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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 45.1929-1930

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Möbius, Martin Richard: Neuere Gemälde von Willi Jaeckel
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https://doi.org/10.11588/diglit.14160#0049

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die Schwere des Nachmittags in Rom die Be- schweigend an die Brust drückt. Überall muß

wegungen wie Trauben an das Geäst. der Strich der Bewegung zuvorkommen, um sie

In den Bildnissen prägt Jaeckel keine über- zu umschließen., er muß bis ans Ende der Be-

raschende Haltung, sondern die brennende wegung gehen, um sie aufzuhalten. Leise über-

Größe der Ruhe. Die Farbe der Gewänder schreitet er das Maß, aber nur, um es festzu-

leuchtet in ihrer Pracht, aber im Augenblick, halten.

wo sie blendet, hält sie inne und verliert sich in Immer wird der Maler von dem unendlichen
Mattigkeit. Die Form ist in dicht folgenden Sehnen nach ^ ollkommenheit zum Werk ge-
Übermalungen festgelegt worden, langsam und trieben. Er erinnert sich der Lrsprünge, wo
mit Vorsicht; sie soll sich nicht mit dem billigen Harmonie noch waltete. Manchmal, von irgend-
Glanz des Rausches umgeben. Man spürt die Lust einer beglückenden Kraft bis an die Grenze des
der Farbe, sich so im Innern der Dinge einzu- Paradieses getragen, betrachtet er es in nächster
richten und sich nach deren Form zu verteilen. Nähe, belebt es mit seinem Blick, zwingt es, alle
Die Zeichnung besteht aus einigen vollendeten seine Y\ under blühen zu lassen. Manchmal ver-
Linien: um den Körper sind sie wie leichte liert er es aus dem Auge und irrt klagend durch
Bögen und zarteste Kreise gelegt, wie ein Arm die Dunkelheit der Welt. Aber niemals vergißt
umgeben sie ihn. Die Zeichnung sammelt überall er es, niemals verläßt ihn der Gedanke dessen,
die verhauchte Anmut, hält sie an, sobald sie was vollkommen, friedebringend und ewig ist.
den Körper verlassen will wie die Liebe, die Martin Richard Möbius

WILLY JAECKEL. LIEGENDER HALB AKT

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