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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 11
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Mayer, August Liebmann: Münchner Glaspalast 1926
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0466

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„neuen Sachlichkeit" in Schweden und Österreich, in Frank-
reich und Deutschland nach bestimmten Rezepten, überall
sind es sechs bis sieben Gerichte, die uns aus den Küchen
der verschiedenen Nationen serviert werden, bald besser,
bald schlechter gekocht, bald mehr, bald minder schmackhaft.
Man sieht auch überall, wie mit Recht zu Ruhm gelangte
Künstler von bewußten oder unbewußten Nachfolgern nicht
nur nachgeahmt werden, sondern ihre Weise übersteigert,
nicht um-, sondern mit unzulänglichenMitteln überbildet wird.
Auch drängt sich die Überzeugung auf, daß der zahlreiche
moderne und modernste Kitsch eigentlich viel schlimmer ist

Münch und Van Gogh auf der einen Seite und Liebermann-
Sievogt auf der anderen Seite sich nicht nur äußerlich weitet.
Liebermann kommt mit älteren und neueren Arbeiten zu
Worte. Unter den jüngsten Arbeiten begeistern zwei Land-
schaften. Slevogt ist durch Hauptstücke aus verschiedensten
Epochen seiner Tätigkeit vertreten. Die in einem kleinen
Raum vereinigten Bilder wirken eindringlicher als die im
großen Saal auf der weißen Wand nicht voll zur Geltung
kommenden umfangreichen Kompositionen.

Der große Raum, den die Künstlergenossenschaft Egger-
Lienz eingeräumt hat, übt eine stärkere Kraft aus, als man

JULIUS SCHNORR VON CAROLSFELD, DER HEILIGE ROCHUS ALMOSEN VERTEILEND. ^17

als der alte, da er mit viel geringerem Können produziert
wird.

Aus der Riesenmenge von Künstlern ragen nur wenige
heraus. Am eindrucksvollsten ist Münch, der bei der Neuen-
Sezession neben älteren Bildern und Graphiken eine Reihe
neuer Arbeiten zeigt, monumental, kühn, zwingend in der
Form, von unvergeßlicher Sprache in der Farbe.

Die Van-Gogh-Ausstellung im Nachbarraum bietet gewiß
manches Schöne, doch läuft hier allzuviel Mittelgut mit
unter. Recht glücklich hat die Alte Sezession unter den
Werken Corinths ausgewählt. Es erweist sich die Stärke
dieser Kunst hier erst recht, wo dieser Corinrhsaal zwischen

sich gedacht hatte. So problematisch vieles an dieser Monu-
mentalkunst ist, so enthält doch jedes Bild zumindest sehr
schöne Partien, und es bleibt der Eindruck einer starken
Persönlichkeit von nicht alltäglichem ethischem Pathos.
Dankenswert ist auch die sehr umfangreiche Gedächtnisschau
des verstorbenen Holländers Breitner, dessen ungemein so-
lides Können gerade in München die ältere Generation
naturgemäß interessiert. Die Gedächtnisschau des Berliners
Hans Looschen bedeutet gewiß eine Aufmerksamkeit gegen
die Berliner Künstlerschaft, war aber in diesem Umfang
keineswegs notwendig, da dieser Maler früher stets an dieser
Stätte ausgiebig zu Worte gekommen ist.

Leider recht mäßig ist die Schweiz vertreten. Noch

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