GEORG MAyER-MARTON
Abstraktion, Rhythmisierung, ein neues Gefühl
für Raumschönheit charakterisieren die bil-
dende Kunst unserer Zeit. In die Reihe der
Künstler, die einen solchen überpersönlichen
Malstil anstreben, ist seit einigen Jahren Georg
Mayer-Marton eingetreten.
Er ist 1897 in einer ungarischen Kleinstadt ge-
boren, erreichte schon in der Schule die Stufe
des „virtuosen Naturalismus" (ich folge hier
einer autobiographischen Skizze), errang noch
freiere Sicherheit an den Akademien von W ien
und München (igig—23). Aber nur außerhalb
der „abgestandenen Akademieatmosphäre" emp-
fing er entscheidende Anregungen, in Wien
besonders vom Kreise des Hagenbundes, dem er
seit ig24 angehört. Er verließ bald den „kapri-
ziösen Impressionismus", den er in vielen Ra-
dierungen betätigt hatte und sucht nun, „zwi-
schen Ästhetik und Ichsucht hindurch, eine ins
Allgemein-Geistige sich steigernde, soziale Le-
gitimation seiner Kunst" zu gewinnen.
Schon in den Radierungen Mayer-Martons über-
raschte die Fähigkeit, alles mit Instinktsicher-
heit an den richtigen Platz zu setzen, überzeu-
gend zu gestalten, durch einen gewissen leich-
ten, gefälligen, geistreichen Zug der Linie zu
bestechen. Diese gefährliche Gabe trat auch
sofort hervor, als er sich entschieden der Malerei
Kunst für Alle, Jahrg. 45, Heft 10, Juli 1930
297
38
Abstraktion, Rhythmisierung, ein neues Gefühl
für Raumschönheit charakterisieren die bil-
dende Kunst unserer Zeit. In die Reihe der
Künstler, die einen solchen überpersönlichen
Malstil anstreben, ist seit einigen Jahren Georg
Mayer-Marton eingetreten.
Er ist 1897 in einer ungarischen Kleinstadt ge-
boren, erreichte schon in der Schule die Stufe
des „virtuosen Naturalismus" (ich folge hier
einer autobiographischen Skizze), errang noch
freiere Sicherheit an den Akademien von W ien
und München (igig—23). Aber nur außerhalb
der „abgestandenen Akademieatmosphäre" emp-
fing er entscheidende Anregungen, in Wien
besonders vom Kreise des Hagenbundes, dem er
seit ig24 angehört. Er verließ bald den „kapri-
ziösen Impressionismus", den er in vielen Ra-
dierungen betätigt hatte und sucht nun, „zwi-
schen Ästhetik und Ichsucht hindurch, eine ins
Allgemein-Geistige sich steigernde, soziale Le-
gitimation seiner Kunst" zu gewinnen.
Schon in den Radierungen Mayer-Martons über-
raschte die Fähigkeit, alles mit Instinktsicher-
heit an den richtigen Platz zu setzen, überzeu-
gend zu gestalten, durch einen gewissen leich-
ten, gefälligen, geistreichen Zug der Linie zu
bestechen. Diese gefährliche Gabe trat auch
sofort hervor, als er sich entschieden der Malerei
Kunst für Alle, Jahrg. 45, Heft 10, Juli 1930
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