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Kunst und Künstler: illustrierte Monatsschrift für bildende Kunst und Kunstgewerbe — 24.1926

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Heft 11
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Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.7391#0485

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mit iooooo fr zugeschlagen werden, ein Sommertag von
Mönticelli mit 50000, ein Frauenbildnis der Berthe Morizot
mit 28500 fr. Landschaften von Guillaumin erzielten hier,
ähnlich wie auf der vorangegangenen Versteigerung, Preise
zwischen 10000 und 20000, gelegentlich bis zu 28000 fr.
Eine schöne Kirchenansicht von Utrillo wurde mit 50000 fr
erheblich höher als die durchschnittlichen Bilder, die wenige
Tage zuvor versteigert worden waren, bezahlt. Am inter-
essantesten war die Reihe der Werke von Toulouse-Lautrec,
deren teuerstes, eine Tänzerin auf der Bühne, mit 221000 fr
dem Höchstpreis der Auktion nahekam. Zwei Ilerrenporträts
brachten 60000 und 96000, die Frau mit rotem Haar 63000,
die Frau im Garten 70 000, la Goulue 65 000 fr. Sonderlich
hoch erscheinen allerdings auch diese Preise nicht, beson-
ders wenn man den Preis für ein Bild von Forain vergleicht,
das ebenfalls 70000 fr kostete. Erheblich gestiegen sind da-
gegen gute Aquarelle von Guys, von denen hier zwei mit
9000 und 12000 fr verkauft wurden.

Corot-Preise hörte man am 15. Juni bei Georges Petit,
wo dreizehn Bilder des Meisters zum Ausgebot gelangten.
Sie stammten sämtlich aus der Nachlaß-Auktion, und es war
nicht uninteressant, die Preise von damals mit denen von
heute zu vergleichen. Eine Landschaft mit Häusern am
Fluß, die seinerzeit mit mehr als 2000 fr sehr teuer ge-
wesen war, kostete jetzt 141000, der Park von St. Cloud,
der ehemals ganze 240 fr gebracht hatte, war jetzt mit
1 55000 eines der teuersten Stücke, das nur von dem Quai
in Rouen um 7000 fr übertroffen wurde. Das Porträt des
Henri Sennegon kostete 90000 fr, le silence 90000, eine
Ansicht von Rom 25000 fr.

Corot stand ebenfalls im Mittelpunkt der großen Ver-
steigerung französischer Graphik des neunzehnten Jahrhun-
derts, die am 8. Juni bei Gilhofer & Ranschburg in Luzern
stattfand. Das nahezu vollständige graphische Werk des
Meisters in guten und zum Teil vorzüglichen Drucken be-
deutete eine Seltenheit ersten Ranges, wie überhaupt diese
Sammlung ungewöhnlich durch ihre hervorragende Qualität
war. Das Ergebnis der Versteigerung kann man als ein
normales bezeichnen. Die Preise hielten sich im allgemei-
nen auf einer Höhe, wie man sie für besondere Drucke
auch vor dem Kriege in Paris anzulegen gewohnt war. Über-
raschungen gab es kaum, wenn auch gelegentlich einmal die
Schätzungspreise nicht unwesentlich überschritten wurden,
wie für die zwei Autographien Corots im 1. Zustand, die
Ruhe des Philosophen und die Familie in Terracina, die auf
2500 und 2000 fr geschätzt, mit 3650 und 3200 zugeschla-
gen wurden. Ein schöner Druck des 1. Zustandes der Ra-
dierung „Environs de Rome" kostete 1200 fr, ein eben-
solcher der „Paysage d'Italie" 900 fr. Von den Cliches-
Verres stieg keines über 400 fr, durchschnittlich waren sie
kaum teurer als 100 bis 150 fr. Neben Corot war Dau-
bigny besonders reich und gut vertreten. Überraschend
hoch wurden von ihm die zwei großen Hauptblätter, die
Schafhürde und die Furt, in prachtvollen Drucken des 1. Zu-
standes mit 3700 und 3100 fr bewertet. Dagegen blieben
die Preise für Daumier hinter den Erwartungen eher etwas
zurück. Man hat noch kaum in einer Versteigerung eine
ähnlich stattliche Reihe von Probedrucken gesehen, von
denen nur ganz wenige, häufig nur ein einziges Exemplar

