oon
normalarbeitsmethoden gute Dienste zu leisten oermag. Die
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