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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 3.1905

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Lichtwark, Alfred: Kieler Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4389#0264

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KIELER MUSEEN

VON

ALFRED LICHTWARK*

QCH in Kiel sind in der zweiten
Hälfte des neunzehnten Jahrhun-
derts kunst- und kulturgeschicht-
liche Museen entwickelt worden.
Es hat dabei — der Vorgang ist
derselbe wie an anderen Orten —
kein Gesamtplan vorgelegen, denn
den konnte es nicht geben, wo weder ein von
der ganzen Bevölkerung empfundenes Bedürfnis
vorlag, noch im Organismus der modernen Stadt
eine einzelne Behörde vorhanden war, deren Auf-
gabe in der Pflege kultureller Dinge bestand.
Hätte es nicht einzelne Sammler und Gruppen von
Kunstfreunden gegeben, deren Seele sich, der Masse
voraus, höheren Dingen hingab, Kiel wäre ohne
eigenen Kunstbesitz in das neue Jahrhundert ein-
getreten.

So haben sich die Sammlungen unabhängig von
einander aus drei Ansatzpunkten entwickelt, haben
das typische Schicksal ungleichmässiger, weil von
zufälligem Vorhandensein willenskräftiger Indi-
viduen abhängiger Entwickelung gehabt, stehen
auch heute noch im Werden und haben ihr Gebiet
noch nicht scharf gegeneinander abgegrenzt.

Es sind ihrer drei, das Museum vaterländischer
Altertümer, das Thaulow-Museum und die Kunst-
halle.

Das Museum vaterländischer Altertümer und
das Thaulow-Museum stellen die kultur- und
kunstgeschichtliche Vergangenheit von Schleswig-
Holstein dar, die Kunsthalle enthält die Gemälde-
galerie. Aber eins greift noch heute im Bestand
der Sammlungen und wohl auch in der Sammel-

* Aus der als Ms. gedruckten „Sommerfahrt auf der Yacht
Hamburg".

thätigkeit auf das Gebiet des andern über. Das
Museum vaterländischer Altertümer sammelte ur-
sprünglich alles, was der Name deckt. Es hat sich
nun schon seit langer Zeit auf die vorgeschichtliche
Epoche beschränkt. Dabei besitzt es jedoch im Erd-
geschoss einen Saal mit nicht unerheblichen Be-
ständen aus der christlichen (historischen) Zeit.
Das Thaulow-Museum hat allmählich seine Auf-
gabe in der Darstellung der künstlerischen Kultur
des Landes seit der Einführung des Christentums
gefunden. Aber es hat in jüngster Zeit als Aus-
bau seines Besitzes an alter Bildnerkunst ange-
fangen, plastische Werke lebender schleswig-hol-
steinischer Künstler zu erwerben und greift damit
auf das Gebiet der Kunsthalle über, der Gemälde-
und Skulpturensammlung.

Während die Altertümersammlungen in Besitz
und Pflege des Staats übergegangen sind, sorgt für
die Kunsthalle ein Kunstverein, dessen Leitung
Mitglieder der Universität in Händen haben.

Die historischen Sammlungen sind jedoch eben-
sowenig wie die anderen vom Staat gegründet
worden. Das Museum vaterländischer Altertümer
entstammt der Tätigkeit eines Vereins, das Thaulow-
Museum der des Privatmannes, dessen Namen es
heute trägt.

In Deutschland sind diese kieler Sammlungen
wenig bekannt. Am ehesten weiss man noch vom
Thaulow-Museum, dessen auffallendes Gebäude
nahe am Bahnhof nicht leicht übersehen werden
kann, und das schon durch die Persönlichkeit
seines Gründers, die sich einer gewissen Volks-
tümlichkeit erfreute, die Aufmerksamkeit auf sich
gezogen hat.

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