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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0064

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In seinem vor zwei Jahren erschienenen Buche „Mit
Pinsel und Palette durch die große Welt" erzählt der eben
verstorbene Bildnismaler Hans Schadow, ein Großneffe des
Bildhauers, von einem Besuche bei Bismarck im Jahre 1893.
Schadow bewunderte ein von Lenbach gemaltes Bildnis
des Fürsten, das an der Wand hing; aber der Fürst verur-
teilte es: „Habe ich eine Haut wie ein alter Käse? und
Augenbrauen wie ein Weidengestrüpp?" Schadow meinte,
Lenbach hätte Bismarcks geistige Bedeutung zum Ausdruck
bringen wollen. Aber Bismarck sagte: „Mir gefällt nur
em Bildnis, wo ich gemalt bin wie ich wirklich aussehe."
Es läßt sich hierbei an das Wort denken, das Cromwell
einem Maler sagte, der ihn porträtieren sollte: „Wenn Sie
auch nur eine Falte oder Narbe weglassen, gebe ich Ihnen
keinen Schilling." Schade, daß Bismarck bei solcher Ge-
sinnung sich nicht von Leibi oder Liebermann hat malen
lassen!

*

Stilwandel durch Parlamentsbeschluß.
Die Deutsche Demokratische Partei hat im Preußischen
Landtag folgende „Kleine Anfrage" an die Staatsregierung
gerichtet:

„Das Bildhauer- und das Drechslergewerbe leiden unter
e'ner starken Arbeitslosigkeit durch die Moderichtung der
gradlinigen Formen des Häuserbaues wie auch der Innen-
einrichtung.

Die Folge ist, daß z. B. in Berlin von 270 beschäftigten
Steinbildhauern vor dem Kriege heute noch 95 im Berufe
stehen.

Es besteht die Gefahr, daß in diesen hohen künstlerischen
Berufen die Qualitätsarbeiter aussterben werden.

^ir fragen deshalb das Staatsministerium, ob es bereit
lst, durch Auftragserteilung beide Gewerbe zu fördern und
damit die Veranlassung zu geben, daß die Moderichtung ge-
ändert wird."

Berlin, den 24. Juni 1925.

In der Antiquitäten-Rundschau vom 1. September 1925
schreibt Prof. Dr. Georg Voß: „Von den bedeutendsten
Meisterwerken Böcklins hat Justi im Laufe seiner lang-
jährigen Tätigkeit zusammengekauft, was er mit den be-
scheidenen Geldmitteln seines Etats und den Spenden rei-
cher Kunstfreunde aller Konfessionen erwerben konnte."

Frau vom Rath saß eines Tages bei einem Diner im
eigenen Hause zwischen Henry Thode und Hugo von Tschudi.
Man sprach über ein Bild von Thoma, das Thode herrlich,
Tschudi aber scheußlich fand. Als die Dame des Hauses
um ihre Meinung gefragt wurde, sagte sie höflich ver-
mittelnd : „Die eine Hälfte des Bildes finde ich ja auch
sehr schlecht, aber die andere Hälfte finde ich sehr schön!"

Liebermann äußerte sich auf die Frage, was er von Henry
van de Velde halte: „Wissen Sie, van de Velde is'n kluger
und netter Kerl. Als Künstler kommt er mir aber vor wie
der polnische Jude, der immer die linke Hand benutzte,
wenn er sich am rechten Ohr kratzen wollte."

Postkarte eines Modells an eine Hamburger Malerin:

Sehr geehrte Frau,

Sie gestatten wol,

daß ich mich ihnen vorstelle,

habe einen sehr schönen A.

stehe auch Kopf und Kostüm

hauptsächlich aber A.

hochachtungsvoll

Marta M.
Herrlichkeit 10

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