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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 11
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[Kunstausstellungen]
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0480

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CAMILLE PISSARRO, LANDSCHAFT

AUSGESTELLT BEI M. GOLDSCHMIDT & CO., BERLIN
MIT ERLAUBNIS DER „SOCIETE DU DROIT d'äUTEUR AUX ARTISTES'

Heckel, Kars, Kubin, Großmann, Kokoschka, Beckmann,
Groß, Robert F.K.Schultz, Konrad Westermayer, Cäsar Klein,
Corinth und anderen. Unter den Trägern weniger bekannter
Namen fiellleinz Waldmüller mit Radierungen auf, Adolf Strube
mit Aquarellen und Adolf Jitz mit Landschaftszeichnungen.

Nicht nur im Kunstverein ist man um die Verbesserung
des Niveaus und um Belebung der Interessen bemüht. Gutes
ist auch über das von Dr. Dorner geleitete Provinzialmuseum
zu sagen, in dem jetzt alle wertvollen Sammlungen alter und
neuer Kunst vereinigt worden sind. Hierüber soll aber dem-
nächst besonders berichtet werden. K. Sch.

BERLIN

Im Kunstsalon Hartberg zeigte der Königsberger Maler
Freymuth einige Landschaften und ein Stilleben. Wir fin-
den die Arbeiten so gut, daß wir zwei abbilden. Freymuth
gehört zu den ostpreußischen Malern, die aus der guten Lehre
von Waldemar Rösler und Degner hervorgegangen sind. Man
hört hin und wieder von dem Plan einer Ausstellung mo-
derner ostpreußischer Malerei in Berlin sprechen. Es wäre
zu wünschen, daß dieser Plan verwirklicht wird. Man würde
dann sehen, daß in der jetzt abgetrennten deutschen Ost-
mark ein halbes Dutzend begabter junger Maler fast uner-'
kannt noch arbeiten, daß dort ein gesunder Nachwuchs vor-
handen ist. Man würde auch erkennen, welch guter Lehrer
Degner in Königsberg gewesen ist. Freymuths Bilder ge-
hören zum Solidesten und Frischesten, was in der letzten
Zeit öffentlich gezeigt worden ist. —

M. Goldschmidt & Co. stellen in ihren Ausstellungsräumen
am Tiergarten Bilder deutscher und französischer Maler des
neunzehnten Jahrhunderts aus, unter denen manches Gute
und einiges Ausgezeichnete zu finden ist. K. Sch.

DIE JUNGE KUNST IN ITALIEN
n dem Palazzo della Permanente zu Mailand
wurde im Frühjahr ein Querschnitt durch die
zeitgenössische italienische Kunst gezeigt. Es
soll eine Umschau sein über alle Möglichkeiten,
die das Land in seiner neuen Größe gewährt.
Deshalb versäumte die Leitung auch nicht, den
Bozener Egger-Linz und de Fiori einzuladen.
Eine lange Reihe in Paris lebender Künstler,
wie Bucci, Campigli, Cappiello, Licini, Paresce
und Tozzi vervollständigen das Bild der neuen
„italienischen" Kunst des zwanzigsten Jahr-
hunderts.

Wenn man die nahezu dreihundert Bilder
und Plastiken überschaut, kristallisieren sich
Kräfte heraus, die in dem Gedanken des neuen
faszistischen Italiens verwurzelt sind. Es ist
charakteristisch, daß Mussolini an erster Stelle
im Ehrenkomitee genannt wird. Damit ist nicht
gesagt, daß eine Kulturpropaganda und Ten-
denzkunst geschaffen wird; der Hauptakzent
liegt in dem Bewußtwerden der alten Tradition.
„Rückkehr Zur großen Komposition und Har-
monie der Farben", dies ist das Leitmotiv. Alle
Erwerbungen für die großen Galerien — es sind
ihrer nicht wenig — zeigen diesen neuen Stil.
Wenn man ein Schlagwort prägen will, so ist es
neue Renaissancegesinnung, die diese Kunst erfüllt, eine Rück-
kehr zu der Größe alter Meister, vielleicht auch eine „neue
Sachlichkeit", als Reaktion auf die Futuristen, die hier zuerst
begannen und heute, in dem kleinsten Kabinett der Ausstellung
zusammengedrängt, einem ruhmlosen Ende entgegensehen.

Das geistige und künstlerische Zentrum Italiens liegt heute
in Mailand. Es bedingt schon durch seine Lage und seine
Geschichte eine starke Wechselbeziehung zur französischen
Kultur. Auch heute noch sind Corot und Cezanne die geisti-
gen Paten der Mailänder Künstler. Rosso zeigt in sei-
nen Plastiken aus Stuck und Wachs Eindrücke Pariser Boule-
vards aus dem Anfang unseres Jahrhunderts. Agazzi, Funi
und Sironi sind lombardische Künstler. Sie wollen Leonardo
zu neuem Leben erwecken. Die Stilleben und Landschaften
von Dudreville und Carrä, von Ponagini und Fratelli, Salietti
und Tosi zeigen mehr oder weniger französischen Einfluß.
Die Plastiken von Bossi betonen das Dämonisch-Patholo-
gische. Die tänzerische Verzückung einer Madonna von Wild
ist nur verständlich bei der ausgebildeten Gebärdensprache
südlicher Völker.

Die römischen Künstler sind in geringerer Zahl vertreten.
Bilder von di Rocco sind in der pastosen Malweise der
Seicentisten gemalt. Bei Ceracchini steht die große Kom-
position in seltsamen Widerspruch zu der illustrativen Kolo-
ristik. Pieracchini zeigt LichtefFekte in der Art Renoirs. Die
Studienköpfe von Trifelgio erfüllt eine merkwürdige Schwer-
mut. Trobadori verschmilzt in seinen weiblichen Akten
hellenistisches Körpergefühl mit dem Pathos des Barock.

In Florenz entwickelt sich ein reicheres künstlerisches
Leben. Dort sind vor allem die Plastiker beachtenswert.
Andreotti und Balcamo-Stella, Boncinelli und Romanelli sind
die Führenden unter ihnen. Fritz Neugaß.

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