Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0415
DOI issue:
Heft 10
DOI article:Scheffler, Karl: Das umgebaute Museum für Völkerkunde
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MUSEUM FÜR VÖLKERKUNDE, BERLIN. AUS DER OSTASIATISCHEN ABTEILUNG
worden sind, für die ausdrucksvolle Ornamentik,
für das phantastisch Groteske der Waffen, Masken
und Kultgegenstände, für diese ganze seltsame
Halbkunst, die zwar zweckhaft und kanonisch ge-
fesselt ist, nichtsdestoweniger aber auf die ur-
sprünglichsten Bildungstriebe des Menschen hin-
weist. Der Besucher spürt, daß man sich für ihn
angestrengt hat. Schließlich ist es sogar kein Nach-
teil, sondern ein Vorzug des umgebauten und ver-
wandelten Museums, daß stellenweis ein leises
Ingrediens von Sensation zu spüren ist. Die Ameri-
kaner haben es aufgebracht, auch die öffentliche
Sammlung dem Besucher etwas gewaltsam interes-
sant zu machen. Geschieht es auf Kosten der
Sachlichkeit, so ist es verwerflich. Geschieht es
aber, wie hier, mit Takt, im Dienste der Veran-
schaulichung und um die Wirkung mit Mitteln,
derer sich kein Gelehrter zu schämen braucht, zu
steigern, so ist es willkommen zu heißen. Alles
ist gut, was lebendig ist und Lebendigkeit erzeugt.
Das Kultusministerium hat mit diesem Umbau
und mit der energischen Anregung zur Neuauf-
stellung einen schönen Erfolg errungen; die Ab-
teilungsdirektoren haben, wenn auch in verschie-
denen Graden, bewiesen, daß sie die neuen Auf-
gaben des Museums sehr wohl verstehen, und daß
Gelehrsamkeit den produktiven Geschmack nicht
auszuschließen braucht. Wir haben hier neulich
schon auf die erfreuliche Initiative des Ministeri-
ums in allen Berliner Museumsfragen hingewiesen.
Es ist uns vielfach verdacht worden und man hat
wie es des Landes so der Brauch ist —
uns
vorgeworfen, beeinflußt zu sein. Diese Tat ist die
beste Rechtfertigung. Wenn in diesem Sinne alle
Berliner Museumsfragen erledigt werden, so wird
die Öffentlichkeit einen großen Gewinn haben.
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worden sind, für die ausdrucksvolle Ornamentik,
für das phantastisch Groteske der Waffen, Masken
und Kultgegenstände, für diese ganze seltsame
Halbkunst, die zwar zweckhaft und kanonisch ge-
fesselt ist, nichtsdestoweniger aber auf die ur-
sprünglichsten Bildungstriebe des Menschen hin-
weist. Der Besucher spürt, daß man sich für ihn
angestrengt hat. Schließlich ist es sogar kein Nach-
teil, sondern ein Vorzug des umgebauten und ver-
wandelten Museums, daß stellenweis ein leises
Ingrediens von Sensation zu spüren ist. Die Ameri-
kaner haben es aufgebracht, auch die öffentliche
Sammlung dem Besucher etwas gewaltsam interes-
sant zu machen. Geschieht es auf Kosten der
Sachlichkeit, so ist es verwerflich. Geschieht es
aber, wie hier, mit Takt, im Dienste der Veran-
schaulichung und um die Wirkung mit Mitteln,
derer sich kein Gelehrter zu schämen braucht, zu
steigern, so ist es willkommen zu heißen. Alles
ist gut, was lebendig ist und Lebendigkeit erzeugt.
Das Kultusministerium hat mit diesem Umbau
und mit der energischen Anregung zur Neuauf-
stellung einen schönen Erfolg errungen; die Ab-
teilungsdirektoren haben, wenn auch in verschie-
denen Graden, bewiesen, daß sie die neuen Auf-
gaben des Museums sehr wohl verstehen, und daß
Gelehrsamkeit den produktiven Geschmack nicht
auszuschließen braucht. Wir haben hier neulich
schon auf die erfreuliche Initiative des Ministeri-
ums in allen Berliner Museumsfragen hingewiesen.
Es ist uns vielfach verdacht worden und man hat
wie es des Landes so der Brauch ist —
uns
vorgeworfen, beeinflußt zu sein. Diese Tat ist die
beste Rechtfertigung. Wenn in diesem Sinne alle
Berliner Museumsfragen erledigt werden, so wird
die Öffentlichkeit einen großen Gewinn haben.
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