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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 30.1914-1915

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Blass, Ernst; Elkan, Benno [Ill.]: Benno Elkan
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https://doi.org/10.11588/diglit.13093#0292

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BENNO ELKAN

HILDEGARD ENGELING (BRONZE)

Riesenempfindung hat sich hier ausgesprochen
in einem Werk von vielfacher Lebensgröße,
in einer Technik polierten Granits, die seit
Aegypten nicht gesehen ward, in der dunkel-
grünen Schönheit norwegischen Steines. Und
in anderen Schöpfungen ist ebenso ein großes
Gefühl sinnliche Gestalt geworden, und keines
hat verloren, nicht das Gefühl und nicht die
Form. Das „Verhallende Lied" (Abb. S. 258)
ist die Sinnlichwerdung sehnsüchtigen Lau-
schens, alles mündet in diesen einen Strom.
Das ist kein literarisches Sinnbild, aber ein
großes Bild. Und ebenso die „Persephoneia"
(Abb. S. 263), die der Künstler zweimal er-
schuf. Hier ist die Schwermut herbstlichen
Abschieds gebildet und alle Richtungen und
Verhältnisse dienen diesem einen Zug. Weit-
bekannt ist die farbige Gestaltung dieses
Werks, eine jähe Steigerung des Gefühls in
die mystische Region der Farbe, ein in den
starken Farben geheimnisvoller Halbedelsteine
gewagter Wurf, ganz fern von allem Natura-

lismus. Und das ist das Bedeutsame dieser
Kunst, daß alle Formen und Gefühle der
Außenwelt in ihr zu dem einen Einzigen führen,
das allein nottut. Hier ist nicht nur Gesehenes
und nicht Illustration, sondern das Einswerden
von Innerem mit Aeußerem, selten in unserer
Zeit und bereits der heraufkommenden Kunst
angehörend.

Die Porträtplastik führt auf das Real-Gege-
bene zurück, aber ebenso sind die Büsten
Benno Elkans nichts anderes, als reine, eigen-
gesetzliche Skulptur, zu der Menschenköpfe
nur die Anregung waren. In fast allen von
ihnen sind viele Einzelzüge, Nuancen des em-
pirischen Lebens beibehalten und bejaht worden
als Schöpfungen der Natur, aber über sie hin-
aus und gegen sie ist dem Stoff eine in sich
abgeschlossene Plastik abgelistet und abge-
rungen worden, und was da ist, ist erst in
zweiter Linie Menschenkopf und zuerst eine
heftig entstandene Form. „In Nase, Stirn, Kinn
wollen die innewohnenden, abstrakten Formen

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