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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 1
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0061

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sehr gut erhalten, bedeutend in der Modellierung und, auch
farbig, sehr schön im Landschaftlichen. Es brachte 45 000
frcs. (schweizerisch). Die Notiz im Katalog hinter dem
Namen Jan Scorel „genannt der Meister des Todes Maria"
war etwas irreführend. Bisher glaubte die Kunstwissenschaft
den Meister des Todes Maria mit dem älteren Joos van Cleve
identifizieren zu sollen. Neue Vermutungen in Auktions-
katalogen müßten doch begründet werden. Überhaupt wäre
an dem Katatolog einiges auszusetzen. Was bei einem Bilde
von Roelant Savery die Bemerkung „Zuschreibung Max
J. Friedlaenders von dem Original" bedeutet, kann der Leser
sich nicht gut denken. Vielleicht ist es ein Druckfehler
und soll „vor" heißen. Daß aber Max J. Friedlaender Bilder
nicht nach Photographien beurteilt, weiß ohnehin jeder. Auch
die Bemerkung zu einem „Schlafenden Jüngling" von Karel
Fabritius bedarf einer Korrektur. Das Bild, 62 cm hoch,
war früher beim Erzherzog Karl Ferdinand von Österreich
und kam dann ins Depot des Kaiserhauses. Ein Attest hat
es nicht, nur die Bemerkung im Katalog: „Das Gemälde zeigt
deutlich die Hand des großen Meisters und erinnert lebhaft
an das Selbstbildnis des Künstlers im Museum zu Rotterdam".
Diese Behauptung ist etwas kühn, denn an das Bild in
Rotterdam erinnert das Bild nicht im geringsten, weder in
der Auffassung noch in der Malweise, und aus dem Preise,
den es erzielte, 25 000 frcs., ist zu schließen, daß diese Be-
hauptung bei den Käufern auf der Auktion wenig Glauben
fand. Ein Bild von Karel Fabritius, das dem Rotterdamer
Jünglingsporträt allerdings auffallend ähnlich sieht, ward vor
einigen Monaten für die National Gallery in London für
6000 Pfund, gleich 150000 frcs. (schweizer), also für einen
Rembrandtpreis erworben. Auch die Zuschreibung eines
heiligen Paulus an Albert Ouwater, der aus der Sammlung
Somzee in Brüssel stammt und damals dort so hieß und
kein weiteres Attest hatte, fand wenig Glauben. Bilder von
Ouwater gibt es so gut wie überhaupt nicht, Max J. Fried-
laender hätte sich diese Entdeckung nicht entgehen lassen,
und 10000 Franken sind kein Vertrauenspreis. Erwähnt
man noch zwei Porträts von Antonis Mor, Bildnis eines
spanischen Herrn und Bildnis eines Edelmannes, Jacob de
Mor, für die 43000 und 36000 frcs. gezahlt wurden, den

signierten Mabuse „Herkules und Antaeus" für 4100 frcs.
und zwei Bildnisse von Corneille de Lyon, von denen das
eine von Hofstede attestierte 15850, das andre, in Drei-
viertelfigur, 14000 frcs. erreichten, ferner einen Hemessen
„Christus und die Ehebrecherin" mit 28000 frcs. und einen
Holländer um 15 10, der in seinem Ecce homo Einflüsse von
Gertgen und von Massys verarbeitet, mit 37000 frcs., so hat
man die interessantesten alten Meister der Auktion fast alle
erwähnt. Wie gedrückt die Lage des internationalen Kunst-
marktes ist, kann man, falls das Bild echt und gut erhalten
war, an dem Preise für Aert de Gelders „Boas und Ruth",
9000 frcs., ermessen. Gerade Aert de Gelder erfreut sich
in charakteristischen Halbfigurenbildern dieser Größe (83 cm
breit) sonst doch besonderer Beliebtheit.

Die wenigen Franzosen des neunzehnten Jahrhunderts, die
vorkamen, blieben bescheiden im Preise. Delacroix' Chaldae-
ische Hirten, ähnlich einer Kuppelmalerei in der Bibliothek des
Palais Bourbon, brachte 4500 frcs., die „Studie" des Er-
trinkenden aus der Dantebarke, 60:80 cm, 15 000 frcs. An eine
Kopie von Manet nach Goyas Hexensabbath, nach einem
Fresko im Hause Goyas (1,20 m breit) wurden trotz Meier-
Graefes Attest nur 6000 frcs. riskiert. Pissarros Porträt von
der Hand van Goghs hat weder mit van Gogh etwas zu
tun, wie Dr. de la Faille-Amsterdam im Katalog bemerkt,
noch aber auch mit Pissarro. Eine Strandlandschaft von
Charles Francois Daubigny war mit 8000 frcs. gut bezahlt.
Tierbilder von Troyon, von denen eins aus Adolf Schreyers
Nachlaß stammt, wurden mit 7300 und 4500 frcs. bezahlt.

Auktionspreise für französische Graphik des
neunzehnten Jahrhunderts.

Am 19. Juni wurden im Hotel Drouot folgende Preise
bezahlt, die uns wegen ihrer Niedrigkeit auffielen: Corot,
Italienische Landschaft, II. Zustand: 160 frcs. — Delacroix,
Junger Tiger, I. Zustand: 280 frcs. — Edouard Manet, Poli-
chinelle, Farbenlitho: 170 frcs. — Toulouse-Lautrec, drei
Blätter aus der Serie der dreizehn Schauspielerbildnisse, dar-
unter Coquelin d.Ä. alsCyrano und Mlle.Lender: 75 frcs. Das
macht für das Blatt 5 Mk. Im Jahre 1909 kosteten die Blätter
auf einer anonymen Auktion in Paris 10—i2Mk. das Stück. Der
französische Frank ist augenblicklich 20 Pfennige wert. E. W.

ANTONIS MORO,
JACOB DE MOR
67 : 51,5 cm. — 36000 frcs.

ANTONIS MORO,
BILDNIS EINES SPANIERS
63,5 : 52,4 cm. — 43 000 frcs.

JAN VAN SCOREL,
HERRENBILDNIS

54,5 : 42,5 ™i. — 45000 frcs-

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