POURQUOI PAS? LITHOGRAPHIE VON GREVEDON. 183!
dritte Jahrzehnt des neunzehnten Jahrhunderts be-
ginnt die Seide wieder zu Ehren zu bringen, so dass
sie selbst zu Haus- und Strassenkleidern verwendet
wird. Das dauert etwa wieder vier Jahrzehnte, da
ist die Mode der Seide abermals überdrüssig und
setzt sie zurück. Trotzdem die weiten und langen
Roben der sechziger Jahre gerade für die Seide
wie geschaffen erscheinen, weicht sie Tuchen,
Woll- und Halbwollstoffen und macht für Ball und
Gesellschaften wieder dem Mull und Tarlatan Platz.
In den siebziger Jahren behauptet sich die Seide
noch in Verbindung mit Wolle, dann aber ver-
schwindet sie für Jahrzehnte, so gut wie völlig und
hätte man nicht seidene Blusen getragen, so würde
man diesen herrlichen Stoff zu Futterzwecken und
Unterkleidern verdammt, nur noch haben hören,
aber nicht mehr sehen können. Dieser Verzicht
auf die Seide vollzieht sich im Beginn der sechziger
Jahre gegen den Willen der Kreise, von denen immer
behauptet wird, sie führten die Mode. Die Seiden-
weber Lyons bestürmten die Kaiserin Eugdnie, wie
wir durch Marschall Castellane wissen, sie möge
doch die Seide durch ihr Beispiel in der Mode er-
halten. Die schöne Spanierin trug auch die köst-
lichen Lyonnaiser Damaste und Brokate, sie ver-
suchte ein andermal, als die seidenen Bänder abkamen,
der Industrie dadurch zu Hilfe zu kommen, dass
sie fortfuhr, sie zu tragen. Aber es half nichts; die
Kaiserin beherrschte die Mode nur, solange sie ihr
folgte. Wie ein Demagog die Masse nur dann
führt, wenn er ihren Instinkten schmeichelt.
Der Weg, ihr Objekt durch das Material zu
verschönern, ist der eine, den die Mode einschlagen
kann. Er war Jahrhunderte lang der einzige. Das
Altertum gab den Kulturvölkern eine feste Tracht,
bei der die Mode zwar insofern mitsprach, als sie
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