existiert. Etwa 300 fr hat man schon vor dem Kriege für
solche Drucke in Paris anlegen müssen. Hier wurden sie
im Durchschnitt eher niedriger bezahlt, nur ausnahmsweise
stiegen sie bis zu 450 oder 500 fr, häufig dagegen wurden
sie mit wenig über 200 fr und sogar darunter zugeschlagen.
Auch die berühmte Rue Transnonain blieb mit 740 fr nicht
unerheblich hinter der Schätzung zurück. Auch die schönen
Drucke von Meryon wurden im ganzen recht billig verkauft.
Für 300 bis 500 fr hat man früher die berühmten Ansichten
von Paris in solcher Qualität kaum kaufen können. Besser
hielten sich die Preise für Millet, von dem „Le depart
pour le travail" 2900, „le paysan rentrant du furnier" 1500 fr
kostete, während die „Glaneuses" in einem schönen Abdruck
des 2. Zustandes für 500 fr verhältnismäßig billig zu haben
waren. Von Manet brachte der tote Torero in dem sehr
seltenen 1. Zustand 1000 fr, der Knabe mit dem Degen 220 fr,
die Lithographien „Bürgerkrieg" und „Barrikade" 200 und
230 fr, Preise, die angemessen schienen, obwohl sie hinter
den wohl reichlich hoch gegriffenen Schätzungen weit zurück-
blieben. Billig war auch die Folge der „Elles" von Toulouse-
Lautrec, die vor dem Kriege kaum für 865 fr zu haben war,
„le Tonneau", ein Blatt, das mit Recht beliebt, aber keines-
wegs selten ist, kostete 450 fr. Als besondere Rarität wurde
eine nur in diesem einzigen Abdruck bekannte Kaltnadel-
arbeit Rodins, „der sterbende Kentaur" mit 4300 fr zuge-
schlagen. Daß für Drucke von Forain ein Kreis von Samm-
lern noch immer steigende Preise anzulegen gewillt ist, er-
fuhr man in Luzern, wo Radierungen zwischen 450 und
1150 fr erzielten, ebenso wie auf der Auktion Decourcelles
in Paris, wo für seltene Blätter noch erheblich höhere Sum-
men angelegt wurden. Hier kostete die Pietä 12500, die
Kreuzigung 14500 und der Verlorene Sohn sogar 38000fr.
Möglicherweise war es ein Fehler, die hervorragende Samm-
lung französischer Graphik in der Schweiz zu versteigern.
In dem Pariser Inflationsklima wäre wahrscheinlich das Preis-
thermometer erheblich höher gestiegen.

Daß auch die große Ware in dem heutigen Paris ihre
Abnehmer findet, bewies die Auktion Dutasta, die als das
Hauptereignis der Saison zu verzeichnen ist. Erstklassiges
Mobiliar des Dix-huitieme, für das Amerika heute der Haupt-
abnehmer ist, wurde hier mit gewohnten Rekordpreisen be-
zahlt. Zwölf mit Tapisserien bezogene Fauteuils im Stil
Louis XV. erzielten nicht weniger als 1 220000 fr, ein Damen-
schreibtisch von Dubois 585000, ein Tisch in Einlegearbeit
mit Bronzebeschlägen 301000, ein Schreibtisch gleicher Art
200000, eine Kommode von Joseph 355000, ein Fauteuil
von E. Meunier 153000, ein Lit de Repos von Avisse 150000,
ein Ofenschirm von Jacob 129 000 fr. Von den Tapisserien
wurde ein Stück aus der Folge der Fetes Italiennes nach
Boucher mit 1652000, der Raub der Proserpina ebenfalls
nach Boucher mit 444000 fr. bezahlt. Nicht minder hoch
waren die Preise für Porträts des achtzehnten Jahrhunderts,
ein Damenbildnis von Latour kostete eine Million. Der
Kuriosität wegen mag notiert werden, daß das gleiche Bild
im Jahre 1897 für 31500 und im Jahre 1920 für 365000 fr
versteigert worden war. Zwei Kinderbildnisse von Drouais
erzielten 435000 und 601 000 fr. Endlich verdient der Preis
Erwähnung, der für einen Farbenstich von Debucourt „les
deux baisers" bezahlt wurde, er betrug 510000 fr.

VIERUNDZWANZIGSTER JAHRGANG, ELFTES HEFT. REDAKTIONSSCHLUSS AM 20. JULI. AUSGABE AM 1. AUGUST NEUN-
ZEHNHUNDERTSECHSUND ZWANZIG. REDAKTION KARL SCHEFFLER, BERLIN; VERLAG VON BRUNO CASSIRER, BERLIN
GEDRUCKT IN DER OFFIZIN VON FR. RICHTER, G. M.B. H., LEIPZIG
 
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