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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 11
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Ahlers-Hestermann, Friedrich: Overbeck und sein Kreis: Ausstellung im Behn-Haus zu Lübeck
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0464

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beck auf den genialisch-harten Cornelius. Wir irren wohl
nicht in der Annahme, daß die ungeheure Macht des ge-
lebten Beispiels mehr als Wort und Theorie ihn bezwungen
hat. Dieser Einfluß mag fruchtbar gewesen sein in der Zu-
sammenarbeit an den Fresken der Casa Bartholdy, aber
was man an „nazarenischen" Bildern des Cornelius in Lübeck
sieht, wirkt wie ein Muskelmensch in zu engem Gewände.

nissen, wird der starre Mann endlich weich und dem Le-
bendigen aufgeschlossen. —

Ein reicher Kranz von Genossen umgibt in Lübeck diese
Drei, und die Grenzen des nazarenischen Ilauptthemas wer-
den bis zur Biedermeicrmalerei, der römischen Landschafter-
schule, der eigentlichen Romantik und der Illustration ge-
führt, aber nicht überschritten. Manche Entdeckung ist zu

FRIEDR. OVERBECK, OSTERMORGEN

Die Ausdrucksgeladenheit der Kopfe wird zur Grimasse, be-
sonders peinlich, wenn Sanftheit und Milde ausgedrückt
werden sollen, wie in der „Heiligen Familie". Doch gibt
es Einzelheiten von großer Schönheit, auch farbig (farbig
im Sinne einer emailhaften Miniatur). So auf der unvoll-
endeten „Grablegung" und den „Klugen und törichten Jung-
frauen", wo sich ein großartig konzipierter regenbogiger
Engel über die Allzublassen beugt. Besonders stark wirkt
der Saal mit seinen Zeichnungen: hier, in einigen Bild-

machen, manches liebliche Blatt freut uns auch bei den Ge-
ringeren und den Ausläufern, manches freilich enthält schon
gefährliche Keime des alsbald einsetzenden Verfalls zu leerer
Devotionalien-Malerei. —

Bei einem Rückblick auf die Ausstellung müssen wir
uns gestehen, daß Overbeck mit zweierlei nicht einverstan-
den wäre: nicht mit ihrer höchst geschmackvollen Einord-
nung in den heiter-weltlichen Klassizismus des köstlichen
Behn-Hauses, in dieses Denkmal einer Welt, die er geflohen

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