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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 10
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0445

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Bildes hängt in einer Berliner Privatsammlung. Diese Va-
riante gehörte einst Bernt Grönvold. In der großen Van Gogh-
Ausstellung bei Paul Cassirer hingen die beiden Bilder ein-
ander gegenüber. Grönvold hatte seine Arlesienne schon
seit langem veräußert, aber sie war in Deutschland ge-
blieben, bis sie nun den Weg nach Amerika antrat.

Spitzwegfälschungen. In der Schweiz sind mehrere
Fälschungen von Bildern Spitzwegs festgestellt worden,
deren Ursprung wohl noch auf die berüchtigten Fälscher
in Hamburg zurückgeht. Es sind sehr geschickt gemalte
freie Kompositionen, mehr im Geiste Spitzwegs gehalten
als Kopien. Auch dieser bedauerliche Fall wäre zu ver-
meiden gewesen, wenn nicht wie bei dem Hamburger Pro-
zeß unberufene Experten sogar mit amtlichen Echtheits-
dokumenten geholfen hätten, die Wirksamkeit der Fälscher
zu unterstützen.

Finnische Ryen werden durch Vermittlung derArbeits-
gemeinschaft für deutsche Handwerkskultur im Lichthof des
alten Kunstgewerbemuseums gezeigt. Es sind Zeugnisse

einer echten, bodenständigen Volkskunst, und Finnland ist
mit Recht stolz auf diese Knüpfteppiche, die seit Jahr-
hunderten in Skandinavien heimisch, aus dem achtzehnten
und neunzehnten Jahrhundert in größerer Zahl erhalten
sind. Denn wenn Technik und Ornamentik die Herkunft
aus dem Orient deutlich erweisen, so sind fremde An-
regungen doch in einer höchst eigenartigen und selbständigen
Weise verarbeitet worden, eben im Sinne einer Volkskunst,
die alte Uberlieferungen länger zu bewahren pflegt als die
von schöpferischen Einzelpersönlichkeiten getragene Kunst,
die an den Hauptstätten kultureller Entwicklung zur Blüte
gelangt. Aus der festen Knüpfung orientalischer Teppiche
wird eine lockere Form, die im Orient kurz geschorene
Wolle hängt in langen Stoppen und gibt dem fellartig
weichen Gewebe einen feinen seidigen Glanz. Die Muster,
in denen östliche und westliche Motive sich durchschlingen,
bilden ein freies, großzügiges Ornament, das zum Träger
mit natürlichem Geschmack gewählter Farbenharmonien
wird. Die Ryen, die als Bettdecken dienten, gehörten zur
Ausstattung der Braut. Nicht ohne Glück wurde übrigens
neuerdings versucht, die alte Technik wieder zu beleben.

ADOLF MENZEL, SCHLAFENDES KIND. ZEICHNUNG

AUSGESTELLT IM VERLAG BRUNO CASSIRER

VIERUNDZWANZIGSTER JAHRGANG, ZEHNTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 20. JUNI. AUSGABE AM 1. JULI NEUN-
ZEHNHUNDERTSECHSUNDZWANZIG. REDAKTION KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER, BERLIN
GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON FR. RICHTER, G.M.B.H., LEIPZIG
 
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