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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 10
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Auktionsnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0437

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REMBRANDT, BILDNIS DES SOHNES TITUS

AUS DER SAMMLUNG WARNECK

bewertet wird. So erschien im Rahmen der Bandli-Auktion
der Preis von 1450 Mark für den großen weißglasierten
Meißener Kriegselefanten von Kandier schon vergleichs-
weise erheblich. Die teuerste figürliche Porzellanplastik bei
Schüller war eine Ludwigsburger Gruppe eines Jägers und
einer Schäferin, die 730 Mark brachte. Dagegen kosteten
zwei große Meißener Teller aus der Frühzeit des achtzehnten
Jahrhunderts jeder etwa 1000 Mark.

Bedeutender als das Porzellan war das Glas und das
Silber der Sammlung Schüller. Ein schüner Glaspokal des
Nürnberger Meisters Hermann Schwinger war mit 1000 Mark
ebenso kaum zu hoch bewertet wie ein anderer Pokal von
Killinger, der 1270 Mark erzielte. Das kostbarste unter den
verkauften Silberstücken war ein Pokal mit den Relief-
bildern der Kaiser Maximilian, Karls V. und Martin Luthers,
der mit 9600 Mark zugeschlagen wurde. Im übrigen waren
recht gute Schalen und Becher des sechzehnten Jahrhunderts
für etwa 400 bis 1000 Mark ziemlich preiswert zu haben.

Gleichzeitig mit der Sammlung Schüller wurde endlich
bei Cassirer die Ostasiensammlung des Architekten Franz
Lissa versteigert. Die Sammlung enthielt im ganzen mehr
geschmackvolle Kleinigkeiten als bedeutende Einzelobjekte.
Vielleicht war gerade darum das Gesamtergebnis ein recht

günstiges, da für kleinere Ware sich Käufer
in grüßerer Zahl finden als für kostspieligere
Stücke. Immerhin erbrachte das besonders
schüne glasierte Pferd aus der Tang-Zeit mit
5000 Mark einen erstaunlich hohen Preis,
und auch das kleine marmorne Bodhisattva-
Küpfchen war mit 1600 Mark durchaus sei-
nem Wert nach bezahlt.

Die wichtigste Versteigerung ostasiati-
scher Kunst hat am 27. April bei Sigge
Bjürck in Stockholm stattgefunden. Es han-
delte sich um die Auflösung der bekannten
Sammlung des Herrn Klas Fähraeus, der an
seinem schönen Hause bei Stockholm einen
eigenen Anbau hatte errichten lassen, um
die im wesentlichen von Herrn Strehlneck
in Shanghai zusammengebrachten Schätze
chinesischer Kunst würdig unterzubringen.
Das Hauptstück war ein besonders edler
Kuanyin-Kopf aus der Tang-Zeit, der mit
15 000 Kronen den Hüchstpreis der Auktion
erbrachte. Den Kern der Sammlung aber
bildeten die Malereien, die zum Teil zwar
verschieden beurteilt, doch entschieden den
Durchschnitt sonst in europäischen Besitz
gelangter altchinesischer Bilder übertrafen.
Zu einer gewissen Berühmtheit war das
große Breitbild der acht schönen Frauen
von dem Ming-Meister Hua Hsüan gelangt,
das bei Fähraeus sehr wirkungsvoll aufge-
hängt, allen Besuchern der Sammlung er-
innerlich ist. Es erzielte in der Auktion
12 100 Kronen. Mit ziemlich hohen Preisen
wurden Gemälde bezahlt, die der Sung-
Zeit und zum Teil sogar der Tang-Zeit zu-
geschrieben waren, so ein angeblich aus
der Tang-Zeit stammendes Landschaftsbild taoistischer Be-
deutung, das 3700 Kronen brachte, ein Drachenbild der
Sung-Zeit mit 3500 Kronen, ein mehrfiguriges Bild mit Dar-
stellung des Kriegsgottes, ebenfalls als Sung katalogisiert:
4550 Kronen. Eine Winterlandschafr, Kopie nach WangWei,
kostete 3725 Kronen. Eine große figurenreiche Landschaft
im Stile des Ming-Meisters Ch'u-ying brachte 2760 Kronen.
Unter den Bronzen war neben einer kaum vor der Ming-
Zeit entstandenen, kuriosen figürlichen Komposition, die mit
5050 Kronen recht hoch bewertet wurde, nur ein schüner
dreifüßiger Opferkessel im Stile der Chou-Zeit bemerkens-
wert, der mit 4300 Kronen bezahlt wurde. Die keramische
Abteilung enthielt einzelne gute, aber kaum Stücke von
wesentlicher Bedeutung.

Noch einer dritten Versteigerung ostasiatischer Kunst-
werke muß wenigstens mit einem Worte gedacht werden:
sie fand Anfang Mai bei Helbing in Frankfurt statt. Das
Hauptstück war ein sitzender Marmorbuddha mit Resten der
alten farbigen Fassung, eine stattliche, etwa einen Meter hohe
Skulptur der späteren Tang-Zeit, die mit 11 500 Mark einen
Preis erzielte, der etwa der heutigen internationalen Schätzung
solcher auf dem Markt selten gewordener Stücke entspricht.
Ferner war eine Reihe guter Tonskulpturen, Grabbeigaben

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