MUSEUMSNEUBAU IN BERLIN. DER „ROMANISCHE SAAL" IM NÖRDLICHEN SEITENFLÜGEL
mitische Kunst fiillen soll, weiß eigentlich kein
Mensch. Es sei denn, daß der diskutierbare Plan
des Ministeriums zur Tat wird, die islamische
Sammlung mit der Mschattafassade im Südflügel
aufzustellen. Vielleicht werden einige Räume auch
der ägyptischen Abteilung überwiesen, die wirk-
lich an Raummangel leidet, weil sich die Leiter
nicht entschließen können, das künsderisch Wich-
tige vom nur ethnographisch Interessanten zu
trennen. Rechnet man allen diesen Räumen nun
noch die fünf Stockwerke hinzu, die hinter dem
Mittelbau liegen, die nur für Inschrifttafeln be-
stimmt sind, und die, nach Bodes Meinung, im Jahr
von fünf bis zehn Personen besucht werden dürf-
ten, da es sich um eine reine Lehrsammlung han-
delt, so hat man ungefähr einen Begriff von dem
methodischen Wahnsinn dieses ganzen Museums-
betriebs, der von Anfang an nur an das Prestige nach
außen, nie an die Meisterwerke und ihre stillen
Lebensbedingungen gedacht hat und der im Geiste
der wilhelminischen Epoche noch heuter weiter
geführt wird.
Der Neubau auf der Museumsinsel ist nur ein
Teil des Gesamtproblems. Zu gleicher Zeit mit
diesem Monumentalbau wurde in Dahlem noch
ein anderer Museumsbau geplant. Er sollte die
asiatischen Sammlungen des Museums für Völker-
kunde aufnehmen, daneben die Islamische Samm-
lung und das Museum für Ostasiatische Kunst, es
sollte also ein „Asiatisches Museum" werden.
Bruno Paul hat das Haus sympatisch unrepräsen-
tativ und sachlich entworfen und im Rohbau auf-
geführt. Dann ist jedoch durch Krieg und Re-
volution eine Stockung eingetreten und es haben
sich die Bedingungen von Grund auf geändert.
Das Kunstgewerbemuseum wurde frei, weil das
Schloßmuseum eingerichtet wurde; im alten Kunst-
gewerbemuseum wurden die Ostasiatischen Samm-
lungen und die prähistorischen Sammlungen des
Völkerkundemuseums untergebracht. Augenblick-
lich wird daran gearbeitet, das völlig verbaute
Museum für Völkerkunde im Innern umzugestal-
ten und die Sammlungen in Schau- und Lehr-
sammlungen zu zerlegen. Soweit sich schon ur-
teilen läßt, ist dieses Unternehmen gut geglückt.
Bei der Eröffnung wird darüber besonders be-
richtet werden. Der Bau Bruno Pauls in Dahlem
ist für die Lehrsammlungen notdürftig gebrauchs-
fähig gemacht worden, mit dem Vorbehalt, daß
später dort ein Institut für vergleichende Ethno-
graphie eingerichtet wird. Es ist ein Kompromis,
doch war dieses unter den gegebenen Umständen
nicht zu vermeiden. Es war von vornherein falsch,
ein Museum solchen Ausmaßes nach Dahlem zu
legen. Man rechnete vor dem Kriege illusionistisch
mit einer wachsenden Bevölkerungsziffer von zwölf
Millionen für Groß-Berlin und damit, daß Dahlem
dann dem Stadtzentrum nahe liegen würde. Das
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mitische Kunst fiillen soll, weiß eigentlich kein
Mensch. Es sei denn, daß der diskutierbare Plan
des Ministeriums zur Tat wird, die islamische
Sammlung mit der Mschattafassade im Südflügel
aufzustellen. Vielleicht werden einige Räume auch
der ägyptischen Abteilung überwiesen, die wirk-
lich an Raummangel leidet, weil sich die Leiter
nicht entschließen können, das künsderisch Wich-
tige vom nur ethnographisch Interessanten zu
trennen. Rechnet man allen diesen Räumen nun
noch die fünf Stockwerke hinzu, die hinter dem
Mittelbau liegen, die nur für Inschrifttafeln be-
stimmt sind, und die, nach Bodes Meinung, im Jahr
von fünf bis zehn Personen besucht werden dürf-
ten, da es sich um eine reine Lehrsammlung han-
delt, so hat man ungefähr einen Begriff von dem
methodischen Wahnsinn dieses ganzen Museums-
betriebs, der von Anfang an nur an das Prestige nach
außen, nie an die Meisterwerke und ihre stillen
Lebensbedingungen gedacht hat und der im Geiste
der wilhelminischen Epoche noch heuter weiter
geführt wird.
Der Neubau auf der Museumsinsel ist nur ein
Teil des Gesamtproblems. Zu gleicher Zeit mit
diesem Monumentalbau wurde in Dahlem noch
ein anderer Museumsbau geplant. Er sollte die
asiatischen Sammlungen des Museums für Völker-
kunde aufnehmen, daneben die Islamische Samm-
lung und das Museum für Ostasiatische Kunst, es
sollte also ein „Asiatisches Museum" werden.
Bruno Paul hat das Haus sympatisch unrepräsen-
tativ und sachlich entworfen und im Rohbau auf-
geführt. Dann ist jedoch durch Krieg und Re-
volution eine Stockung eingetreten und es haben
sich die Bedingungen von Grund auf geändert.
Das Kunstgewerbemuseum wurde frei, weil das
Schloßmuseum eingerichtet wurde; im alten Kunst-
gewerbemuseum wurden die Ostasiatischen Samm-
lungen und die prähistorischen Sammlungen des
Völkerkundemuseums untergebracht. Augenblick-
lich wird daran gearbeitet, das völlig verbaute
Museum für Völkerkunde im Innern umzugestal-
ten und die Sammlungen in Schau- und Lehr-
sammlungen zu zerlegen. Soweit sich schon ur-
teilen läßt, ist dieses Unternehmen gut geglückt.
Bei der Eröffnung wird darüber besonders be-
richtet werden. Der Bau Bruno Pauls in Dahlem
ist für die Lehrsammlungen notdürftig gebrauchs-
fähig gemacht worden, mit dem Vorbehalt, daß
später dort ein Institut für vergleichende Ethno-
graphie eingerichtet wird. Es ist ein Kompromis,
doch war dieses unter den gegebenen Umständen
nicht zu vermeiden. Es war von vornherein falsch,
ein Museum solchen Ausmaßes nach Dahlem zu
legen. Man rechnete vor dem Kriege illusionistisch
mit einer wachsenden Bevölkerungsziffer von zwölf
Millionen für Groß-Berlin und damit, daß Dahlem
dann dem Stadtzentrum nahe liegen würde. Das
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