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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

DOI issue:
Heft 5
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Scheffler, Karl: Paul Cassirer
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0203

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nicht der Ort. Eines nur mag erwähnt werden.
Paul Cassirer hat darunter gelitten, daß er, der
Genosse von rein Geistigen, in dem verhältnißmäßig
engen und sozial nicht eben bevorzugten Beruf
eines Kunsthändlers gebannt geblieben ist. Er hat
zwar einen neuen Typ des Kunsthändlers geschaffen
und den Beruf damit weiter und bedeutender ge-
macht, aber er war bei alledem mehr als ein Kunst-
händler, der Beruf konnte die Fülle seiner Persön-
lichkeit nicht aufnehmen. Hinzu kommt, daß er,
bei aller Aktivität, nicht unmittelbar gestaltend war,
daß er, wie der Theaterdirektor, der Galerieleiter,
der Verleger, nur wirken konnte durch andere
Talente, durch fremde Kräfte, also nur mittelbar.

Solange ein großer lebendiger Lebensstoff vorhan-
den war, den er in Bewegung setzen konnte, fand
er Befriedigung; als keine Masse mehr da war, der
sein Wille ein Sauerteig hätte werden können,
resignierte er. Resignation aber war für diese rast-
lose, gar nicht kontemplative Natur gleichbedeutend
mit Selbstaufgabe.

Er hat seinem Leben selbst vorzeitig den
Abschluß gegeben. Seine Leistung aber, so un-
greifbar sie in vielem bleibt, wird über sei-
nen Tod hinaus leben. Er hat Geschichte
machen helfen, darum wird er der Geschichte
seiner Zeit und seines Interessenkreises dauernd
angehören.

TOTENMASKE PAUL CASSIRER. ABGENOMMEN^VON GEORG KOLBE

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