Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 20.1922

DOI Heft:
Heft 6
DOI Artikel:
Scheffler, Karl: Reise in Süddeutschland, [2] : München
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4747#0216

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
CARL CASPAR, MUTTER UND KIND

Oskar Herrmann (der bei Thannhauser eine
Ausstellung hatte) sucht mit entschiedener Maler-
begabung seinen Weg zwischen Marees und Renoir.
Er strebt angestrengt nach dem Wesentlichen, auch
gelingt es ihm nicht selten das Allgemeine zu
gestalten; doch versäumt er darüber noch das Be-
sondere, mit den belebenden Reizen des Augenblicks.

Paul Klee wirkt auch in seiner Münchener
Umgebung wie ein geistreicher, origineller und
geschmackvoller Musterzeichner mit zu viel Ehrgeiz.
Er müßte kunstgewerblich Ungewöhnliches leisten
können, wenn er nur von dem Wahn lassen
wollte, er könnte und müßte mystisches Welt-
gefühl ausdrücken. Er muß es nicht, und er kann
es nicht. Aber er kann mit Farben und Formen
eine Fläche sehr schön ornamental beleben.

1918

Es bleibt von den am meisten Hervortretenden
noch der Bildhauer Edwin Scharff. Er ist als
Plastiker, was man bei einem Dichter preziös in-
tellektuell nennen würde. Die Form, die er leb-
haft und nervös empfindet, spitzt er pikant zu
und ziseliert sie, bis sie kostbar erscheint. Das
plastische Formgesetz kennt er von Grund auf
und kann sich darum manieristisch manche Frei-
heit erlauben. Mit großem Geschick umgibt er
seine Gestalten und Bildnisbüsten mit einer Atmo-
sphäre von Geistigkeit und Kultur; es ist, als wette
er vor dem Modell, daß der Esprit nicht nur eine
Eigenschaft der Dichter und Maler sein kann,
sondern auch der Bildhauer. Er ist reiner Artist.

Faßt man den Eindruck zusammen, der von
jener Generation ausgeht, die man die der Vier-

199
 
Annotationen